Wenngleich ich die Beobachtung, daß das deutsche Publikum im Durchschnitt viel eher bereit ist, sich mit der Standard-Auflösung zufrieden zu geben als das amerikanische, nicht ganz verkehrt ist, sollte man doch ein, zwei Begleitfaktoren zusätzlich bedenken.
Erstens: Die PAL-Auflösung wird in Deutschland im Durchschnitt besser ausgenutzt als die NTSC-Auflösung in den USA. Dort dominieren (bislang - wird gerade umgestellt) für die Network-Ausstrahlung nach wie vor terrestrische Analog-Signale von ausgesprochen bescheidener Qualität: Sie haben oft matschige Farben, wenig Kanten- und Detailschärfe und sind, wenn man gerade am falschen Ort wohnt, hochgradig störungsanfällig. Da ist der Unterschied beim Umstieg auf digitales HDTV natürlich noch um einiges gewaltiger und das Kaufargument entsprechend stärker.
Zweitens: Der deutsche Kunde wird leider doch oft noch Opfer von Fehlinformationen. Das von Astra ins Leben gerufene "HD-Ready"-Siegel war eine prima Idee, wird aber leider von einer ziemlich großen Herde schwarzer Schafe mißbraucht, da viele HDTVs zwar die physikalischen Voraussetzungen für 720p erfüllen, aber Probleme mit der Verarbeitung der Kopierschutzsignale haben. Folge: Der Bildschirm bleibt schwarz. Ich nenne das jetzt einfach mal Betrug. Hinzu kommt Schlamperei, z.B. bei den HD-Decodern für Premiere: Wenn die nicht nach einer Sekunde eine Rückmeldung vom Darstellungsgerät bekommen, daß dieses die Kopierschutzstandards erfüllt, wird das Bildsignal gesperrt. Dumm ist dabei nur, daß manche Beamer nun einmal zwei Sekunden brauchen, um diese Rückmeldung zu leisten...
In den USA ist High-Def-Fernsehen bislang eine sehr viel einfachere Angelegenheit: Nicht nur gibt es sieben völlig kostenlos terrestrisch empfangbare HDTV-Kanäle - NBC, ABC, CBS, FOX, WB, UPN, PBS - auch die Technik ist unkompliziert: Einfach eine HD-Box kaufen, an die Hausantenne und gegebenfalls den Kabelanschluss stöpseln und das ganze per Komponentenkabel mit dem HDTV-Gerät verbinden: fertig.
Grüße von
ButtSeriously
In memoriam PC Player 1/93 - 6/2001