Da ich ja auch eine XBOX360 mein Eigen nennen darf (und sie mir sogar trotz 1.5 Jahre regelmäßigen betriebs noch nicht eingegangen ist), bin ich mal so frei und erzähl euch ein bisserl von der Demo und versuche nicht zu spoilern ....
Also erstmal ist scheinbar Microsofts Onlineservice komplett eingegangen. Hier in Österreich waren die Probleme etwas geringer (Demo war ca. in einer Stunde heruntergeladen), aber die Engländer z.B. verbringen teilweise schon den ganzen Tag vor der Konsole und warten darauf, dass sich die Download-Prozente mühsam den Festplattenberg erklimmen. Einerseits natürlich toll, dass das Spiel so beliebt zu sein scheint - andererseits frage ich mich schon, wozu ich jedes Monat 7 Euro an Microsoft abgebe, obwohl ich nicht mehr dafür bekomme also User mit Silber-Accounts (außer P2P-Onlinegaming). Aber das Sozialistenherz schlägt ja immerhin noch in meiner Brust, weswegen ich das Thema mal wieder abwürge und mir die Referenz zu den Studiengebühren an der Uni Wien spare.
Also : zurück zur Demo. Halt - kleine Vorgeschichte. Da sich meine Spielewurzeln ja ursprünglich in den PC gefressen hatten, bin ich natürlich auch SystemShock und DeusEx geprüft und würde jene Titel auch in meine Top20 einbauen. Dementsprechend waren meine Erwartungen an Bioshock - endlich mal wieder ein First Person-Spiel auf der XBox360 dessen Gameplay sich nicht ausreichend komplett mit "Schießen" beschreiben lässt (zumal ich Shooter seit dem Wii irgendwie nicht mehr per Pad steuern möchte).
Der Anfang der Demo ist auch allererstes Schlagobers und geht genau in die richtige Richtung. Spitzenoptik, tolle Effekte, Wahnsinnsdesign und ein paar gescriptete Ereignisse verdichten die Atmosphäre - und der Spielspaß kondensiert. Das erste eigenständige Erforschen der unglaublich schönen Umgebung hinterlässt einen tiefen Eindruck. Die künstlerische Gestaltung der Spielumwelt könnte glatt als Lehrmaterial für das Kunstgeschichte- oder Innenarchitekturstudium herhalten. So etwas hat man wirklich noch nicht gesehen (man hat sich höchsten z.B. bei Fallout oder Planescape Torment, in einem zugegebenermaßen völlig anderen Szenario, vorstellen können, wie soetwas in 3D und "in Echt" aussieht) - aber jetzt kommt es zum ersten Kampf. Und dann zum zweiten. Zwischensequenz. Neue Waffe. Neue Ability. Kampf. Kampf. Kamfp. Aha, aber jetzt kann ich endlich eine Sicherheitskamera hacken - nettes Minigame inklusive - Deus Ex Redux ! Nicht ganz - weiter geht's mit Kampf und Schießen und soweiter. Die Atmosphäre bleibt dicht, die Grafik bleibt das Eindrucksvollste, was ich bisher in Echtzeit erlebt habe - aber ich lese die Poster an den Wänden nicht mehr und sehe mir nicht mehr jedes kleinste Fitzelchen an. Ich bin zu beschäftigt. Außerdem sieht alles schon fast zu gut aus. Ich komme mir vor wie in einem Museum mit 10000 Bildern im selben Raum. Mir ist das bei Gears of War damals auch schon aufgefallen. Könnte es sein, dass Spielgrafik schon fast zu gut wird, und einen nur noch die ultimativ spektakulären Szenen wirklich begeistern ?
Nein - ich hoffe doch, dass es im Falle von Bioshock einfach daran liegt, dass ich eine Demo spiele. Eine Demo, die so zusammengebastelt wurde, wie eben eine Demo auf dem XBox Marktplatz zu sein hat. Die Entwickler haben den ersten Abschnitt des Spiels gepackt, ein paar atmosphärische ("bremsende") Szenen rausgenommen, viel zu starke Waffen und zuviele Gegner hineingestopft, und in den Foren von
www.xbox.com wird gejubelt. Es ist kein System Shock 3. Korrektur : die Demo ist kein System Shock 3. Action und Effekte, Regie und Kamera passen perfekt - aber es fehlt das Drehbuch. Leider wird man über das Drehbuch erst anhand der Vollversion Aussagen machen, oder den Reviews der Lieblingstester trauen müssen. Je nachdem wie das im Endeffekt dann aussehen wird, kann ich jedenfalls schon mal ein kleines Fazit abgeben :
1. - das Drehbuch wird gut : Bioshock hat das Spielprinzip von System Shock entschlackt und stromlinienförmig gemacht. Das betrifft vor allem das Interface und das Pacing. Ansonsten wird alles passen - Atmosphäre ist da, Steuerung (auf Konsole) hervorragend, man ist in "Rapture". Hat da wer "Deus Ex 2 : Invisible War" gesagt ?
2. - das Drehbuch wurde vernachlässigt : Bioshock ist ein reiner Shooter mit System Shockigem Wurmfortsatz für die paar alten Fans. Bioshock macht als Shooter alles richtig, und besticht durch das Setting aber ist halt doch nicht mehr.
Es wird also spannend - tritt Fall Nr. 1 ein, hat das Ding durchaus Potenzial, um auch noch in 8 Jahren mit verklärtem Blick darüber zu reden.
Sodala - für Konkretes bitte einfach nachfragen,
mfg,
the_korben