Da mir der magische Realismus von Haruki Murakami so sehr gefällt, wollte ich mal mehr von dieser Gattung lesen und habe zu dessen wichtigsten Vertreter, dem Nobelpreisgewinner
Gabriel García Márquez gegriffen und dessen bekanntestes Werk gelesen, nämlich
Hundert Jahre Einsamkeit, welches zu den meistverkauften Romanen überhaupt gehört. Nun, von Murakami hätte das kaum weiter entfernt sein können
Auf 500 Seiten wird die Familiengeschichte der Buendias Anfang des 19. Jahrhunderts in einem abgelegenen Dorf in Kolumbien erzählt. Mit eingewoben sind dabei reale geschichtliche Ereignisse aus dieser Periode. Dies geschieht quasi komplett ohne Dialoge, sondern in einer beschreibenden Erzählung, deren Sätze und Abschnitte sich teils über Seiten ziehen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Personen fast alle gleich heißen. Am Anfang steht Jose Arcadio, sein erster Sohn heißt Jose Arcadio, sein unehelicher Sohn Jose Arcadio, sein Enkel Jose Arcadio, sein Urenkel Jose Arcadio. Der zweite Sohn heißt Aureliano, dessen erster Sohn Aureliano Jose

und die weiteren 17 unehelichen Söhne Aureliano. Dann ist das Buch auch noch voll mit Inzest und man muss eigentlich einen Stammbaum nebenbei geöffnet haben (gibts in der Wikipedia), um nachzuvollziehen, in welcher Beziehung die Personen zueinander stehen. Der magische Realismus äußert sich durch fliegende Teppiche, Menschen, die nach dem Tod wieder auftauchen oder 150 Jahre alt werden etc.
Trotz allem habe ich den Roman gerne gelesen. Er ist einfach so gut geschrieben, dass die nicht enden wollenden Sätze nie ermüdend werden. Ich bin da in einen schönen Lesefluss gekommen und wollte dann doch irgendwie wissen, wie es weitergeht, obwohl mich das alles eigentlich gar nicht interessiert hat und vieles aus heutiger Sicht echt unangenehm ist. Und alleine die letzte Seite, genial. Also ja, es ist ein guter Roman, aber ich würde eher zur kürzlich erschienenen Netflix-Serie greifen, die sehr gelungen zu sein scheint. Die werde ich mir auch anschauen, sobald die abschließende zweite Staffel erschienen ist. Ansonsten bleibe ich beim Lesen bei meinem Murakami und der SF. 4/5