Im Grunde genommen hat es für Hollywood-Verhältnisse ziemlich lange gedauert, bis sich jemand an einen "richtige" Neuauflage von Coopers Fantasy-Klassiker gewagt hat (gewisse US-Remakes und Japano-Verhunzungen blende ich jetzt einfach aus, obwohl es mir leider immer noch nicht gelungen ist, sie dauerhaft aus meinem Gedächtnis zu löschen). Doch die Zeit wurde sozusagen gut genutzt. Um es mal ein wenig unfein auszudrücken: This movie is a fucking masterpiece! Er hat Humor, er hat Tragik, er ist spektakulär - und, wie man es von Peter Jackson gewohnt ist, mit unheimlich viel Schwung - im übertragenen und im Falle der Kamerafahrten auch mal wieder im wörtlichen Sinne - inszeniert.
Daß Kong erst nach fast anderthalb Stunden zum ersten Mal auftaucht, stört überhaupt nicht. Auch die Zeit davor vergeht dank herrlicher Dialoge, exzellent gespielter Charakterszenen und der absolut fantastischen Thirties-NYC-Rekonstruktion wie im Flug. Tatsächlich hätte man - wenn überhaupt - eher aus den zahllosen Actionszenen hier und da etwas herauskürzen können. Manches wirkt ein ganz klein wenig so, als wäre es nur in diesem Film, weil es im Original so etwas ähnliches gab. Aber das sei dem guten Peter gegönnt, denn das Wort Langeweile kam mir nicht ein einziges Mal in den Sinn. Im Gegenteil: Daß der Film drei Stunden auf die Waage bringt, merkt man ihm nicht wirklich an. Wer mit absoluter Unglaubwürdigkeit - ich meine jenseits des großen Affen - in einem absichtlich "over the top" gestalteten Fantasy-Abenteuer (der Herr der Ringe war "realistisch" dagegen) leben kann, dürfte mehr als nur seinen Spaß haben.
Leider ist nicht jeder Effekt wirklich allererste Sahne, vermutlich nicht zuletzt aufgrund der sehr knappen Produktionszeit. Dafür sind alle Szenen mit Kong absolut atemberaubend - von der Animation bis zu seiner ausdrucksstarken Mimik, was für alle anderen "Imperfektionen" vollauf entschädigt. Einiges ist noch spektakulärer als Revenge of the Sith, doch Georges Film verharrt dafür eben etwas gleichmäßiger auf seinem extrem hohen visuellen Niveau. Diese beiden Filme sind aber unter dem Strich so nahe beieinander, daß sie sich dieses Jahr definitv um den Visual Effects-Oscar balgen werden. Was auch immer als Nummer Drei nominiert wird, dürfte zu einem Dasein als bloßes Füllmaterial verdammt sein.
Daß Kong für Peter Jackson eine absolute Herzensangelegenheit war, merkt man nicht zuletzt an den vielen liebevollen Anspielungen auf das Original - nicht nur in der Handlung, sondern auch in einigen Details und ironischen Verweisen in den Dialogen, wie z.B. der Erwähnung, daß eine gewisse Fay gerade mit Cooper einen Film für RKO drehe...
Mein Fazit: Wenn man in diesem Jahr nur noch einen Film sehen will, dann muß es eigentlich Kong sein. Peter Jackson unterstreicht erneut seinen Anspruch auf den Thron auf dem Blockbuster-Olymp.
Grüße von
ButtSeriously
In memoriam PC Player 1/93 - 6/2001