Was Linux fehlt ist ein Äquivalent zu DirectX, nennen wir's mal LunX. Es muß eine zentrale Schnittstelle mit APIs geben, an die Programmierer ihre Daten übergeben können, um Netzwerkübertragungen, Bildschirmrendering, Soundausgabe und Signaleingabe zu verknüpfen. Dazu muß sich die Linux-Gemeinde von der Ideologie verbschieden, daß nur GPL-Treiber akzeptabel wären, wenn Linux wirklich zu einer Spieleplattform ausgebaut werden soll, die zumindest den Mac an Popularität übertrifft und ernsthafte Aussichten hätte, an Windows' Marktanteilen zu nagen.
Das Potential ist grundsätzlich da, aber - und das ist größte Stärke und Schwäche von Linux zugleich - es fehlt ein starker Aktor im Zentrum der Bewegung, der ein Interesse daran hat, eine solche LunX-Schnittstelle zu entwickeln. Solange es "LunX" nicht gibt, wird es dabei bleiben, daß einzelne für andere Plattformen entwickelte Spiele portiert werden, und der Rest Fingerübungen von Teams sind, die darauf hoffen, später vielleicht mal für Geld Spiele entwickeln zu können. WINE und WineX haben die Hoffnungen bisher bestenfalls ansatzweise erfüllen können, eine einfache Portierungsstrategie für Windows-Titel (insbesondere Spiele) anzubieten. Und wie es ausschaut, wird WineX auch ewig hinterherhinken - einerseits, weil es ja erklärtes Ziel ist existierendes DirectX nachzubilden (man also prinzipbedingt hinterherhechelt), andererseits, weil aufgrund des fehlenden Interesses einen starken Marktspielers auch das Tempo der Nachbildung hinder das Tempo der DirectX-Fortentwicklung zurückfällt. Ironischerweise wird so
ein schlecht funktionierendes Vista zur Hoffnung für die Zukunft von Linux.
Ich sage nicht, daß man mit Linux grundsätzlich kein Geld verdienen könnte. Aber aus Entwicklersicht ist es derzeit zu umständlich für einen zu kleinen Marktanteil, der zudem größtenteils aus Firmen- und Behördennutzern besteht, die für Spieleentwickler als Markt von vornherein ausfallen. Der Rest sind Studenten und Freaks die vielleicht gern spielen aber nicht unbedingt gern zahlen. Hinzu kommen die schwer erträglichen ideologischen Debatten, die mich an zu Silizium geronnene Frühzeit der Grünen erinnert.