Ist mal interessant, was man bei Bioware unter einem Action-Rollenspiel versteht.
Klar, Steuerung und Kampsystem gehen von den alten D&D-Titel und KotoR weg und orientieren sich eher an typischen 3rd-Person-Actionspielen, auch einige RPG-Elemente wurden zurückgefahren, aber große Strecken des Spielverlaufs fühlen sich immer noch wie die alten Bioware-Spiele an. Dazu gehört auch, dass die Grafik kaum besser als KotoR aussieht. Na ja, ist eben eine Xbox-Umsetzung, deren Original nicht mehr ganz neu ist. Mal sehen, wie das bei Dragon Age wird. Hauptsächlich entsteht dieses Feeling aber durch sehr viele äußerst ausführliche Dialoge, die zu einer Menge abwechslungsreicher Quests führen. Diablo- oder WoW-Standardware gibt's hier nicht, viele Quests lassen sich auch wieder auf verschiedene Arten lösen (etwa reden oder kämpfen). Auch die Unterscheidung zwischen guter und böser Handlungsweise gibt es wieder. Auch wenn anfangs darüber philosophiert wird, dass die Wege der "offenen Hand" bzw. "geschlossenen Faust" mehr sind als nur gut oder böse, läuft es doch darauf hinaus. Eigentlich schade, ich hatte erhofft, dass da mehr draus gemacht wurde. Bisher habe ich schon Kupplerin gespielt, einen arroganten Engländer in seine Schranken verwiesen und eine Rolle in einem Schauspiel soll ich auch noch übernehmen. Aber natürlich auch viel gekämpft.
Das Szenario gefällt mir sehr und ist auch der Hauptgrund, warum mich das Spiel von Anfang an so interessiert hat. Es hat mich sogar dazu gebracht, erstmals einen weiblichen Charakter in einem solchen Spiel mit mehreren Möglichkeiten zu wählen.
Die Story kommt mir bisher nett, aber nicht allzu besonders vor. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass da noch eine überraschende Wendung kommt. Die Party-Mitglieder, die man unterwegs so trifft, sind auch eine illustre Truppe. Zwischen den ganzen "ernsthaften" Charakteren gibt's auch Originale wie Hou, den Pantoffelheld, der einem im Kampf unterstützt, in der Weinflaschen auf das Spielfeld wirft. Deren Einsammeln löst den "Drunken Fist"-Kampfstil aus. Find ich absolut genial, gehört doch "Drunken Master" zu meinem Lieblingsfilmen mit Jackie Chan.
Das Kampfsystem ist flott, manchmal allerdings etwas stupide. Man hat zwar nach einer Weile einige Stile, aber brauchen tut man wenige, wechseln während des Kampfes ist kaum nötig. ich habe einen "schnellen" Charakter, also einen mit viel Fokus (den man für Waffenstile und zum Auslösen einer praktischen "Bullet Time" braucht) und wenn ich mein Schwert auspacke, haben die Gegner kaum eine Chance. Nur gegen Geister brauch ich die waffenlosen Stile. Unterstützungsstile hab ich bisher auch nie wirklich genutzt. Mit denen könnte man allerdings "harmonsiche Kombos" auslösen. Meine Frage: Lohnt sich die Mühe?
Noch eine Kritik an den Kämpfen: Sie sind meist sehr einfach. Wie gesagt haben "physische" Gegner gegen meinen Schwertstil kaum eine Chance, selbst Duelle gegen Kampfsportmeister sind ungefährlich. bei Kämpfen gegen Gruppen von Geistern bin ich schon öfters mal gestorben, aber ich würde mir wirklich mal ein (auch taktisch) anspruchsvolles Duell gegen einen Endgegner wünschen.
Was übrigens ein praktischer vorteil der PC-version ist: Statt nur vier Stile auf dem Steuerkreuz kann man bis zu 10 auf den Zahlentasten bereitlegen. Allerdings kann man auch mit Gamepad spielen, was ich aber noch nicht probiert habe. M+T-Steuerung funktoniert jedenfalls tadellos. Ich finde nur die Menüs teilweise etwas umständlich, es hätte auch mehr Tastatur-Shortcuts für die einzelnen Menüs geben können.
Auf jeden Fall macht mir das Ganze Spaß und fesselt, wie es ein RPG eben sollte. Es schafft es, das Spielprinzip zu vereinfachen, ohne seine Tiefgründigkeit ganz aufzugeben. Und wenn man eigentlich "nur noch schnell diese Quest abschließen" wollte und dann plötzlich zwei neue im Journal hat, ist es plötzlich 3 Uhr nachts... so muss das doch laufen. Ferien sind auch was Schönes.
Da freu ich mich schon auch schon drauf! Auch wenn es ein Sci-Fi-Szenario hat.
