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Chellie
ray: war es deiner meinung nach in ordnung, kafkas werke gegen seinen willen zu veröffentlichen?
ray hat geschrieben:Ich sag' ja nicht, man soll die Lehrpläne verbrennen. Aber wenn es eine Methode gibt, den Schülern die Klassiker zu verleiden, dann die, pro Buch ein halbes Jahr Unterricht zu verschwenden, in dem man auch noch im letzten Halbsatz nach biographischen Bezügen sucht. Damit erreicht man letztlich das genaue Gegenteil dessen, was Ziel sein sollte: Literatur in erster Linie als eine geistreiche und anregende Form der Unterhaltung zu verstehen. Ein Fontane ist ja vor allem deswegen Klassiker geworden, weil er es verstanden hat, unterhaltsam zu erzählen. Peter Bichsel hat das nur in begrenztem Maße drauf und wird daher auch schneller vergessen.Das mit dem Lesen nach Lustprinzip ist so eine Sache.
Das mag ja die Idee des humanistischen Gymnasiums sein, die Pisa-Studie zeigt doch aber, daß genau das Gegenteil erreicht wird. In keinem OECD-Land ist die Schere der Schülerleistungen so weit gespreizt und so deutlich vom wirtschaftlichen Hintergrund der Familie abhängig wie in Deutschland.Klar, jemand der gebildete Eltern und zu Hause Zugriff auf eine halbwegs gut sortierte Bibliothek hat, der wird natürlich von alleine anfangen auch mal ein gutes Buch in die Hand zu nehmen und der braucht den Deutsch LK im Grunde nicht mehr zu besuchen. Aber das ist eben nicht immer der Fall und die Idee unserer Schulen die, daß nicht nur einer kleinen Elite die "Schätze" der höheren Bildung zugänglich sind, sondern allen, die den höheren Schulweg absolvieren.
Wer bestimmt denn, was als "anspruchsvoll" zu gelten hat?Wenn man hier als Hauptkriterium jedoch den Spaß betrachtet, kommt man nicht weit, denn eben nur denjenigen, die von elterlicher Seite an anspruchsvollere Literatur herangeführt worden sind, wird es Spaß machen, die "Wahlverwandtschaften" von Goethe oder Ähnliches zu lesen.
Einverstanden, obwohl sich so ein Proseminar vermutlich über zwei Semesterwochenstunden erstreckt, also 36 Stunden. Ich vermute, bei geeigneter Auswahl von Fernsehsendungen einschließlich einständiger Nacharbeit ließe sich auch einiges vermitteln.Im übrigen würde ich den Wert germanistischer Proseminare nicht ganz so gering veranschlagen, da lernt man sicherlich mehr, als wenn man 90 Mintuen lang Fernsehen guckt oder Soldier of Fortune spielt.