Ich habe weitere Adventures von Daedalic gespielt.
Fire war schon im Dezember dran, ich hatte es ja im Spiele-Quiz gezeigt. Man spielt einen Steinzeitmenschen, der neues Feuer für sein Dorf besorgen soll. Das Spiel kommt komplett ohne Sprache oder Text aus, setzt auf eine simple Ein-Klick-Steuerung und verzichtet auch auf ein Inventar. Damit erinnert es spielerisch an die Sachen von Amanita Design. Man ist immer in recht kleinen, wie ich finde sehr witzig gezeichneten und animierten, Gebieten unterwegs, klickt Sachen an und guckt, was passiert. Im ersten Abschnitt war das alles noch gut nachvollziehbar, aber dann gerät der Held auf ein Art "phantastische Reise" voller seltsamer Kreaturen. Hier fiel es mir zunehmend schwerer, der Logik der Rätseldesigner zu folgen. Im zweiten Gebiet war es schon mehr ein Rumprobieren als ein Knobeln, und im dritten half irgendwann nicht mal mehr das. Da ich bis dahin auch nicht wirklich Spaß an der Raterei hatte, habe ich da abgebrochen, statt in eine Lösung zu gucken.
Schade, ich hatte echt positive Stimmen dazu gehört. Da es nur zwei bis drei Stunden lang sein soll, dachte ich, das könnte man an einem Nachmittag gemütlich durchpuzzlen. Aber so habe ich nach nicht mal einer Stunde abgebrochen und es auch seitdem nicht mehr angefasst.
Silence habe ich dagegen durchgespielt, das ist die Fortsetzung zu The Whispered World. Vom klassischen Point & Click des Vorgängers geht es etwas in die Telltale-Richtung, bleibt im Kern aber doch noch ein "richtiges" Adventure - aber auch hier mit stark vereinfachter Steuerung. Es agieren technisch ganz ordentliche Polygonfiguren vor wieder sehr schön gezeichneten Hintergründen, das fügt sich überraschend gut zusammen. Gelegentlich muss man kleine Geschicklichkeitseinlagen bewältigen, die aber extrem simpel sind. Ich hatte jedenfalls ohne besondere Mühe am Ende die Achievements dafür, nie gestorben zu sein und nie die Balance verloren zu haben (einmal musste ich allerdings eine Szene wiederholen, weil ich meine Begleiter nicht rechtzeitig retten konnte). Die Rätsel sind auch nicht allzu knifflig, offenbar lag der Fokus mehr auf der Geschichte. Im Zentrum stehen Noah, der mir als bockiger Teenager stellenweise etwas auf die Nerven ging, und seine kleine Schwester Renie, die ich dank ihrer Unbekümmertheit dagegen schnell ins Herz geschlossen habe. Meistens mit dabei ist auch die bekannte Raupe Spot. Die kann sich wieder in verschiedene Formen verwandeln und ersetzt so ein wenig die sonst üblichen Inventargegenstände. Das ist dann das Einzige, was manchmal etwas Hirnschmalz erfordert. Davon abgesehen ist der Niedlichkeitsfaktor wirklich nicht zu verachten, wenn Renie und Spot gemeinsam unterwegs sind.
Mit 5 Stunden ist Silence doch deutlich kürzer als erwartet, und da sind die übertrieben langen Ladezeiten schon mit drin. Selbst wenn man mehrmals zwischen mehreren Bildschirmen eines Schauplatzes wechselt, kann das jedes Mal 10 bis 20 Sekunden dauern. Und ich habe es auf einer brandneuen SSD installiert! Aber die Geschichte ist schon sehr nett. Gelegentlich trifft man Entscheidungen, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass die wirklich etwas ändern. Außer natürlich, wenn man zwischen den obligatorischen zwei Enden wählt. Also: Spielerisch etwas seicht und kurz, aber bei Handlung, Spielwelt und Charakteren durchaus mitreißend. Den Vorgänger sollte man vorzugsweise gespielt haben, um alle Anspielungen mitzunehmen.
7.5