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Uther
Quasselstrippe
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Deutsche Spiele im Ausland

Do, 3. Aug 2006, 14:55

Hab auf Gamestar was interessantes gefunden und wollte mal fragen ob ihr auch so denkt:

http://www.gamestar.de/magazin/report/d ... sland.html
 
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Ganon
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So, 6. Aug 2006, 18:42

Was soll man da groß sagen? Ist ja alles nichts Neues. Um international erfolgreich zu sein, muss man sich den ausländischen Märkten anpassen. Es ist zwar etwas schade, dass deutsche Produkte dadurch ihre "Individualität" aufgeben müssen und im Wesentlichen ermutigt werden, erfolgreiche, bekannte Konzepte nachzuahmen (Sacred) um Geld zu machen, aber so ist es eben und zwar im Grunde überall.

Und wie soll in Deutschland auch eine große Spiele-Industrie entstehen, bei der politischen Lage? In anderen europäischen Ländern werden Entwickler subventioniert, bei uns würde gewisse Politiker konservativer Parteien am Liebsten Spiele wie FarCry, das im Ausland wohl erfolgreichste deutsche Spiel der letzten Jahre, verbieten.

Interessant: Die Stadt Hamburg bietet Entwicklern Darlehen von bis zu 100.000 € um eine Grundlage für ein Spiel und z.B. Publishersuche zu schaffen. Voraussetzungen unter Anderem: Firmensitz muss Hamburg sein und die Spiele dürfen nicht gewaltverherrlichend sein.
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Leland Yee, the Senator that decided that violent videogames were so dangerous to society that he needed to propose a law that banned selling them to minors, was arrested recently for weapons trafficking. He was buying shoulder-mounted rocket launchers from an extremist Islamic group and accidentally sold them to a member of the FBI. I mean, thank God he doesn't play videogames or he might have really become a threat to society.

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fflood
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So, 6. Aug 2006, 19:02

Ganon2000 hat geschrieben:
Interessant: Die Stadt Hamburg bietet Entwicklern Darlehen von bis zu 100.000 € um eine Grundlage für ein Spiel und z.B. Publishersuche zu schaffen. Voraussetzungen unter Anderem: Firmensitz muss Hamburg sein und die Spiele dürfen nicht gewaltverherrlichend sein.


Aha, und wer entscheidet da, was "gewaltverherrlichend" ist?
Zuletzt geändert von fflood am Mo, 7. Aug 2006, 10:52, insgesamt 1-mal geändert.
 
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Ganon
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So, 6. Aug 2006, 19:32

fflood hat geschrieben:
Ganon2000 hat geschrieben:
Interessant: Die Stadt Hamburg bietet Entwicklern Darlehen von bis zu 100.000 € um eine Grundlage für ein Spiel und z.B. Publishersuche zu schaffen. Voraussetzungen unter Anderem: Firmensitz muss Hamburg sein und die Spiele dürfen nicht gewaltverherrlichend sein.


Aha, und wer entscheidet da, was "gewaltverherrlichend ist?

Ein "Fachgremium". Zuständig ist dafür anscheinend der Wirtschaftssenat.
Zuletzt geändert von Ganon am So, 6. Aug 2006, 19:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Early
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So, 6. Aug 2006, 23:41

Auch wenn mich jetzt wahrscheinlich wieder wer steinigen will, aber ich glaube, dass es in Deutschland zwei große Probleme für Spielefirmen gibt. Zum einen sind das die strengen und zum Teil lächerlichen "Jugenschutzgesetze". Zum anderen ist es die - wie im Artikel auch angesprochen - Konzentration auf den PC-Spiele-Markt, der international einfach nicht als so wichtig angesehen wird.

Die Größe eines Landes ist bei Spiele-Entwicklungen glaube ich gar nicht so wichtig. In Schweden, Dänemark oder auch den Niederlanden werden ja auch große Blockbuster wie Riddick, Killzone oder Hitman produziert.
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tafkag
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Mo, 7. Aug 2006, 00:23

Early hat geschrieben:
Auch wenn mich jetzt wahrscheinlich wieder wer steinigen will, aber ich glaube, dass es in Deutschland zwei große Probleme für Spielefirmen gibt. Zum einen sind das die strengen und zum Teil lächerlichen "Jugenschutzgesetze".

Das sehe ich nicht als großes Problem. Erfolgreiche Spiele sind ja nicht per Definition gewalttätig.

Zum anderen ist es die - wie im Artikel auch angesprochen - Konzentration auf den PC-Spiele-Markt, der international einfach nicht als so wichtig angesehen wird.

Das ist in der Tat ein Problem, was auch ein Herr der Games Academy in einem Vortrag angesprochen hat. Es fehlt in Deutschland Konsolen Know-How. Besonders im NextGen-Bereich weiß kaum jemand in Deutschland, wie man die Dinger programmiert und anders als beim PC, kann man sich nicht einfach ein paar (kostenlose) Entwicklungstools runterladen und drauflos legen.
 
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Ssnake
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Mo, 7. Aug 2006, 00:56

Ich erkenne aber immer noch nicht, warum der Aufbau eines solchen Know-hows Subventionen rechtfertigen würde. Die schiere Größe eines Entwicklungsstudius ist kein Wert an sich. Ich finde, viele der Pro-Subventionsaktivisten träumen einfach nur davon, wie Lionhead zu sein. Lionhead hat nie davon geträumt, wie jemand anderes zu sein, sie wollten immer nur ein besseres Lionhead werden.

Der PC bietet nun mal die geringsten Markteintrittsbarrieren. Deswegen ist es auch vernünftig, sich als kleiner Entwickler auch dort zu tummeln. Bei großen Entwicklungsstudios ist das mit der Entwicklung verbundene Risiko dermaßen groß, daß die Kreativität nahezu zwangsläufig auf der Strecke bleibt - man versenkt nicht 20 Millionen in einem unerprobten Spielkonzept.

Warum also sollten wir diesem Irrweg hinterherrennen, und noch dazu teures Steuergeld dafür ausgeben? Ich hab' in meinem ganzen Leben keine Subventionen gebraucht und komme trotzdem über die Runden. War ein hartes Stück Arbeit, aber man lernt den Wert jedes einzelnen verkauften Titels zu schätzen. Wir haben kein Riesenteam, und brauchen deswegen auch keine Millionenbudgets. Trotzdem sind wir Weltmarktführer in unserer Nische. Es liegt an den anderen Entwicklern in Deutschland, sich die Märkte zu suchen und zu schaffen, in denen sie erfolgreich sein können. Warum sollten wir versuchen, ein zweites Hollywood aufzubauen? Hollywood gibt's schließlich schon. Da ist doch auch ein bißchen Gejammer dabei, keine fette Kohle abgreifen zu können wie die anderen, die sich ihre Marktstellung aber eben auch über Jahrzehnte hinweg erarbeitet haben. Tja, da darf man dann eben nicht schon wieder mit dem zwöften Fußballmanager ankommen, sondern muß eben auch mal was gänzlich Neues wagen.
Ich sehe nicht, was wir zu gewinnen hätten, wenn wir "jetzt auch" Konsolenspiele mit höchsten Budgets entwickelten. Zumal weder die Gesellschaft noch die Politik Computerspiele wirkich wollen. Solange Computerspiele verteufelt werden, daß sie gewalttätig und dumm machen, ist doch eindeutig, daß man eigentlich keine Computerspiele hierzulande hergestellt sehen will. Und auch keine Atomkraft, Gentechnik, Rüstungsindustrie, Mobilfunkstrahler und was der "politisch unkorrekten" Industrien mehr sind. Gut, dann spielt die Musik eben anders. Es ist ja nicht so, als ob wir als Gesellschaft keine Wahl hätten.
Du liest diesen Text nicht. Fnord.
 
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Early
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Mo, 7. Aug 2006, 10:45

tafkag hat geschrieben:
Early hat geschrieben:
Auch wenn mich jetzt wahrscheinlich wieder wer steinigen will, aber ich glaube, dass es in Deutschland zwei große Probleme für Spielefirmen gibt. Zum einen sind das die strengen und zum Teil lächerlichen "Jugenschutzgesetze".

Das sehe ich nicht als großes Problem. Erfolgreiche Spiele sind ja nicht per Definition gewalttätig.


Es schränkt die möglichen Produktionen aber doch ein. Ein großer Publisher wird in Deutschland aufgrund dieser Regelungen wohl lieber in die Nachbarländer investieren. Für eigene Neugründungen von Deutschen ist es natürlich nicht so wichtig.

Snakes Post kann ich eigentlich nur recht geben. Für die deutschen Entwickler macht es sicher Sinn, sich auf den PC-Markt zu spezialisieren. Vor allem weil ja die Nachfrage in der Heimat (wie wir mittlerweile wissen) doch verhältnismäßig groß ist.

Subventionen halte ich auch für sinnlos. Das hat schon der Film-Industrie in Europa nur selten was gebracht.

Ach ja, ein Punkt gefällt mir doch an Snakes Posting nicht: Fussballmanager müssen schon weiter produziert werden. :green:
Zuletzt geändert von Early am Mo, 7. Aug 2006, 11:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Mo, 7. Aug 2006, 15:37

Ich hab' nichts gegen Fußballmanager, nur kann man nicht erwarten, mit denen den Weltmarkt zu erobern - gut, man kann Weltmarktführer bei Fußballmanager-Spielen werden. Meinethalben, wenn man sich dann auch einen Markt dafür entwickelt. Die zu erwartende Entwicklung ist aber, daß sich Spieleentwickler um Subventionen für dieselben Spiele bemühen, die schon heute unverkäuflich sind, es wären also weitgehend Mitnahmeeffekte. Mit Staatsgeldern wird das Elend nur verlängert.

Wer sich Geldgeber insBoot holt, muß sich auch deren Einflußnahme gefallen lassen. Würde man eine Förderkommission für die Entwicklung eines Rennpferdes hinzuziehen, käme hinterher ein Kamel heraus. Ein toller Kompromiß, die auf die wenigsten Widerstände stoßende Lösung, die auf alle Einwände der Bendenkenträger eingeht - nur eben absolut kein Rennpferd.
Wer für sich in Anspruch nimmt, mit Computerspielen Kunst zu machen, der muß auch bereit sein, Kompromisse abzulehnen, die ihm inhaltliche Vorschriften machen (und sich dann eben andere Wege der Finanzierung zu suchen). Wer bloß eine Spieleindustrie aufbauen will, wird industrielle Retortenspiele bekommen, und wahrscheinlich schlechte und teure noch dazu. Die haben wir aber schon - wozu also subventionieren?
Du liest diesen Text nicht. Fnord.

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