Ich habe nun Teil 3 von Runaway durchgespielt. Der wurde ja überall viel gelobt, aber ich war recht enttäuscht und fand den stärker kritisierten zweien Teil insgesamt besser. Klar, der war besonders am Ende sehr konfus und die Entwickler haben auch beachtet, dass das nicht so gut ankam. Deswegen schließt Teil 3 nicht direkt daran an, sondern beginnt später. Brian wird des Mordes an Colonel Kordsmeier beschuldigt (der Leiter der Militäroperation aus Teil 2), kann sich aber an nichts mehr erinnern und sitzt deswegen in der Psychiatrie. Während er den Ausbruch plant, erforscht Gina in die Hintergründe. So spielt man beide abwechselnd. Zum Ende treffen sie auch wieder aufeinander, das Potential für freien Charakterwechsel oder Austausch von Gegenständen wird aber leider nicht genutzt. Was denn nun eigentlich zwischen den beiden Spielen passiert ist, erfährt man erst in Kapitel 5, allerdings bleiben viele Details weiterhin unbeantwortet (was zur Hölle hat die blöde Schildkröte, die sogar im Titel von Teil 2 vorkam, nun eigentlich gebracht??!). Und nach Kapitel 6 ist das Spiel auch schon vorbei. Das kam mir sehr kurz vor und machte einen überhasteten Eindruck. Bugs sind auch auffällig, besonders wenn Sätze einfach mittendrin abgeschnitten werden. Der erste Patch hat ein paar Kleinigkeiten bereinigt, das aber nicht. Den zweiten habe ich nicht installiert. Der soll Darstellungsprobleme mit bestimmten Grafikkarten beheben und Spielstände unbrauchbar machen.
Grafik und Interface sind unverändert. Das Inventar auf einem Extrabildschirm finde ich nach wie vor etwas unpraktisch. Immerhin gibt es nun eine Hotspot-Anzeige. Was diese allerdings nicht anzeigt, ist, dass manche Räume eine zusätzliche Ansicht der gegenüber liegenden Seite haben, die umschaltet, wenn man den Rand geht. Wenn man das nicht weiß, sucht man sich stellenweise dumm und dämlich nach einer Lösung, bis man es zufällig entdeckt. Mir ging es mehrfach so, sehr nervig. An den Rätseln hatte ich ansonsten nichts auszusetzen. Neue Charaktere sind auch gelungen, kommen aber immer nur etwas kurz vor und bleiben nicht so im Gedächtnis wie in den früheren Spielen. Dialoge und sonstige Sprüche sind teils echt witzig und auch mal selbstironisch, manchmal treibt der Humor aber auch recht seltsame Blüten. Wenn Brian innige Beziehungen zu einem Trichter oder einem Stück Bauschutt einght, frage ich mich schon, ob er nicht doch in die Klapsmühle gehört, aus der er zu Anfang ausbricht.
Hm, jetzt habe ich fast nur gemeckert. Völlig schlecht war es natürlich nicht. Die Runaway-Mischung aus gelungenen Rätseln, schrägen Typen und flotten Sprüchen ist auf jeden Fall noch da. Die Story fand ich nur diesmal etwas dünn und lückenhaft und die oben genannten Nerv-Faktoren haben meinen Spaß etwas getrübt. Für ein Runaway-Spiel letztendlich enttäuschend, aber noch gut: 7/10
Die Pendulo Studios arbeiten ja schon an einem komplett neuen Adventure, das dann vermutlich wieder etwas frischer wirkt. Ich hoffe es jedenfalls.