Gebt bitte mal Kommentare zu meinem ersten Entwurf zu Port Royale ab (auch Rechtschreib-/Grammatikfehler), der dann als Test bald online erscheinen soll.
Bilder, Fazit, Wertung erscheinen erst im Online-Test.
Die einzelnen Überschriften sind wahrscheinlich auch noch nicht final.
Port Royale - Gold, Macht & Kanonen
Vormittags Hanf anbauen, mittags Pirat spielen, abends in einer Kneipe mitten in der Karibik rumlungern. Was sich für viele wie ein Traumleben anhört, ist die Kurzbeschreibung zu Ascarons neuer Wirtschaftssimulation Port Royale.
Port Royale ist der inoffizielle Nachfolger des sehr erfolgreichen Patrizier II, das heute noch eine große Anhängerschaft hat. Kritisiert wurde jedoch damals die mangelnde Einsteigerfreundlichkeit und die für einige geradezu erschlagende Komplexität, die wiederum von den Hardcore-Fans sehr geschätzt wurde.
Port Royale soll beide Lager zufriedenstellen und langen Spielspaß garantieren.
Der Einstieg
Nach einem fulminanten und neugierig machenden Intro sollten zumindest Anfänger zuerst das Tutorial spielen, um mit den grundlegenden Inhalten vertraut zu werden; aber auch PII-Gelegenheitsspielern sei das Tutorial wärmstens ans Herz gelegt. In diesem gibt ein Sprecher einige Tipps und Anweisungen zum Spielablauf, die der Spieler dann ausführen soll. Sicherlich nicht wirklich aufregend, aber ohne Berti Vogts-Taktik (Über Kampf und Arbeit ins Spiel finden) wird es fast unmöglich, das Spiel zu erschließen, ohne vorher aufzugeben.
Danach hat man im Hauptmenü die Wahl zwischen dem Einzel- und Mehrspielermodus. Letzterer funktioniert aber noch nicht richtig und wird erst in einem späteren Multiplayer-Patch vollständig lauffähig sein. Auf eigenständige Kampagnen verzichtete der Hersteller, da diese nur von einem geringen Teil der Käufer genutzt würden.
Für den Singleplayer stehen die vier Nationen Spanien, Frankreich, England und Holland zur Wahl, von denen eine Gouverneursstadt als Heimatstadt ausgesucht wird. Vom Startjahr ist abhängig, wieviele Städte zu den einzelnen Nationen gehören. Spanien hat indes immer die meisten und unsere Freunde in Oranje die wenigsten. Als kleines Gimmick bestimmt man noch ein Logo, das die Segel der eigenen Schiffe ziert. Es können auch eigene Logos kreiert werden.
Endlich im Spiel angelangt, sticht die über alle Zweifel erhabene Grafik ins Auge: Die Wellen branden wunderschön an den Strand, und die schön designten Städte lassen schnell Urlaubsfeeling aufkommen. Einzig die verschiedenen Dialogfenster wie Schiffsinformationen oder Baufenster versperren teilweise die Sicht und lassen sich leider weder in der Größe verändern noch verschieben. Das Problem kann aber durch Auswahl der kleinsten Zoomstufe minimiert werden.
Um an die ersten Goldstücke zu kommen, bietet es sich an, Waren, die in großen Mengen in der eigenen Stadt vorhanden sind, anzukaufen sowie bei Siedlerüberschuss einige Siedler mit an Bord zu nehmen. Waren und Siedler werden dann in einer Stadt mit Mangel dieser Güter mit Gewinnspanne verkauft. Dies füllt nicht nur den Inhalt des Geldbeutels sondern auch das eigene Ansehen in der entsprechenden Stadt und dem Land.
Die Preise, die man erzielen kann, richten sich nach Angebot und Nachfrage. So bekommt ihr in einer Hunger leidenden Stadt mehr Geld und Ansehen als in einer Siedlung, deren Vorratskammern überlaufen.
Unabhängiger wird man auf Dauer natürlich nur durch das Errichten eigener Betriebe. Und so sollte der Spieler sich dann bald daran machen, einige Waren wie Kakao, Tabak oder Rum herzustellen - manche Waren brauchen auch noch einige Hilfsrohstoffe wie Holz -, um diese in zunächst in der eigenen Stadt mit ordentlicher Rendite zu verhökern. Ist diese Nachfrage gesättigt, muss wieder der erste Konvoi beladen und die Nachbarstädte abgeklappert werden. Bleibt man dann immer noch auf seinen Waren sitzen, begibt man sich auf die Suche nach neuen, noch unbekannten Städten und beliefert diese dann sogleich.
Sind dann ein paar Betriebe gebaut und erste Gewinne erzielt, steht bald die erste Beförderung an und man steigt einen Rang (von insgesamt acht) nach oben. Kurz darauf wird der Gouverneur auf den Neuling aufmerksam und bietet diesem erste Aufträge an.
Auf Abenteuerjagd
Spätestens jetzt entfernt sich Port Royale von einer reinrassigen Wirtschaftssimulation und bietet durch Abenteuer ein wenig Pirates!-Flair. Anfängliche Aufträge sind noch relativ leicht zu bewerkstelligen: So muss man beispielsweise drei neue holländische Städte für den spanischen Gouverneur entdecken oder einer Stadt einige neue Siedler beschaffen, um das Bevölkerungsdefizit auszugleichen. Für diese kleinen Gefälligkeiten gibt es dafür auch nur recht wenig Geld und Ansehen.
Im Laufe des Spiels fasst der Gouverneur immer mehr Vertrauen zum Abenteurer und lässt ihm recht delikate Aufgaben zukommen, wie z.B. die Bevölkerung einer fremden Stadt stark zu dezimieren. Wie er dabei vorgeht, bleibt ihm selbst überlassen.
Hat man genug Geld zusammen, kann man sogar Kaperbriefe kaufen, mit denen dann andere Händler ohne Ansehensverlust in der Heimat gejagt werden können; die betroffenen Staaten sind durch solche Taten natürlich nicht sehr erfreut.
Irgendwann bietet der Staatsprimus dem Spieler sogar seine Tochter zur Frau an! Diese ist zunächst recht teuer, da ein Fest für möglichst viele Bürger organisiert werden muss (bei zu wenig Vorräten sinkt das Renomee); dafür entwickelt sie sich im Laufe des Spiels zu einer echten Klatschtante und berichtet viel Wissenswertes, beispielsweise, wo dringend Nahrung benötigt wird oder in welcher Stadt zurzeit das beste Schiff verkauft wird.
Hat der Gouverneur einmal keine Aufträge zur Hand, empfiehlt sich ein Blick in die Kneipe, in der es Reisende gibt, die in eine andere Stadt müssen oder auch Halbkriminelle, die Wein mit Wasser strecken, sowie einen Gesellen, der ein kleines Würfelspiel veranstaltet, bei dem es das ein oder andere Goldstück zu verdienen gilt.
In der Kneipe spielt sich auch die eigentliche Rahmenhandlung ab: Die Beilsmith-Sippe, die in der Hansezeit noch als Beilschmidt die Gegend unsicher machte, hat der eigenen Familie viele Probleme beschert. Informanten geben Hinweise, wo sich die Beilsmiths aufhalten könnten und erklären die ganze Geschichte, was diese mit den Eltern und der Schwester angestellt haben.
Piraten und Seeschlachten
Neben den Beilsmiths gibt es noch weitere Neider, die den ehrlichen Händler um seinen verdienten Lohn bringen wollen: Piraten und Freibeuter! Piraten werden ab Rang 2 (Schiffsjunge) zu wahren Plagen: Sie lauern ständig den eigenen Schiffen auf und versuchen diese zu kapern. Wer sich nicht auf den schwachen Autokampf verlassen will, greift lieber selbst ein und steuert seine Schiffe manuell: Das Spiel wechselt in eine neue 3D-Karte, die das Gebiet der Seeschlacht darstellt. Meterhohe Wellen türmen sich angsteinflößend auf und schaukeln das Schiff hin und her. Besitzer von GeForce 3/4-Karten können sich zudem noch über Spiegelungen der Schiffe auf dem Meereswasser freuen. Da diese Darstellungen recht rechenintensiv sind, sieht das Meer ziemlich langweilig aus: Felsen oder Sandbänke fehlen.
Jedes der insgesamt zehn Schiffe, die sich an Punkten wie Geschwindigkeit, Kapazität oder Wendigkeit zum Teil stark voneinander unterscheiden, hat drei verschiedene Munitionsarten: Massivkugeln verursachen v.a. Schäden am Rumpf des Schiffes, Streukugeln eliminieren gegnerische Matrosen und Kettenkugeln setzen des Schiffes Segel außer Gefecht, so dass sich das getroffene Schiff nur noch langsam fortbewegen kann.
Hat man gegen die Piraten keine Chance, empfiehlt sich die Flucht und die Hoffnung auf die Geschwindigkeit der eigenen Schiffe und gute Winde.
Ansonsten sollte man so lange die Gegner unter Beschuss nehmen, bis deren Gefährte versenkt sind (mit Massivkugeln) oder die eigenen Matrosen stark in der Überzahl sind (mit Streukugeln), so dass man zum Entern übergehen kann.
Nach diesem Kampf ist der Konvoi eventuell ein wenig größer geworden. Leider geht bei großen Konvois (bis max. zehn Schiffe) die Übersicht schnell verloren; die praktische Pausenhilfe schafft nur wenig Abhilfe.
Nimmt man gar einen Freibeuter gefangen, sollte man diesen schnellstmöglich beim Gouverneur abliefern und eine saftige Belohnung kassieren, allerdings unter dem verschmerzbaren Malus, dass dieses Volk dann ein wenig sauer ist.
Bugs und Gameplayschwächen
Kurz nach Veröffentlichung des Spiels wurde das Ascaron-Forum geradezu überschwemmt von Spielern, die das Spiel nicht zum Laufen bringen konnten oder ständig mit Abstürzen zu kämpfen hatten.
Auf dem Testsystem (zunächst Athlon Thunderbird 1 GHz, GeForce 2 MX, 192 MB RAM; dann Athlon Thunderbird 1 GHz, GeForce 4 Ti 4200, 256 MB RAM) gab es nur wenige Abstürze, seit Patch 1.15 nur noch sehr sporadische.
Ärgerlich sind vielmehr zahlreiche Gameplayschwächen: Als Pirat kommt man schnell an Geld, als Händler hat man es weitaus schwerer. Auch als Patrizier II-Veteran kommt man unter Umständen nur über die Runden, indem man "nebenberuflich" Freibeuter gefangen nimmt.
Weiterhin ist es sehr schwierig, eine Stadt aufzubauen: Zwei Tabakfarmen z.B. rentieren sich, man kann den Tabak direkt in der Stadt verkaufen. Der Bau einer dritten Plantage muss gut überlegt sein, denn es wird verdammt schwierig, den Überschuss loszuwerden. Meist muss man dafür weite Wege fahren. Da man nirgends sehen kann, wieviel eine Stadt wöchentlich benötigt, artet das Ganze teilweise in einem nervigen Von-Stadt-zu-Stadt-Fahren aus. Man hätte doch relativ einfach Expeditionen in die Alte Welt in das Spiel integrieren können, in der man dann Unmengen an Tabak oder Rum verkaufen kann.
Um in anderen Städten Betriebe bauen zu dürfen, braucht ihr eine Konzession; diese sind unverschämt teuer und verschlingen einen nicht geringen Teil eures Barvermögens. Warum sind Konzessionen nicht billiger oder man bekommt sie gar kostenlos, wenn man entsprechende Leistungen erbracht hat?
Unverständlich sind darüber hinaus die Beschränkungen im Spiel: Man darf nur zehn Konvois unterhalten und zehn Konzessionen erwerben. Nur, warum gibt es dann eine riesige Karibik mit Dutzenden von Städten? Schon bei Patrizier II kam man nach kurzer Spielzeit auf deutlich mehr als zehn Konvois bei weniger Städten.
Es gibt zudem zuviele Piraten im Spiel: Ständig wird man angegriffen, und den Autokampf kann man im Moment noch vergessen, da man bei diesem häufig seine gesamten Schiffe mit Ladung verliert.
Auch die weibliche Kundschaft dürfte nicht sehr erfreut sein, dass nur das männliche Geschlecht Berücksichtigung fand. Die offizielle Begründung, es gab damals keine Händlerinnen, erscheint ein wenig merkwürdig, gab es beim Vorgänger doch auch Krämerinnen und Kauffrauen.
Vor ein paar Tagen wurde Patch 1.20 veröffentlicht. Da sich dieser noch in der Betaphase befindet, wird er noch nicht in die Wertung einbezogen. Er behebt aber einige Probleme: Knappe Waren können teurer verkauft werden, Matrosen werden billiger, die KI im Autokampf wurde überarbeitet.
Add-On und Packung
In einem Entschuldigungsschreiben sagte Marketing Director Bernd Almstedt, dass man die vielen technischen Fehler und Gameplayschwächen bedaure. Als Entschuldigung kündigte er für Ende August ein kostenloses Add-On an, in dem es dann u.a. ein Piratenversteck geben wird, neue grafische Goodies wie Delfine, ein Ausbau der Story um Langzeit-Missionen etc.
Das Spiel wird in einer Euro-Box ausgeliefert mit sehr gutem 98-seitigen Handbuch, das viel Geschichtliches über die Karibik enthält, und einer farbigen DIN-A3-Seekarte.