Fr, 14. Jan 2022, 23:56
Marvel's Guardians of the Galaxy von Square Enix und Eidos Montréal basiert wie das Avengers-Spiel vom selben Publisher nicht auf den Filmen, sondern auf einer eigenen Interpretation der Comics. Dabei ist einiges sehr ähnlich wie im MCU, manches aber auch komplett anders. War Avengers noch ein Online-Service-Coop-Grindfest (ich hatte da ein Beta-Wochenende gespielt und das hat mir gereicht), bietet Guardians ein lineares Singleplayer-Abenteuer. Man steuert ausschließlich Star-Lord aus der Third Person, ist aber fast immer gemeinsam mit Gamora, Drax, Rocket und Groot unterwegs. In Gefechten kämpfen die automatisch mit, Spezialangriffe (bis zu vier pro Person) werden aber nur auf Befehl ausgelöst. Man selbst ballert mit den Blastern rum, die auch noch nach und nach vier Spezialschüsse bekommen - und auch Star-Lord hat vier aktive Fähigkeiten, das wird alles im Laufe der Kampagne freigeschaltet. Auch bei den Rätseln gibt man den Gefährten Befehle, um ihre besonderen Stärken ausnutzen, oder benutzt die Elementarblaster. Das macht alles durchaus Spaß, die Kämpfe können allerdings auch recht unübersichtlich und hektisch werden.
Allerdings machen Kämpfe und Rätsel über weite Strecken gefühlt nur ein Drittel der 20stündigen Kampagne aus. Den Rest der Zeit läuft man über Planetenoberflächen oder Raumstationen und wohnt den Gesprächen der Guardians bei, an denen man sich auch immer wieder mit Dialogoptionen beteiligt. Oder man ist zwischen den Missionen auf der Milano und führt dort Gespräche mit der Crew, durch die ihre Hintergrundgeschichten vertieft werden, also wie bei Mass Effect. Oder man guckt einfach nur Zwischensequenzen, in denen man auch mal eine Dialogoption wählen oder eine andere Entscheidung treffen darf, die sich gelegentlich auswirken, ohne aber wirklich die Story zu beeinflussen. Also im Grunde kommt es dann wie ein Telltale-Spiel daher. Aber das schon echt hochwertig. Die Grafik ist richtig toll, trotz leichtem Comicanstrich sind die Gesichter sehr detailliiert und ausdrucksstark. Die Sprecher bringen auch alles super rüber und die Charaktere sind toll ausgearbeitet. Die Story ist im Kern spannend, aber etwas in die Länge gezogen. Die Mischung aus Humor und Emotion, die die Filme so gut hinkriegen, ist auch hier sehr stark. Ich musste zwar nicht ständig lachen, aber doch immer wieder mal. Es wird aber auch extrem viel gequatscht. Wenn man durch die Level läuft, haben die Guardians ständig etwas zu erzählen, kabbeln sich oder erzählen von ihrer Vergangenheit. Immer wieder passend zur jeweiligen Situation und ohne, dass siech jemals etwas wiederholt. Manchmal nervt es, aber rein von der Logistik, das alles zu schreiben, aufzunehmen und zu programmieren, ist es äußerst beeindruckend.
Dasselbe Attribut geht auch an den Soundtrack, wie in den Filmen wurde einiges an Rock und Pop der 70er und 80er aufgefahren, von Mötley Crüe bis Rick Astley gibt es viel Bekanntes und Kultiges. Dazu kommen noch eigens für das Spiel aufgenommene Songs der fiktiven 80er-Band Star-Lord (deren Logo Peter Quill auf der Jacke trägt und nach denen er sich wohl benannt hat).
Mein Problem damit war nur, dass ich ein Action-Adventure erwartet und einen interaktiven Film bekommen habe - und das Prinzip funktioniert in dem Umfang für mich nicht so gut. Auch wenn die Story und die Charakterzeichnung wirklich starke Momente haben. Aber leider war auch das, was an Gameplay da war, zwar solide und passend zur Lizenz umgesetzt, aber auch keine wirkliche Offenbarung.
Lobend erwähnen möchte ich noch die Optionsvielfalt. Allein wie die Untertitel für optimale Lesbarkeit angepasst werden können, ist sehr vorbildlich. Und im Accessibility-Menü können neben Optionen für verschiedene Farbsehschwächen auch die überflüssigen QTEs auf Autowin gestellt werden. Punktabzug gibt's aber für die Steuerung am PC mit Maus und Tastatur. Nicht nur ist die vor allem bei der Auswahl der Spezialangriffe in den Kämpfen ein bisschen hakelig, sie funktionierte bei mir schlicht oft nicht richtig. Das Spiel reagierte immer wieder nicht auf meine Tastendrücke. Da stürze ich regelmäßig in Abgründe, weil der Doppelsprung nicht klappt, oder ich hämmere mehrmals auf der Taste rum, bis das Menü geöffnet wird. Das war wirklich sehr nervig. Scheint aber nicht bei jedem aufzutreten, ich habe sonst keine Beschwerden in der Hinsicht mitbekommen. Man könnte natürlich auch mit Gamepad spielen, will ich aber nicht.
Damit lande ich bei einer Wertung von 7.5
Für viele war es der Hit des Jahres. Nun ja, es war ein schwaches Jahr...
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Leland Yee, the Senator that decided that violent videogames were so dangerous to society that he needed to propose a law that banned selling them to minors, was arrested recently for weapons trafficking. He was buying shoulder-mounted rocket launchers from an extremist Islamic group and accidentally sold them to a member of the FBI. I mean, thank God he doesn't play videogames or he might have really become a threat to society.
-- Extra Credits Episode 200