Ssnake hat geschrieben:Vielleicht liegt hier ein Mißverständnis vor.
Zunächst finde ich die Bezeichnung "Antikriegsfilm" heuchlerisch, weil es sich eben auch um Kriegsfilme handelt.
Zweitens finde ich Argumentationen nach der Art, daß erst reichlich Gedärm im Bild dem Zuschauer die Botschaft vermitteln, daß Krieg schrecklich ist, a) ausgelutscht (und durch ständige Wiederholung wird's nicht besser), und b) auch unzutreffend. Der klassische Zombie-Metzelfilm zeigt schließlich auch reichlich innere Organe und spricht damit wohl das an, was klassische Römer zum Gladiatorenkampf trieb - es ist eine barbarische, primitive Form der Erbauung, nicht aber der Abschreckung. Zumindest braucht der denkende Mensch sicher keinen Anblick von Innereien um zu erkennen, daß Krieg mit einer Menge Unannehmlichkeiten verbunden ist.
Das kann viel besser durch Psychoterror vermittelt werden: Gerade Stanley Kubrick ist hier zweimal zur Hochform aufgelaufen. In Full Metal Jacket ist die erste, von Gunnery Sergeant Hartman im wahrsten Sinne des Wortes dominierte, Hälfte die klar bessere und einprägsamere, obwohl doch gar keine Granate explodiert: Der Krieg wird in Form der Ausbildung suggestiv in die Köpfe des Publikums verlagert, und entfaltet dort seine Wirkung. Auf andere Weise ist "Wege zum Ruhm" wirkungsvoll, weil er das zynische Spiel der Generäle inszeniert. Frei von Mitgefühl und ohne die entfernteste Rücksichtnahme läßt man zum Sterben antreten. Die Kampfszenen sind, selbst unter Berücksichtigung der Beschränkungen der damaligen Tricktechnik, nicht übermäßig beeindruckend. Wiederum ist es der Blick in den seelischen Abgrund, der uns schaudern läßt.
Drittens: Ich unterscheide nicht zwischen Kriegs- und Antikriegsfilmen, sondern zwischen guten und schlechten Kriegsfilmen. Schlechte Kriegsfilme sind typischerweise so schwiemeliger John Wayne-Heldenkrampf, der ja gern auch die Grenze zum platten Propagandafilm querte - man denke nur an den Trashfilm "Die grünen Teufel vom Mekong". Gute Kriegsfilme können sich der Terrorisierung des Publikums verschreiben, oder auch zeigen, wie die Erfahrung des Gefechts zugleich die besten und schlimmsten Seiten des Menschen zum Vorschein bringt. Beispiele dafür sind die von Dir angesprochenen "Band of Brothers", auch "Black Hawk Down". In den letzten Jahren ist speziell im amerikanischen Kino auch der Versuch gelungen, Elemente des Dokumentarfilms in die filmische Erzählung zu übernehmen - wiederum wären "Blackhawk Down" zu nennen, auch "Wir waren Helden" (was für eine verzerrende Übersetzung des Originaltitels...)
Der klassische Zombie-Metzelfilm zeigt schließlich auch reichlich innere Organe und spricht damit wohl das an, was klassische Römer zum Gladiatorenkampf trieb - es ist eine barbarische, primitive Form der Erbauung, nicht aber der Abschreckung.
Abdiel hat geschrieben:Ich muss zu meiner eigenen Schande gestehen, dass ich bisher beide Versionen immer wieder verpennt habe. Warum kommen die auch immer so spät im Deutschen Fernsehen?
Abdiel hat geschrieben:Der klassische Zombie-Metzelfilm zeigt schließlich auch reichlich innere Organe und spricht damit wohl das an, was klassische Römer zum Gladiatorenkampf trieb - es ist eine barbarische, primitive Form der Erbauung, nicht aber der Abschreckung.
Wären nicht die letzten paar Worte, ich könnte Dir für diese Äusserung ins Gesicht springen. Wenn man eine Sache nicht versteht und auch nicht zu ergründen vermag, sollte man auch darüber schweigen, als einfache und, meinesachtens, dumpfe Parolen zu schmettern.
Es soll Leute geben, die Gefallen an derbem und morbiden Humor finden. Es geht dabei nicht darum, den Blutdurst zu stillen oder alte, unterbewusste Triebe zu befriedigen, nein man sieht es als Abendunterhaltung wie jeden anderen Film. Ich finde den sogenannten "Heimatfilm" sehr fiel perverser und teilweise abstossender, als jede Splatterorgie, die ich bisher gesehen habe, dennoch werde ich mich hüten ein Urteil darüber zu fällen.
Aber vielleicht hast Du auch nur wieder ein kleine Randgruppe herangezogen, um Deine Argumentation zu untermauern. Das wäre dann natürlich tragisch (für mich), wenn auch nicht ungewohnt. Sowas kriegt man nämlich andauernd zu hören...
Ssnake hat geschrieben:Was ich ausdrücken wollte war, daß Metzelszenen in Kriegsfilmen die Botschaft, daß "Krieg die Hölle" sei, durchaus nicht wirksamer transportieren als herkömmlicher Psychoterror, wie er in Apocalypse und Full Metal Jacket und anderen guten Filmen des Genres produziert wird.
spitfire hat geschrieben:Ich will damit nun nicht sagen, Private Ryan sei wegen dieser Szene ein erstklassiger Film, ...