Ich glaube
- Die Musik von heute ist einfallsloser und eintöniger als früher. Wegen der dadurch letztlich schlechteren Qualität kaufen die Leute weniger
- Ein paar Freaks sind Massensauger, die machen den Musikmarkt aber nicht per se kaputt
- Die Musikindustrie schürt die Panik, damit sie mit weniger Widerspruch bei der Einführung der DRM-Systeme rechnen muß. Diese begrenzen nicht nur den Gebrauchswert der Musik, sondern kontrollieren tatsächlich den Zugang zu jedem einzelnen Titel und schaffen so eine wesentliche Voraussetzung zur detailliertesten Kundenbeobachtung
- Ich kaufe im Jahr ungefähr 200 Rohlinge, und brauche keinen einzigen dafür für Musik-CDs
- Ich habe früher insgesamt vielleicht je 200 oder 300 Musik-CDs und Kaufvideos eingekauft. Diese Sammlung reicht mir i.W. zum Bestreiten meines Unterhaltungsbedarfs. Allein deswegen macht die Unterhaltungsindustrie keinen Umsatz mit mir.
- Gelegentlich gehe ich noch ins Kino, auch seltener als früher. Ich würde ja evtl. auf DVD umsteigen, deswegen aber keinesfalls alle alten Filme nochmal neu kaufen. Der wesentliche Grund, warum ich mich zu DVD noch nicht habe entschließen können, ist das absurde Hickhack um die Region Codes. Die Player sind eigentlich billig genug, daß ich mir auch zwei leisten könnte (zu Schweigen davon, daß es für viele Player ohnehin die Möglichkeit zur Desaktivirung der Code-Abfrage gibt) - aber was weiß denn ich, welche digitale Kontroll-Teufelei sich die Filmindustrie in Zukunft ausdenkt, um mich zum Kauf einer neuen Generation von DVDs mit blauem Laser oder "verbessertem" Kopierschutz zu bewegen?
- Auch Kopierschutz bei Computerspielen betrachte ich i.W. als teures und nutzloses Ärgernis, das einen erheblichen Mehraufwand im Kundensupport nach sich zieht, zu vermehrter Rückgabe wegen technischer Unverträglichkeiten führt, und zudem alle ehrlichen Kunden durch den ausgesprochenen Generalverdacht verärgert.
Fazit: Ja, PCs und CD-Brenner führen zu Umsatzeinbußen, doch sind sie nicht die einzige Ursache davon. Die einfallslose Defensiv-Strategie der Unterhaltungsmedien-Industrie ist langfristig zum Scheitern verurteilt, solange es ihnen nicht gelingt, den Einschränkungen auf der einen Seite auch Vorteile an anderer Stelle - z.B. Preissenkungen - beizustellen. Durch Preissenkungen würde aber auch der Anreiz zu Kopien verringert, also könnte man sich den ganzen Umstand von DRM eigentlich gleich sparen.
eBooks sind ein tolles Beispiel, wie man in hysterischer Furcht vor Raubkopien eine gute Idee ihres Nutzwerts nahezu vollständig entkleiden kann, um sämtliche Nachteile der elektronischen Medien zu einer Lösung zusammenzufassen, die genauso teuer ist wie ein Buch un allein noch den Platz- und Gewichtsvorteil auf der Haben-Seite verbuchen kann (30 eBooks sind genauso schwer wie eines, ich kann also im Urlaubskoffer Platz sparen)
Solange sich die Industrie nicht von dieser Betriebsblindheit und Kopierhysterie zu lösen vermag, verrennen sie sich weiter in etwas, das den Kunden keinerlei Vorteile, eine Reihe klar erkennbarer Nachteile, und damit insgesamt keine Perspektive bietet. Das Schöne am Kapitalismus ist ja, daß die Grundprinzipien so einfach sind: Nur, wer den anderen etwas
nützliches anbietet, wird im Gegenzug mit Geld belohnt. Wer mit Geld umgehen kann, macht langfristig ein Plus - damit ist die sparsame Ressourcenverwendung ebenfalls garantiert. Geld wandert also zu denen, die etwas Nützliches auf eine sparsame Weise bereitstellen.
WIR haben das Geld. DIE wollen es. Wir sollten es nur dann ausgeben, wenn es auch einen angemessenen Gegenwert gibt.