Wer noch immer an die Unabhängigkeit von Spielejournalisten glauben will, sollte jetzt vielleicht nicht weiterlesen. Aber wer tut das überhaupt noch?
Die beiden von Auf ein Bier haben in ihren Podcasts jedenfalls sehr offen über ihre Vergangenheit gesprochen und dabei so ziemlich alle Vorurteile bestätigt, die man nur haben kann. Die beiden, das sind Jochen Gebauer, der bei PC Powerplay, PC Games und Chefredakteur der Gamestar war sowie Andre Peschke, der Chefredakteur bei Krawall und der Gamestar war.
Gebauer sagt z.B., dass ihm Fälle von gekauften Wertungen bei deutschen Magazinen bekannt sind. Beide erzählen außerdem, dass es durchaus der Normalfall ist, dass man mit Entwicklern und PR-Leuten gut bekannt oder gar befreundet ist und dennoch ihre Spiele bewertet, was natürlich grundsätzlich bedenklich ist. Gebauers Freundschaft mit einem PR-Mann ging z.B. durch eine schlechte Bewertung dessen Spiels zu Bruch. Da überlegt man doch zweimal, ob man eine Freundschaft wegen ein paar Prozent mehr oder weniger riskiert, oder nicht? Peschke wiederum erzählt, wie er ins Gespräch mit einem befreundeten Entwickler mit einer niedrigeren Wertung hereingegangen ist, als er eigentlich geben wollte und sich dann von diesem auf seine eigentlich angedachte Wertung hat hochhandeln lassen. Das mag im ersten Moment lustig klingen, bedeutet aber nichts weiter, als dass im Vorfeld mit dem Entwickler über die Wertung verhandelt wurde.
Ein anderer Aspekt sind die Dienstreisen. Die sahen des öfteren so aus: ein Arbeitstag, gefolgt von vier vom Publisher bezahlten Urlaubstagen mit Bespaßungsprogramm. David Copperfield in Las Vegas, ein NHL-Spiel, oder Besuche in Stripclubs und Bordellen. Alles organisiert und bezahlt von den Publishern. Und wenn, wie im Fall von Peschke, im Anschluss unverschämterweise ein kritischer Artikel folgte, wurde man halt nicht mehr zu den nächsten Events eingeladen. Wer drückt da nicht gerne ein Auge zu?