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Alex
Großer Meister
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Sideways

Fr, 4. Feb 2005, 10:00

Als absoluter Überraschungsfilm gilt "Sideways" von Regisseur Alexander Payne, der zuvor "About Schmidt" gedreht hat. Massig gute Kritiken, ein Platz in der imdb Top 250 und fünf Oscar-Nominierungen inklusive beste Regie und bester Film - nicht schlecht für einen "Indie Film". Um ehrlich zu sein, bin ich jedoch ziemlich enttäuscht und konnte mich einfach nicht für die Charaktere erwärmen.

Die Story kompakt: Miles (wieder gut: Paul Giamatti - siehe "Amercan Splendor", zweifelsohne der bessere Film) ist ein Einsiedler, dessen Leidenschaft der Wein ist. Hier und da (mit Geld, das er von seiner Mutter klaut) entflieht er der Stadt Richtung "Wine Country" im Norden Kaliforniens. Wo nun sein alter Freund Jack (Thomas Haden Church, sonst immer nur Nebendarsteller, zu recht) bald heiratet, nimmt er ihn für eine Woche mit. Es stellt sich schnell heraus, dass die beiden nicht grad kompatibel sind - Jack will Action, hat wenig übrig für Wein und die Landschaft und will (na klar) vor seiner Heirat noch mit einer anderen Frau ins Bett. Schnell macht er ein Doppeldate gegen den Willen von Miles, der den Verlust seiner Ex-Frau mit Alkohol bekämpft, klar und die Geschichte nimmt ihren Lauf.

Es ist nicht so, als seien die beiden männlichen Charaktere unglaubwürdig - jedenfalls nicht für mich. Ich habe einen sehr alten Schulfreund mit dem ich auch mehrfach auf Reisen war und ein leibhaftiger Jack ist (ok, fairerweise: war. Im Alter von 34 ist er nicht mehr ganz so wild und bestimmt auch nicht so ein völliger Loser wie diese Filmfigur, aber emotional ähnlich gestrickt). Jack ist durch und durch unsympathisch und für mich (der solche Situationen kennt) einfach unausstehlich. Unverständlich, dass eine Frau tatsächlich auf seine plumpen, regelrecht ekligen Annährungsversuche eingeht, aber der Film will es so.

Auch Miles macht es einem nicht leicht, denn auch ihm spendiert das Drehbuch das kaum nachvollziehbare Interesse einer Frau, um die Vierecksgeschichte richtig ins Rollen zu bringen. Für den Zuschauer ist er bestimmt die sympathischere Figur, aber mich haben beide ziemlich kalt gelassen.

Nicht alles an dem Film ist schlecht, es gibt durchaus erinnerungswürdige Szenen. Aber ich fühlte mich insgesamt weder gut amüsiert noch bewegt von den Geschehnissen. Wie schon gesagt möge es zum Teil daran liegen, dass ich einen "echten" Jack kenne, die Wendung der Story daher für mich vollkommen vorhersehbar war und statt mitzuleiden dachte ich nur, "geschieht Dir ganz recht" (wer das jetzt nicht versteht: ich will nicht die ganze Story preisgeben).

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