Ganz neu ist es nicht, dass ein Spiel einer Filmlizenz nicht die Story nachstellt, sondern sich gleich als Fortsetzung probiert (zB Indy 4 war schon ein Kandidat). Das gute daran ist, dass man nicht erst mal weiß, was in etwa passiert, sondern von Anfang an gespannt ist, wie es denn weitergeht.
Ich hab The Thing erst drei Stunden gespielt, diese Kurzkritik hat also keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Kommen wir gleich zum Negativen: 1. ist es wohl recht kurz (wie in Foren bemängelt wurde und der Walkthrough auch vermuten lässt) 2. Sieht man ihm seine Konsolen.-Herkunft sofort an (was weniger für die durchaus ordentlich Grafik gilt, sondern mehr für die Steuerung, Meünführung und die viel zu groß geratenen Tutorial-Texte, die den ganzen Bildschirm einnehmen) und 3. ein paar Bugs (besonders unangehm ist ein Clipping-Fehler, bei dem sich plötzlich alles im Kreis dreht ("I'm spinning, I'm spinning") und man nur durch zwei Escape-Tastendrücke wieder in den Normalzustand zurückkehrt).
Ansonsten aber bekommt man ein wirklich interessantes und innovatives Spielprinzip, das zwar nicht völlig ausgereift ist, aber durchaus nach Nachahmern schreit. In dem Action-Adventure befehligt man eine Truppe von bis zu fünf Leuten, die alle leicht unterschiedliche Persönlichkeiten und vor allem zwei besondere Eigenschaften haben: Angst und Vertrauen. Ängstliche Naturen fürchten sich bereits in dunklen Ecken und umso mehr, wenn sie Überreste von Kameraden oder ecklige Monster entdecken. Sie sind dann nicht mehr in der Lage, ihre Aufgaben (meist schießen) zu erfüllen, sondern bleiben nur wie angewurzelt stehen oder im Extremfall ballern sie plötzlich wild um sich. Mit Flares kann man ihnen die Angst vor der Dunkelheit nehmen, erledigt man alle Gegner, beruhigen sie sich meist schnell und im Notfall gibt man ihnen eine Beruhigungsspritze, die aber nur für wenige Minuten Linderung bringt.
Der Vertrauensfaktor ist ebenso wichtig - jeder Mensch, den man trifft, könnte bereits von dem Ding infiziert sein, sich also jederzeit in ein Monster verwandeln (dieses Morphing ist durchaus eindrucksvoll). Um Leute zu rekrutieren, muss man meist erst ihr Vertrauen gewinnen: Ihnen vielleicht ein Medipack geben, wenn sie verletzt sind, oder auch eine Waffe, falls sie selbst keine besitzen und manchmal hilft es nur, einen Bluttest vor deren Augen vorzunehmen, um zu beweisen, dass man nicht infiziert ist.
Das klingt alles sehr spannend - ist es auch. Zusammen mit der düsteren Atmosphäre und der wenig heimeligen Umgebung der eiskalten Antarkis sowie den gruseligen Soundeffekten und den kleinen Cutscenes, die die Gefahr schnell erahnen lassen, sorgt The Thing für ordentlichen Nervenkitzel.
Der wird eben auch dadurch erzeugt, was andererseits als große Schwäche angesehen werden kann - eigentlich alle Events werden getriggert und sind stark gescriptet. Wer unbedingt die Schwächen des Spiels an den Tag legen will, nimmt den Bluttest an einem Kollegen zu früh vor - und er ist nicht infiziert. Da er danach auch keinen Kontakt zu den Monstern hatte, kann es eiegntlich nicht sein, dass er Minuten später plötzlich doch zu einer solche Kreatur mutiert. Wer es hingegen nur so durchspielt, wie es die Programmierer vorsehen (viel Freiraum hat man eh nicht), wird mit einem anfangs extrem spannenden "interaktiven Film" belohnt - später soll, so habe ich gelesen, es doch zu einer wilden Ballerorgie ohne große Überraschungen verkommen.
Ich würd abwarten, bis man es zu einem Budget-Preis ergattern kann, es dann im Dunkeln einladen und strikt nach Vorschrift (es gibt ständig neue Missionsziele) durchspielen. In diesem Falle erwartet einen das vielleicht beste Horrorerlebnis, dass es seit Infocoms Textadventure "The lurking Horror" gab...