Fr, 12. Dez 2003, 14:53
Mein erster Rohentwurf für den Test:
Tony Tough und die Nacht der gerösteten Motten.
Tony Tough hat es nicht leicht, von der Natur leider nur sehr unzureichend mit Schönheit und Körpergröße ausgestattet fristet er sein Leben als schlechtester Detektiv in einer Detektei. Seit Jahren schon verfolgt er erfolglos Aliens die Kindern zu Halloween die Süßigkeiten stehlen, von seinen Kollegen belächelt und verspottet. Zu allem Unglück wird dieses Halloween auch noch sein treuer Gefährte Pentagruel – ein Tapir den Tony fälschlicherweise für einen Hund hält - entführt. Wird Tony seinen treuen Partner retten können? Wird er die süßigkeitssüchtigen Aliens unschädlich machen können? Wird der Spieler erfahren warum dieses neue Abenteuer den Untertitel „die Nacht der gerösteten Motten“ trägt? Und kann Tony Tough an die Brilanz alter Lucasarts Adventures anknüpfen?
Grafisch kommt das Point and Click Adventure Tony Tough stilsicher im Gewand der guten alten Lucasarts Adventures daher, mit gezeichneten Hintergründen und handanimierten Figuren. Das ist zwar nicht mehr sonderlich Zeitgemäß, aber für ein Adventure eigentlich völlig ausreichend und einfach schön. Leider ist die Maximale Auflösung auch wenig zeitgemäß auf 640*480 Pixel fixiert, wodurch alles ein wenig grobkörnig wirkt. Die Figuren sind nett animiert und alles ist schön gezeichnet und erinnert stark an Day of the Tentacle. Auch die Steuerung und das Spielprinzip sind sehr klassisch geraten, man findet Unmengen von skurillen Gegenständen die man in einer sehr verdrehten Logik folgenden Rätseln anwenden muß um im Adventure vorwärtszukommen.
Sehr gelungen ist die Synchronisation, was vor allem der hervorragenden Sprecherriege zu verdanken ist. Unter anderem sprechen Monty Arnold, Ingo Appelt, Markus Maria Profitlich und Marco Rima.
Die Geschichte ist grob in drei Abschnitte eingeteilt, wobei der erste Abschnitt sehr kurz ist und sich gut zum warmspielen eignet. Im zweiten Abschnitt zieht der Schwierigkeitsgrad der Rätsel dann sehr stark an, was Hauptsächlich an dem großen Areal und der Menge an Gegenständen liegt, die man in diesem Abschnitt frei erkunden kann. Hier wäre es sicher besser gewesen den zweiten Abschnitt nochmals zu teilen, um den Spieler nicht zu überfordern. Der dritte und letzte Abschnitt ist dann dafür in dieser Hinsicht sehr ausgewogen. Hier sind die Rätsel gelungen und die Dialoge witzig. Schade daß dieses Niveau nicht im ganzen Spiel erreicht wird.
Die Qualität der Rätsel ist leider sehr durchwachsen, teilweise sind sie sehr einfach, teilweise aber auch schlicht und ergreifend sehr unlogisch was dazu führt daß man stellenweise nur durch stures ausprobieren weiter kommt. Dies trifft leider vor allem im mittleren Abschnitt zu, der wie schon weiter oben angesprochen eher zu groß geraten ist, wodurch diese Kritik natürlich besonders schwer wiegt da hier das sture Ausprobieren schnell in nervtötende Arbeit ausartet. Leider bekommt man auch in den Gesprächen mit anderen Charakteren praktisch keine brauchtbaren Hinweise, sondern wird im Gegenteil oft noch auf eine falsche Fährte geführt. Ein zusätzlicher Schwachpunkt der Dialoge ist, daß sie meist leider nicht sehr witzig sind, wodurch die Gespräche vor allem im zweiten Teil - wo die meisten Charaktere ihren Auftritt haben – leider eher nervig sind. Unglücklicherweise muß man sie aber trotzdem führen da das eine oder andere zur Lösung einiger Rätsel notwendig ist. Welche Gesprächsoptionen dies sind ist leider meist nicht ersichtlich, so daß man die sinnlosen Stellen leider nicht übergehen kann.
Auch die Geschichte erreicht nicht das Niveau der alten LA-Klassiker. Das Intro ist sehr unspektakulär und nichtssagend, und auch in der eigentlichen Geschichte bis zum enttäuschenden Schluß fehlt der klare Handlungsfaden. Tony Tough ist sicherlich kein schlechtes Adventure, nur erreicht es in keiner Kategorie das Niveau alter Adventure Klassiker. Die Geschichte ist zu nichtssagend, die Dialoge sind nicht witzig genug, und die Rätsel sind teilweise zu unlogisch oder aus anderen Adventures geklaut. Für die darbenden Adventurefans ist es mangels Alternativen natürlich trotzdem einen Blick wert, nur sollte man die Erwartungen nicht zu hoch stecken. Die getestete Version hatte noch ein paar Bugs und stürzte gelegentlich ab, allerdings beeinträchtigt dies das Spiel nicht übermäßig.
Meinung:
Schade, schade. Ein tolles Adventure im Stil der alten LA Spiele hat es werden sollen, doch leider genügt es eben nicht alte Klassiker zu kopieren um ein gutes Spiel zu machen. Tony Tough erreicht nicht den Witz von Sam & Max, hat nicht die genialen Rätsel von Day of the Tentacle, die Geschichte ist schrecklich dämlich und einfallslos und außerdem wird dreist bei den ganzen alten LA Adventures geklaut. Sei es der Liebestunnel aud dem Jahrmarkt von Sam und Max, die Piraten aus der Monkey Island Serie oder der Grafikstil aus DotT, alles wirkt einfach schlecht kopiert. Daß der Hauptdarsteller ein unsympathischer Klugscheißer ist kommt noch erschwerend hinzu. Für Leute die schon alle Adventureklassiker durchgespielt haben ist Tony Tough mangels Alternativen trotzdem einen Blick wert, alle anderen sollten sich erstmal an diese halten zumal sie auch viel billiger zu haben sind und mehr Spaß bieten.
Wertung: Spielspaß 68
Grafik: 60
Sound: 90
Einstieg: 70
Komplexität: 70
Steuerung: 90
Multiplayer: -
+gute Synchronisation
+klassisches Adventure
-unlogische Rätsel
-nervige Dialoge
-schwache Geschichte
Drei Sterne