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Sa, 7. Dez 2002, 11:59

Ich vesuche mich jetzt mal an zwei Kurzkritiken zu aktuellen Soundtracks. :)

- The Lord of the Rings: The Two Towers von Howard Shore

Hier erwartet den Käufer eine Mischung aus (überarbeitetem) Bekanntem und einer Reihe neuer Stücke/Themen. Zunächstmal zum bekannten: Einige aus dem ersten Teil vertraute Sequenzen kommen wieder vor: Das Thema der Fellowship, der Uruk-Hai oder der Rivendell-Elfen zum Beispiel. Aber zumindest das Uruk-Hai-Thema ist halb neu, denn Shore hat den IMHO größten Kritikpunkt des letzten Soundtracks beseitigt: Daß die verschiedenen Themen instrumental zu gleichförmig waren. Die Orks haben nun einige zusätzliche Klänge verpaßt bekommen, die ihre Wildheit besser herüberbringen und deutlicher vom Standard-Böse-Thema abheben.
Wirklich gelungen sind auch Stücke wie "The Riders of Rohan" (das sich ebenfalls sehr gut von anderen Theman abhebt), "Helm's Deep". "Forth Eorlingas" und "Isengard Unleashed".
Etwas unrund klingt, wenn es einfach nur um Musikgenuß geht, der "Treebeard"-Track, aber wenn ich bedenke, auf was für eine Figur er angewendet wird, dürfte es im Film recht gut funtionieren.
Die große Überraschung des Albums ist für mich der Endtrack "Gollum's Song", denn immer wenn sich in orchestralen Soundtracks ein Stimme zum Gesang erhebt, schnellt meine rechte Augenbraue erstmal skeptisch hoch, als wär ich Mister Spock. Aber nicht nur daß der Text hervorragend zu Gollums zerrissener Psyche paßt, er ist auch noch mit einer Melodie unterlegt, die mir wohlige Schauer über den Rücken jagt.
Fazit: Ein rundum gelungener Soundtrack, aber deutlich düsterer als der des Vorgängers - was aber gut funktioniert.

- Star Trek - Nemesis von Jerry Goldsmith

In vielerlei Hinsicht ganz anders als der TTT-Score: Weniger epische Breite, statt dessen eine ganze Reihe elektronischer Elemente, die aber nicht unangenehm hevorstechen, sondern sich homogen in den orchestralen Teil einfügen.
Einzelne Tracks will ich gar nicht besprechen, denn sie sind alle miteinander Spitze. Eine interessante Mischung aus düsteren Atmosphäre-Stücken, harter Action-Musik und emotionalen Tönen. Absolut genial ist ohne Zweifel die kurze "Remus"-Sequenz im ersten Track, die den geheinmnisvollen Charakter der Romulaner perfekt rüberbringt.
Hier und da spielen auch bekannte Themen an, und zwar nicht nur die Fanfare und das Motion Picture-Thema, sondern auch Elemente der Titelmelodien aus First Contact und Insurrection - für den Fall, daß Nemesis tatsächlich der letzte STTNG-Film wird, hat Goldsmith also schonmal eine musikalische Abschiedstour unternommen - ohne die Referenzen dabei zu übertreiben, so daß man den Eindruck bekäme, er hätte sich nur Arbeit ersparen wollen.
Fazit: Probehören. Nicht, weil ich an dem Soundtrack was auszusetzen hätte (ich finde ihn einfach nur klasse), aber ich habe von manchen Leuten gehört, daß es sie etwas stört, kein so klares Titelthema wie in First Contact oder Insurrection vorzufinden. Mir egal, aber der Soundtrack ist ein wenig umstritten.

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fflood
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Mo, 9. Dez 2002, 12:11

ButtSeriously hat geschrieben:
Weniger epische Breite, statt dessen eine ganze Reihe elektronischer Elemente, die aber nicht unangenehm hevorstechen, (...)


Verstehe ich jetzt nicht: Warum sollten sie das tun? Übrigens hatte die Musik der Serie auch relativ viele elektronische Elemente.
 
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Mo, 9. Dez 2002, 17:51

fflood hat geschrieben:
ButtSeriously hat geschrieben:
Weniger epische Breite, statt dessen eine ganze Reihe elektronischer Elemente, die aber nicht unangenehm hevorstechen, (...)


Verstehe ich jetzt nicht: Warum sollten sie das tun? Übrigens hatte die Musik der Serie auch relativ viele elektronische Elemente.


Ich sage nur: Elektronische Gitarren beim 3. Track von SW Episode II. Höre, und du wirst wissen, was ich meine. ;)

Die TNG-Musik hatte übrigens praktisch KEINE elektronischen Elemente (Dokumentation auf den DVD-Boxen)!

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Di, 10. Dez 2002, 10:22

ButtSeriously hat geschrieben:
Die TNG-Musik hatte übrigens praktisch KEINE elektronischen Elemente (Dokumentation auf den DVD-Boxen)!


Wirklich? Einige der Scores der frühen Folgen klangen für mich stellenweise doch recht elektronisch. Aber vielleicht haben mir meine Ohren da einen Streich gespielt.

Ich werde übrigens nie verstehen, warum ausgerechnet Science-Fiction-Filme pompöse Orchester-Soundtracks haben müssen.
 
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ButtSeriously
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Di, 10. Dez 2002, 18:40

fflood hat geschrieben:
Wirklich? Einige der Scores der frühen Folgen klangen für mich stellenweise doch recht elektronisch. Aber vielleicht haben mir meine Ohren da einen Streich gespielt.


Lag bestimmt am quäkigen Monoton. :lol:
Aber Jerry Goldsmiths Soundtracks zu First Contact und Insurrection arbeiten tatsächlich viel mit Synthesizer-Klängen.

fflood hat geschrieben:
Ich werde übrigens nie verstehen, warum ausgerechnet Science-Fiction-Filme pompöse Orchester-Soundtracks haben müssen.


Das haben wir George Lucas zu verdanken. Als Star Wars erschien, war bei praktisch allen SF-Filmen elektronische Musik üblich - Lucas hielt das bei SW jedoch aus zwei Gründen für unangebracht:
1. Er wollte den emotionalen Aspekt der Story durch die Musik betonen und hielt hierfür eine, wie er es formulierte, "romantische Sinfonie" für geeigneter als Synthesizer-Klänge.
2. Da der Film in der optischen Gestaltung und in der Story eher fremdartig wirkt, wollte er auf akustischer Ebene etwas vertrautes entgegensetzen - und da bot sich orchestrale Musik nunmal an. Das gleiche hat Sounddesigner Ben Burtt ja auch beim Ton gemacht: Star Wars verwendet ausschließlich(!) Mischungen aus realen Tönen.
Tja, und wie das mit Trendsettern so ist - alle ahmen sie nach, und deshalb sind seitdem Orchester-Soundtracks bei SF-Filmen üblich. Ganz getreu dem Motto: Warum eigene Gedanken machen, wenn das schon jemand anders für uns übernommen hat. ;)

Ich persönlich mag, je nach Einsatzgebiet, beides - es muß nur passen. Die Orchester-Soundtracks von Star Wars sind genauso passend, wie Vangelis' Blade Runner Musik.
Es hängt halt mehr vom Feingefühl der Komponisten/Musiker als vom verwendeten Stil ab - der Dune-Soundtrack von Toto gehört für mich zum Besten, was das SF-Genre so an Musik hervorgebracht hat. :)

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Di, 10. Dez 2002, 19:11

ButtSeriously hat geschrieben:
fflood hat geschrieben:
Wirklich? Einige der Scores der frühen Folgen klangen für mich stellenweise doch recht elektronisch. Aber vielleicht haben mir meine Ohren da einen Streich gespielt.


Lag bestimmt am quäkigen Monoton. :lol:
Aber Jerry Goldsmiths Soundtracks zu First Contact und Insurrection arbeiten tatsächlich viel mit Synthesizer-Klängen.

fflood hat geschrieben:
Ich werde übrigens nie verstehen, warum ausgerechnet Science-Fiction-Filme pompöse Orchester-Soundtracks haben müssen.


Das haben wir George Lucas zu verdanken. Als Star Wars erschien, war bei praktisch allen SF-Filmen elektronische Musik üblich - Lucas hielt das bei SW jedoch aus zwei Gründen für unangebracht:
1. Er wollte den emotionalen Aspekt der Story durch die Musik betonen und hielt hierfür eine, wie er es formulierte, "romantische Sinfonie" für geeigneter als Synthesizer-Klänge.
2. Da der Film in der optischen Gestaltung und in der Story eher fremdartig wirkt, wollte er auf akustischer Ebene etwas vertrautes entgegensetzen - und da bot sich orchestrale Musik nunmal an. Das gleiche hat Sounddesigner Ben Burtt ja auch beim Ton gemacht: Star Wars verwendet ausschließlich(!) Mischungen aus realen Tönen.
Tja, und wie das mit Trendsettern so ist - alle ahmen sie nach, und deshalb sind seitdem Orchester-Soundtracks bei SF-Filmen üblich. Ganz getreu dem Motto: Warum eigene Gedanken machen, wenn das schon jemand anders für uns übernommen hat. ;)

Ich persönlich mag, je nach Einsatzgebiet, beides - es muß nur passen. Die Orchester-Soundtracks von Star Wars sind genauso passend, wie Vangelis' Blade Runner Musik.
Es hängt halt mehr vom Feingefühl der Komponisten/Musiker als vom verwendeten Stil ab - der Dune-Soundtrack von Toto gehört für mich zum Besten, was das SF-Genre so an Musik hervorgebracht hat. :)

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Naja, der erste war George Lucas da glaube ich nicht. Immerhin hat Stanley Kubricks Odysee 2001 schon Anfang der 70er Jahre den Donau-Walzer eingelegt.
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Di, 10. Dez 2002, 19:21

Early hat geschrieben:
Naja, der erste war George Lucas da glaube ich nicht. Immerhin hat Stanley Kubricks Odysee 2001 schon Anfang der 70er Jahre den Donau-Walzer eingelegt.


Nein, er war nicht der Erste, habe ich ja auch nicht gesagt, oder? :)
Er war nur der Trendsetter, und er hat sich gegen einen damals üblichen Strom gestellt, weil er eben etwas anderes identdierte, als die meisten SF-Filme seiner Zeit.
2001 war ja auch alles andere als gewöhnlich. :)
Bei Kubrick geht es ja sowieso noch extremer: Er hat eigentlich nur klassische Musik benutzt (und fast nie spezielle Film-Kompositionen).

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Mi, 11. Dez 2002, 10:05

War es bei 2001 nicht sogar so, dass die klassischen Stücke nur als Übergangslösung gedacht waren, bis der eigentliche Score fertig war? Nur hat sich dieser dann wohl (zumindest nach Kubricks Meinung) als ziemlich schlecht herausgestellt, und Kubrick hat sich für die Klassikstücke entschieden.

Hab ich jedenfalls mal irgendwo gelesen, ich weiß nur nicht mehr wo...
 
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Mi, 11. Dez 2002, 12:03

Kann ich dir auch nicht sagen. Aber wenn dem so ist, hat Kubrick aus der Not eine dauerhafte Tugend gemacht, denn seine Affinität zu klassischen Stücken und seine Ablehnung spezieller Film-Kompositionen zieht sich von da an durch sein ganzes Schaffen.

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Do, 12. Dez 2002, 10:00

Ich hab mal recherchiert (IMDb, wo sonst?) und folgendes gefunden:

Kubrick planned to have Alex North (who wrote the score for Kubrick's Spartacus (1960)) write a musical score especially for the film. During filming, Kubrick played classical music on the set to create the right mood. Delighted with the effect, he decided to use classical music in the finished product. North's score has subsequently been released as "Alex North's 2001" (Varese/Sarabande 5400).


Komisch nur irgendwie, dass ich "2001" als Suchbegriff eingebe, und die IMDb mir als zweites Suchergebnis "Dracula 2000" anbietet...
 
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Fr, 20. Dez 2002, 15:23

Holla!

@ButtSeriously: Du hast vollkommen recht mit dem "Dune"-Soundtrack! Der wird wohl auch noch lange aus den Werken der vergangenen Ja hre hervorstechen. Keinen anderen Soundtrak habe ich öfter gehört, zumal ich den erst 1999 in Kanada erwerben konnte...

mfg
:borg: Abdiel
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