Dirty Harry hat geschrieben:Ich fand den Piloten auch klasse, allerdings hatte ich so den Eindruck man konnte sich nicht so recht zwischen Satire und Ernst gemeint entscheiden. Ein paar Dinge waren ja Rabenschwarz, anderes recht einfühlsam und eher "Soap"-mäßig.
Dieses Alternatieren zwischen Witz und Ernst ist mit Sicherheit völlig beabsichtigt. In dem Bereich ist mittlerweile ein echtes Sub-Genre entstanden, das branchenintern den Namen "Dramedy" erhalten hat, der mit aus irgendeinem Grund immer einen kalten Schauer den Rücken herunterjagt.
Angefangen hat dieser Trend in mehreren Phasen Anno '92 mit Mad About You, das als erste Serie eine deutliche Vermischung der beiden Gegenpole wagte (ausgenommen Twin Peaks, das aber in eine etwas andere Richtung geht), indem es Folgen und sogar ganze Staffeln auf einen dramatischen bzw. emotionalen Höhepunkt enden lies statt auf einen komischen, wie es bis dahin eine eiserne Genre-Regel der Sitcom war. Diese Grundidee spaltete sich dann in mehrere Seitenarme auf, die entweder auf primär Comedy, wie z.B. Ally McBeal, oder primär Drama setzen, wie z.B. das großartige, leider nicht nach Deutschland gekommene The West Wing, wo ein klassisches "Workplace-Drama" ähnlich ER mit deutlichen Comedy-Elementen gekreuzt wurde. Six Feet Under stellt halt eine weitere, sehr interessante und auch eigenständige Ausprägung dieses Bereichs dar.
Doc SoLo hat geschrieben:Hmm, das meiste andere Serienzeug wo ich bisher reingeschaut habe kommt halt interlaced rein. Zwischen Soaps und echten Serien hab ich zugegebenermaßen nicht unterschieden. Aber diesen matschigen Video-look kennt man ja durchaus auch von höherwertigen US-Serien (z.B. die frühen TNG). Wenn die tatsächlich alle auf 35mm gedreht wurden kann man nur sagen: Was für eine Verschwendung!
Die aus diesem Schnittprozess resultierenden Bilder waren ja leider auch interlaced - eben typische, meist noch analoge Videotechnik Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre. Ein völlige Verschwendung war der Dreh auf 35mm allerdings trotzdem nicht, da sich so doch erheblich bessere Farben ergaben, als wenn man gleich auf Video gedreht hätte.
Doc SoLo hat geschrieben:In welchem Format wurde es denn aufgezeichnet?
Six Feet Under wurde in dem in den USA bei 35mm-Fernsehproduktionen üblichen "Academy Flat"-Format (1.85:1) aufgezeichnet, das auch bei vielen Kinofilmen eingesetzt wird. Im TV ist es seit jeher sehr beliebt, weil es von allen gängigen Kinoformaten sowohl dem alten 4:3 von NTSC, als auch dem neuen 16:9 von HDTV am nächsten kommt. Beim Dreh haben dann Kameraleute und Regisseur auf ihren Bildschirmen/Suchern eine 16:9-Maske, damit sie wissen, was letztendlich auf dem Bildschirm zu sehen sein wird - womit man 16:9 als das de facto Format angeben könnte.
Die einzige Alternative für HDTV-Produktionen ist im Moment die Sony 24p, eine eigentlich für den Kinomarkt entwickelte Digitalkamera, mit der Attack of the Clones als erster Film aufgezeichnet wurde. Dies ergibt natürlich das beste Bild überhaupt (außerdem kann man gleich exakt in 16:9 aufzeichnen) und hat Produktionvorteile. Wegen der hohen Hardwarepreise werden bislang aber nur Enterprise und einige teure Miniserien, wie z.B. Children of Dune, so produziert.
Doc SoLo hat geschrieben:Und genau da sehe ich mich seit letztem Wochenende (dem Zeitpunkt der Inbetriebnahme meiner DVB-Karte) jeglicher Zuversicht beraubt.
Da bin ich mit Dir einer Meinung. Das europäische HDTV-System D2-MAC ist bei den Sendeveranstaltern nie auf große Gegenliebe gestoßen. Vor allem die Idee der EU, Fernsehen in Zukunft über leistungsstarke Broadcast-Satelliten auszustrahlen, wurde frühzeitig zugunsten von den billigeren, mittelstarken Kommunikationssatelliten aufgegeben - und jetzt hängt man hier halt mit dem Quasi-Standard Astra herum, der nicht leistungsfähig genug ist, um die momentane Kanalbandbreite in HDTV (oder eben auch nur vernünftigem PAL) auszustrahlen.
Die größte Hoffnung in diesem Bereich sind sicherlich die HD-DVD und die Blue-Ray-Disc, auf denen Columbia und Paramount ab Herbst nächsten Jahres weltweit Filme in HDTV anbieten wollen. Wenn die Leute erstmal auf den Geschmack kommen, bewegt sich vielleicht doch noch etwas, denn obwohl es schon ein paar Monate her ist, seitdem ich dank des schonmal erwähnten Bekannten bei Paramount die Enterprise Episoden "The Expanse", "The Xindi" und "Anomaly" als HDTV-Originale gesehen habe, hängt meine Kinnlade immer noch am Boden.
Grüße von
ButtSeriously
In memoriam PC Player 1/93 - 6/2001