So, hier gibt's einen ersten Entwurf für den GC-Report. Der Rennspiel-Teil ist natürlich noch nicht komplett, ebenso folgen noch die Simulationen.
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Die Games Convention 2003
Alle Jahre wieder? Noch nicht ganz, aber mit steigenden Besucherzahlen ist die Games Convention, ihres Zeichens größte Verbraucher-Messe für Computerspiele in Europa, auf dem besten Weg, sich auf längere Zeit zu etablieren. PC Player forever war auch 2003 wieder in Leipzig vor Ort – um diesmal mit einem noch größeren Team die neuen Spiele zu begutachten.
Gebt mir ein X!
„Yo-yo-yo! Das war ja schon spitze! Aber jetzt noch mal! Welcher Stand ist das hier? X-Box! Na, da hab‘ ich doch gar nix gehört! Das könnt Ihr doch lauter! X-BOX! X-BOX! X-BOX!“
Nein, liebe Leser, es ist nicht nötig, sich um die geistige Gesundheit des Autors dieser Zeilen zu sorgen und ihm die freundlichen Herren in den weißen Kitteln vorbei zu schicken. Die oben genannten Sätze sind nur ein typisches Beispiel dafür, was einem Besucher der Games Convention beim Betreten von Halle 3 entgegenschallte. Halle 3, das sollte eigentlich der Hauptschauplatz für die Präsentation aktueller und kommender Spiele sein. Leider war es jedoch mindestens ebenso stark ein Pflaster für hüpfende Möchtegern-Promis und penetrante Aushilfs-Moderatoren, die durch beharrliches Gesabbel und ein Bombardement aus T-Shirts, Schlüsselanhängern und ähnlichem Ramsch versuchten, das anwesende Publikum in gefügige Konsum-Zombies zu verwandeln.
Wer den Konvertierungsbemühungen entkam, durfte ein durchaus beachtliches Spiele-Lineup inspizieren – in den meisten Fällen inklusive der Möglichkeit, die neuen Titel selbst auszuprobieren. Zwar konnte man sich so einen ersten Eindruck von Spielinhalt und Grafik machen, nicht aber vom Ton. Das verhinderte der ohrenbetäubende Lärmpegel, der sich zwischen den Bereichen „Presslufthammer“ und „startender Kampfjet“ bewegte.
Nicht nur die großen Global Player wie Microsoft, Electronic Arts, Sony, Nintendo, Eidos, Vivendi, Ubi Soft und Konsorten hatten es sich in vor Ort gemütlich gemacht, sondern auch viele kleinere Publisher wie CDV oder 1C hielten die frei gebliebenen Ecken besetzt. Auffällig war jedoch durch die Bank weg ein akuter Mangel an PC-Spielen. Während Sony und Nintendo sich auf Titel für ihre eigenen Konsolen konzentrierten, wurden fast sämtliche anderen Programme (also nicht nur die von Microsoft) in der X-Box-Version vorgestellt. Das galt selbst für die Nachfolger prominenter PC-Hits wie Deus Ex 2 und Commandos 3 – genau genommen hätte man die Messe auch guten Gewissens „X-Convention“ taufen können. Ein um Objektivität oder gar Vollständigkeit bemühter Überblick des kommenden PC-Angebots macht unter diesen Vorzeichen wohl wenig Sinn – das vermögen zahlreiche E3-Berichte besser zu erfüllen. Daher folgt nun eine Sammlung ausdrücklich subjektiver Eindrücke zu verschiedenen Genre-Vertretern aller Plattformen. Und da subjektive Eindrücke bekanntlich schon per Definition höchst unterschiedlich ausfallen, gibt es in den Zusatzkästen weitere individuelle Beobachtungen und persönliche Messe-Highlights einzelner Team-Mitglieder.
Actionspiele
Einer der wenigen auf PC präsentierten Ego-Shooter war
Breed von CDV. In dem taktisch angehauchten Actionspiel ist man nicht nur alleine und zu Fuß unterwegs, sondern arbeitet mit mehreren Teammitgliedern zusammen und darf allerlei fliegende und fahrende Untersätze umher kutschieren. Das Ganze ist offensichtlich vom X-Box-Hit Halo inspiriert. Diesen zu übertrumpfen haben sich die Programmierer dann auch prompt zum Ziel gesetzt. Seit der ersten, reichlich verkorksten Demoversion, die seit einiger Zeit im Internet kursiert, hat das Spiel mittlerweile deutliche Fortschritte gemacht: Die Steuerung geht besser von der Hand und die Grafik ist erheblich hübscher geworden. Ob es aber reicht, um Bungies kleines Shooter-Wunder zu entthronen, bleibt abzuwarten. Ausschließlich hoch in die Lüfte geht es mit
Crimson Skies – High Roads to Revenge aus dem Hause Microsoft. In diesem auf dem gleichnamigen Brettspiel der Battletech-Macher basierenden Programm tritt Luftpirat Nathan Zachary in diversen Flugzeugen gegen allerlei windige Übeltäter an – und ist auch selbst um die eine oder andere Schandtat nicht verlegen. Schließlich kämpft er auch, um möglichst viel Geld zu verdienen, denn wie im Klassiker Strike Commander darf der Profit in einem kleinen Wirtschaftsteil in neue Fluggeräte investiert werden. Crimson Skies sieht todschick aus und spielt sich hervorragend. Gegenüber dem Vorgänger von 2000 ist auch die Storypräsentation um einiges besser geworden. PC-Spieler bleiben aber diesmal am Boden: Nur auf der X-Box hebt eines der schicksten der auf der GC vorgestellten Spiele im Herbst 2003 ab. Apropos schick: Mit
Far Cry entstammt neben Breed schon der zweite vielversprechende Shooter deutschen Landen. Die beeindruckende Optik, die selbst große Außenareale in bestechendem Detailreichtum darstellt, braucht sich vor Half-Life 2, Doom 3 und Halo 2 nicht zu verstecken und ist bestens dazu geeignet, Kinnladen in Richtung Boden sinken zu lassen. Ob das Spiel selbst auch so viele Finessen bieten wird, war anhand der vorgestellten Version nur schwer zu beurteilen. Vormerken sollte man sich die Leute von Crytek auf jeden Fall. Lediglich das bereits von der E3 bekannte Video wurde von
Half-Life 2 gezeigt. Für alle, die es immer noch nicht gesehen haben: Der Nachfolger zum wohl beliebtesten Shooter aller Zeiten sieht erstklassig und vor allem sehr natürlich aus, verspricht Höchstleistungen bei Physiksystem und KI und erlaubt ähnlich wie Halo nun auch das Steuern von Fahrzeugen. Wie der Vorgänger kommt Half-Life 2 ohne Zwischensequenzen im klassischen Sinn aus: Man sieht das gesamte Spiel durch die Augen von Protagonist Gordon Freeman. Hoffentlich wird diesmal etwas mehr Story auf diese Art erzählt, denn dann erwartet PC-Spieler im September und X-Box-Besitzer im Verlauf des nächsten Jahres ein echter Knüller. In die Kategorie „Dinge, die man erst glaubt, wenn man sie selber sieht“ fällt die PC-Version von
Halo, die zum Anspielen einlud. Höhere Auflösung und verfeinerte Texturen zerstreuten schnell den bitterbösen Verdacht, Microsoft habe einfach Tastatur und Maus an eine X-Box gestöpselt. Außer den zaghaften Veränderungen bei Optik und Steuerung wurde gegenüber der Konsolenfassung lediglich der Multiplayer-Modus aufgebohrt. Einerseits ist das schade, denn gegenüber dem mit etwas Glück unmittelbar vor der Tür stehenden Half-Life 2 nagt langsam der Zahn der Zeit an Halo – die X-Box-Version marschiert mittlerweile schließlich stramm auf ihren zweiten Geburtstag zu. Andererseits ist das gut, denn in Punkto Abwechslungsreichtum und Spielbalance dürfte Halo somit immer noch zum Besten gehören, was das Genre zu bieten hat. Spätestens im Oktober soll es auch auf dem PC fiesen Aliens an den Kragen gehen. Man darf gespannt sein, ob es diesmal endlich klappt. Um der aktuellen Konkurrenz dann aber auch wirklich gewappnet zu sein, schickt Micosoft Anfang 2004
Halo 2 ins Rennen. Selbst ausprobieren war bei dem Edel-Shooter leider genauso wenig drin, wie bei Half-Life 2, aber etwas mehr als ein Video gab es schon: Der Chefdesigner spielte das Programm höchstpersönlich am Microsoft-Stand vor. Die Grafik ist wunderschön, die Schlachtfeld-Atmosphäre einfach traumhaft. Selten hat man ein so perfekt inszeniertes Spiel gesehen. Statt reiner Ego-Perspektive wie bei Half-Life 2 setzt Bungie immer wieder auf kinoreife Zwischensequenzen, die das Geschehen rasant in Szene setzen. Wenn der Master Chief dann per Buggie durch nächtliche Straßenschluchten prescht, macht sogar das Zusehen Laune. PC-Besitzer gucken aber leider vorerst in die Röhre: Ob es neben der X-Box-Fassung noch eine Konvertierung geben wird, weiß bislang nicht einmal Bungie selbst. Falls die Entscheidung positiv ausfällt, sollte man angesichts des bisherigen Umsetzungstempos nicht vor 2006 mit der PC-Fassung rechnen. Dafür ist der Krieg um Mittelerde definitiv nicht mehr konsolenexklusiv:
Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs wird im November für so ziemlich jedes nur erdenkliche System erscheinen. Electronic Arts‘ zweite Umsetzung zu Peter Jacksons gigantischer Filmtrilogie setzt auf das bewährte Konzept des Vorgängers: Man metzelt sich in der Kulisse einer gewaltigen Schlacht durch endlose Reihen von Orks und anderem Gesindel. Mehr verschiedene Spielfiguren, die sich noch dazu stärker voneinander unterscheiden, sollen aber den Abwechslungsreichtum deutlich erhöhen. Dass die Technik überarbeitet wurde, versteht sich dabei fast von selbst. Auf jeden Fall wird der Look des Vorbilds erneut gut eingefangen. Da nur die PS2-Fassung vor Ort angetestet werden dürfte, lässt sich noch nicht sagen, wie gut die Steuerung der PC-Version wird. Die Gamepad-Steuerung der Konsolen funktioniert tadellos wie eh und je; auf die Lösung für die Maus- und Tastaturgemeinde darf man gespannt sein. Ob man mit der Reduzierung von Tolkiens Fantasy-Saga auf eine große Metzgershow glücklich wird, muss wohl jeder Fan für sich selbst entscheiden. Filmumsetzung, die Zweite: Buena Vista Interactive wirft mit
Tron 2.0 eine Fortsetzung des 1982 veröffentlichten Films auf den Markt. Die Story des bereits veröffentlichten Spiels wurde von Steven Lisberger, dem Regisseur und Co-Autor des Films, mitentwickelt, aber auch der ungewöhnliche Look mit all seinen gleißenden Linien und rechtwinkligen Formen dürfte Fans des Vorbilds bekannt vorkommen. Neben dem Ego-Shooter-Kern stehen auch kleinere Nebenaufgaben, wie z.B. die sogenannten „Lightcycle-Rennen“ auf dem Plan. Trotzdem sieht Tron 2.0 unkonventioneller aus, als es ist: Die meisten Fremdartigkeiten scheinen eher geschickte Verpackung als echte Innovationen zu sein. Als Meister der Tarnung erweisen sich die Entwickler auch bei der Grafik, denn deren eher altbackenes Grundgerüst fällt dank des ungewöhnlichen Schauplatzes im Inneren eines Computers kaum auf. Aber wenn die Täuschung effektiv ist, macht das alles ja nichts – künstlerisch gehört Tron 2.0 sicher zu den interessantesten vorgestellten Spielen. Ein Lob, das auf Ubi Softs für Oktober angekündigten Shooter
XIII ebenso zutrifft. Dank Cell-Shading-Technik sieht man von der zu Grunde liegenden Unreal-Engine nämlich nicht mehr viel; stattdessen schießt man sich als geheimnisvoller Mann auf der Suche nach der eigenen Identität durch eine faszinierende Comicoptik, angereichert mit Sprechblasen und lautmalerischen Worten, die über den Bildschirm fliegen. Das klingt in der Beschreibung noch ganz putzig, ist aber in der Praxis eher rabiater Natur: Das Blut, so gezeichnet es auch aussehen mag, fließt wahrhaftig in Strömen und so mancher Gegnertod wird langwierig zelebriert – für Kinderhände ist XIII sicher nichts. Zu hoffen bleibt, dass Ubi Soft in die fertige Version noch eine freie Speicherfunktion oder wenigstens ein paar mehr Savepoints einbaut, sonst wird das reichlich schwierige Spiel nicht nur ein faszinierendes, sondern auch ein höchst frustrierendes Erlebnis. Eine Art „Wing Commander mit Boden“ ist
Yager vom gleichnamigen Entwicklerstudio, das nur in der bereits veröffentlichten X-Box-Version vorgestellt wurde. Eine Inspektion der vor Ort verteilten PC-Demo zeigt aber, dass sich nicht viel verändert hat: Immer noch besteht man in wunderschöner Optik zahlreiche Missionen in futuristischen Fluggeräten, die von einer extrem schick präsentierten Geschichte zusammen gehalten werden. Die schon in der Konsolenfassung latent überflüssige Zielhilfe bleibt auch auf dem PC erhalten – wo sie angesichts der Joysticksteuerung noch unnötiger erscheint. Trotzdem bleibt Yager auf beiden Plattformen ein sehr spannendes, gut designtes, aber manchmal etwas unfaires Spiel. Wer die Wing Commander-Reihe mochte, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren.
Action-Adventures und Rollenspiele
Freunde gepflegter Monster-Metzeleien im Diablo-Stil dürfen sich auf Biowares
Baldur’s Gate: Dark Alliance 2 freuen – sofern sie eine X-Box oder Playstation 2 besitzen; PC- und Gamecube-Besitzer gehen leer aus. Das endlose Gehacke dürfte alleine auf Dauer eher etwas stupide werden, dafür aber, wenn der Vorgänger als Maßstab herangezogen wird, im Mehrspieler-Modus umso spaßiger sein. Die Optik wurde noch einen Tick edler. Ob es diesmal auch etwas mehr Geschichte gibt, bleibt abzuwarten. Freunde klassischer Adventures sind es ja schon gewohnt, vergeblich nach neuen Vertretern dieses Genres Ausschau zu halten. Am nächsten kommt dem noch
Baphomets Fluch 3, doch allzu hoch sollte man seine Erwartungen nicht schrauben. Mit der mäßigen Grafik könnte wohl jeder Adventure-Fan ganz gut leben, aber das Spiel selbst ist auch nicht gerade ein Hammer: Viele Rätsel laufen auf das Auslösen von Offensichtlichkeiten oder – Schreck lass nach – Verschieben von Kisten heraus. Garniert wurde das Ganze mit einigen Hüpfpassagen, die einfach auf Knopfdruck zu bewältigen sind. Was sie angesichts dessen überhaupt für einen Zweck erfüllen, bleibt wohl ein Geheimnis der Entwickler. Auf der GC war nur die Playstation-Version zu sehen; ob die PC-Fassung eine komfortablere Maussteuerung hat, bleibt zweifelhaft. Vermutlich erwartet die letzten aufrechten Adventure-Fans eher ein Tastatur-Gewürge, wie man es schon von den letzten LucasArts-Spielen kennt. Erheblich mehr Freude machte da die Fortsetzung zu einem anderen PC-Klassiker:
Deus Ex: Invisible War scheint mit seinem faszinierenden Mix aus Shooter, Rollenspiel und Action-Adventure sowie der spannendes Story ohne Probleme an den großartigen Vorgänger anknüpfen zu können. Vorgestellt wurde bislang leider nur die X-Box-Version, deren Steuerung aber trotz des Zusammentreffens von Komplexität und Gamepad sehr ordentlich funktioniert. Erfahrungsgemäß klappt es mit Maus und Tastatur noch ein wenig besser – zumindest in Punkto Bedienung muss man sich also keine Sorgen machen. Weniger feierlich ist das deutliche Ruckeln der Grafik, das auch in Videos der PC-Fassung schon zu beobachten war. Entwicklerstudio Ion Storm gelobt aber hoch und heilig Besserung. Hoffentlich zu Recht, denn inhaltlich ist Deus Ex einer der vielversprechendsten Titel und ein Geheimtipp für alle, die nicht immer nur ballern wollen, bis die Finger rauchen. Im Dezember 2003 soll das Spiel in den Läden stehen. Bereits jetzt uneingeschränkt zu gefallen weiß
Star Wars: Knights of the Old Republic, das auf X-Box im September erscheint. Aber PC-Besitzer brauchen nicht zu verzagen; gegen Ende des Jahres kommen auch sie in den Genuss von Biowares großartigem Rollenspiel, das in den USA schon für Begeisterungsstürme sorgt. Kein Wunder: Grafik, Sound, Skill-System, Steuerung, Abwechslungsreichtum, Story – alles ist vom Feinsten, wie man es von den Baldur’s Gate-Machern schon fast gewohnt ist. 10.000 Jahre vor den Ereignissen der Star Wars-Filme durchreist man als Nachwuchs-Jedi die Galaxis – die Wahl zwischen heller und dunkler Seite der Macht inklusive. Das interessante Szenario sorgte für die richtige Balance zwischen Wiedererkennungswert und Neuheit. Wer befürchtet, sich auch auf dem heimischen Computer mit einer Konsolenbedienung herumplagen zu müssen, darf erleichtert aufatmen: Statt billiger Konvertierungsschlamperei hat Bioware ausdrücklich eine Anpassung an PC-Standards angekündigt. Ein Wiedersehen mit einem alten bekannten aus der „Spiele-Steinzeit“ wartet in
Prince of Persia: The Sands of Time, das im November für alle drei Konsolen und den PC erscheint. In dem Action-Adventure hüpft, prügelt und fechtet der ewige Prinz sich durch orientalische Levels. Der jüngste Teil der Reihe erstrahlt in einem modernen, durchaus ansehnlichen 3D-Gewand. Elegant und schwungvoll fertigt der Titelheld mit diversen Waffen oder auch mal nur den Fäusten einen Bösewicht nach dem anderen ab, bevor wieder kleinere Rätsel und abenteuerliche Sprungpassagen auf dem Plan stehen. Klingt so ähnlich wie Indiana Jones and the Emperor’s Tomb? Ist es auch, doch das Kampfsystem macht einen noch deutlich komplexeren Eindruck. Ob es auch so gut funktioniert und sich Prince of Persia sonst irgendwie aus der Genre-Masse heraushebt, wird wohl erst die fertige Version zeigen können. Ein weiterer alter Bekannter kommt genauso wenig zur Ruhe: Meisterdieb Garret muss auch in
Thief III, dem dritten Teil der Reihe, die das „Schleich-Genre“ begründete, wieder mittelalterliche Gemäuer um ihre Reichtümer erleichtern – natürlich möglichst, ohne dabei gesehen zu werden. Die vorgestellte X-Box-Version machte bereits einen sehr guten Eindruck; es erwartet den Spieler also gewohnte Qualität. Dennoch muss natürlich ganz klar gesagt werden, dass man hier alten Wein in neuen Schläuchen bekommt: Einen Innovationspreis wie einst das erste Thief, gewinnt der jüngste Spross der Serie sicher nicht mehr. Wer die Vorgänger aber noch nicht kennt oder von Garret ohnehin nicht genug bekommen kann, sollte seinen Spaß haben. Ob das auch auf ein gewisses anderes Spiel von Eidos zutrifft, darf bezweifelt werden:
Tomb Raider: The Angel of Darkness ist bereits erschienen, die durchwachsenen bis vernichtenden Kritiken sind vermutlich den meisten Leuten ohnehin schon bekannt. Daher lohnt es eigentlich nicht, hier viele Wort zu verlieren, doch mit der prominenten Platzierung in seinem ansonsten sehr ansehnlichen Lineup fordert Eidos den Spott geradezu heraus. Vermutlich wäre es klüger gewesen, ganz auf eine Vorstellung zu verzichten. Wenn jemand von irgendetwas zum Kauf gebracht wird, dürfte es wohl der bekannte Name, nicht aber ein Probespiel sein. Selbst die ja noch erträgliche PS2-Fassung sah, eingeklemmt zwischen potentielle Hits wie Thief und Deus Ex, ziemlich alt aus. Von der unbrauchbaren PC-Version ganz zu schweigen.
Strategiespiele
Es darf wieder geknobelt werden: Mit
Commandos 3: Destination Berlin geht die Mischung aus Echtzeit-Taktik und Denkspiel in die mittlerweile dritte Runde. Abermals gilt es, im zweiten Weltkrieg einen alliierten Spezialtrupp beim Bestehen kniffliger Aufgaben zu leiten. Optisch wie inhaltlich verspricht Commandos 3 business as usual: Man überblickt das Geschehen in der bewährten Draufsicht, die beim Betreten von Gebäuden zu frei drehbaren 3D-Umgebungen umschaltet. Per Mausklick werden die eigenen Recken komfortabel durch die Gegend gescheucht. Das Rad wird hier gewiss nicht neu erfunden, aber wenn Entwickler Pyro nicht wie im ersten Teil der Schwierigkeitsstreuer in die Taktiksuppe fällt, dürfte ein qualitativ rundum hochwertiges Spiel herauskommen. Noch mehr zweiten Weltkrieg gab es bei CDV mit
Panzers. Hinter dem putzigen Versuch, einen englischen Plural von einem deutschen Wort zu bilden, verbirgt sich ein heftigst von Sudden Strike inspiriertes Echtzeitstrategiespiel, nur jetzt eben mit 3D-Grafik. Man kommandiert also Panzer, Sturmgeschütze, Artillerie, Infanterie und Konsorten über recht hübsch gestaltete Schlachtfelder – ohne dabei eine Basis zur Verfügung zu haben. Hin und wieder darf man auch ein paar Luftschläge anordnen. Nett, aber wer solche Spiele nicht erst seit Gestern kennt, wird wohl ein herzhaftes Gähnen unterdrücken müssen. Außerdem dürfte die Balance ruhig etwas mehr Feinschliff erhalten. Die große Unbekannte der vorgestellten Spiele ist ohne Zweifel Eidos‘
Republic: The Revolution, bei dem es in einer Diktatur gilt, eine Opposition zu bilden und diese dann bis zum Sieg über den Despoten zu führen. Interessant sind dabei vor allem zwei Dinge: Erstens wird jeder der vielen Bürger der Bananenrepublik individuell mit verschiedenen Eigenschaften und eigenem Lebenslauf simuliert, wodurch die Spielwelt sehr lebendig wirken soll. Zweitens richtet sich der Charakter der eigenen Widerstandsbewegung danach, wen man in die Organisation aufnimmt: Wer auf finstere Gesellen setzt, wird vermutlich nur die aktuelle Unterdrückung durch eine neue ersetzen. Füllt man die eigenen Reihen hingegen mit Gutmenschen erster Güte, dürfte eine deutlich rosigere Zukunft winken. Die vorgestellte Fassung des fast fertigen Spiels ruckelte trotz nur ordentlicher Optik merklich – die Engine sollte also noch etwas optimiert werden. Einen fairen Ersteindruck von einem derart komplexen Programm nach nur kurzem Anspielen zu vermitteln, ist leider kaum möglich. Die Idee ist spitze, doch ob sie in der Praxis wirklich gut funktioniert, bleibt abzuwarten. Deutlich wurde jedoch schon nach wenigen Minuten, dass die originelle Thematik von Republic – anders als etwa bei Tropico – nicht nur eine niedliche Verpackung für ein eher konventionelles Aufbauspiel ist. Eine noch relativ unfertige Version wurde von
Space Colony, dem neuen Spiel der Stronghold-Macher präsentiert. Grafisch erinnert jüngste Werk der FireFly Studios auch frappierend an die Mittelalter-Strategie (und wirkt dementsprechend altbacken), aber inhaltlich steht diesmal – der Titel verrät er schon – der Aufbau einer Weltraumkolonie an. Weil es dabei eher humoristisch zugeht, sind die Bewohner der All-Enklave ein Haufen bizarrer Aliens, die den Men in Black genug Papierkram für die nächsten zehn Jahre bescheren würden. Könnte ein interessantes Aufbauspiel in der Tradition von Theme Park werden, aber viel lässt sich bislang nicht zur Qualität sagen, denn dazu war die vorgestellte Fassung noch zu rudimentärer Natur.
Rennspiele
Erst Subaru, dann Ford und nun Citroen: Der schottische Rallye-Weltmeister Colin McRae wechselt die fahrbaren Untersätze so schnell, dass Codemasters kaum hinterher kommt. Ob das der Grund ist, warum
Colin McRae Rally 4 nur rund ein Jahr nach dem dritten Teil erscheint (oder im Falle der PC-Fassung sogar nur einige Monate später), war nicht in Erfahrung zu bringen. Auf den ersten Blick ähnelt die jüngste Querfeldein-Inkarnation dem letzten Spross wie ein Ei dem anderen: Die Grafikengine wurde unverändert unternommen. Dafür wurde spielerisch feingetunt: Die Fahrphysik dreht das Fahrzeug endlich über die Vorderachse und die Weltmeisterschaft darf nun in mehr als einem Fahrzeug absolviert werden – und das sogar in verschiedenen Leistungskategorien. Auch die manuelle Reparatur des eigenen Boliden feiert lobenswerter Weise ein Comeback. Trotzdem bleibt ein fader Nachgeschmack: Eigentlich sind das alles Features, die auch der Vorgänger schon hätte haben sollen. Colin McRae Rally 3.1 wäre ein genauso passender Titel gewesen. Schon im September dürfen X-Box- und PS2-Besitzer wieder über unwegsames Gelände jagen. Wann die PC-Version kommt, weiß nicht einmal Colin McRae.
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Grüße von
ButtSeriously
In memoriam PC Player 1/93 - 6/2001