Um das Sommerloch zu überbrücken habe ich mir Chaser gekauft. Hier das Review:
Mit völligem Gedächtnisverlust im Krankenhaus aufzuwachen ist meist nicht schön, doch im Falle von John Chaser im gleichnamigen Spiel besonders unangenehm, denn kaum aus dem Koma auf einer Raumstation im Orbit um die Erde erwacht, wollen ihm schon dutzende von schwerbewaffneten Killern ans gerade wiedergewonnene Leben. Dies ist der Auftakt eines 3D Shooters der den Spieler durch dutzende von Levels von besagter Raumstation angefangen über eine futuristische Großstadt, Häfen, Bahnhöfe und andere gängige 3D-Shooter Lokalitäten schließlich zum Mars führt.
So spannend die Geschichte anfängt, so langatmig wird sie im Verlauf des Spieles leider weitergeführt. Dies liegt nichtmal an den Zwischensequenzen die, sieht man mal von der mangelnden Dynamik ab, durchaus zu gefallen wissen und meist auch ordentlich synchronisiert sind, sondern eher daran daß die ganze Geschichte durch immer neue Hindernisse die sich dem Spieler in den Weg stellen zerfleddert und in die Länge gezogen wird, um dann irgendwann zu einem aprupten und unbefriedigenden Ende zu kommen.
Die Technik des Spiels ist dabei eher zweckmäßig denn schön, leistet sich dabei allerdings auch keine Patzer. Die Texturen sind meist langweilig aber ordentlich scharf und den Umgebungen angemessen, die Effekte im Spiel spärlich aber gut eingesetzt, lediglich die Modelle der Gegner schauen überdurchschnittlich gut aus und sind auch gut animiert, und auch die KI der Gegner ist sehr solide, wenn auch nicht überragend. Dafür läuft das Spiel auf einem halbwegs aktuellen Rechner aber immer superflüßig.
Leider hinterläßt auch das Leveldesign eher gemischte Gefühle: Oft begeistert es einen durch gigantische Levelgrößen mit riesigen Strukturen die nichtmal allzuwenig Details aufweisen, um einen dann wieder zur Verzweiflung zu treiben weil man in dem riesigen Areal den winzig kleinen Ausgang nicht findet oder eine -dank der hakeligen Sprungsteuerung- elend frustrierenden Sprungfolge über zerbröckelte Mauerreste zu nerven. Vor allem im späteren Spielverlauf entschädigt dafür die grandiose Atmosphäre einiger der riesigen Level für die ertragenen Mühen, aber leider gibt es für jeden richtig guten Level auch einen ziemlich verkorksten. Sei es die leider heutzutage in jedem Shooter obligatorische und hier leider völlig verkorkste Schleicheinlage, oder der Trip durch einen Unterwasser-Schiffsfriedhof, der mangels Orientierung zum langweiligen Dauertest der eigenen Leidensfähigkeit wird, um hier nur zwei der übelsten Ausreiser zu nennen.
Die Waffen mit denen Chaser sich gegen den nie endenwollenden Strom der Gegner zu erwehren versucht sind realen Vorbildern nachempfunden und ordentlich modeliert und umgesetzt. Die Auswahl ist leider aber nicht allzu einfallsreich. Pistolen, Maschinenpistolen und -Gewehre mit und ohne Zieffernrohr, Raketen- und Granatwerfer und gewöhnliche Granaten, das war es leider schon. Ausgefallene Waffen sucht man leider ebenso vergebens wie den mittlerweile fast schon obligatorischen Flammenwerfer oder die heißgeliebte Minigun. Schade.
Die größte Stärke von Chaser ist gleichzeitig leider auch die größte Schwäche: Das Spiel ist lang - sehr lang. Selbst geübte Spieler dürften das Spiel kaum unter 25-30 Stunden durchspielen, da die Hatz nach der eigenen Identität sich über ca. 30 Levels zieht, von denen viele kaum unter einer Stunde zu absolvieren sind. Dieser im Zeitalter der Appetithappenshooter eigentlich lobenswerte Umfang wird leider zum einen durch viel zu lange und damit eintönige Levels erkauft, zum anderen durch viele Level die die Geschichte nicht wirklich vorantreiben und dadurch wie eine Sättigungsbeilage die niemand bestellt hat wirken. Leider steigt auch der Schwierigkeitsgrad im letzten Drittel des Spiels dermaßen an, daß die Quicksave bzw. Quickloadtaste teilweise öfters benutzt wird als der Feuerknopf.
Meinung:
Weniger ist mehr, diese Aussage trifft wohl das Spiel Chaser am treffendsten. Hätten die Entwickler sich auf die guten Level die das Spiel zweifelsfrei hat beschränkt und diese etwas abwechslungsreicher gestaltet und etwas besser ausgearbeitet, so wäre Chaser ein überdurchschnittlich guter Shooter geworden. So gibt es leider zu viele Stellen die den Spieler genervt und frustriert zurücklassen, und es ist schon eine gehörige Portion Geduld und Hartnäckigkeit vonnöten um das Spiel bis zum Ende durchzuspielen, was Schade ist, den gerade das letzte Drittel glänzt mit gigantisch großen und sehr atmosphärischen Levels. So bleibt leider ein Shooter den man nur waren Spieleprofis die das momentane Sommerloch unbedingt mit einem Shooter stopfen wollen. Dafür reicht Chaser dann allerdings auch alleine, denn einzig am Umfang könnten sich andere Entwickler von 3D-Shootern wirklich mal ein Beispiel nehmen.
Dieses Spiel könnte einem gefallen wenn man Red Faction oder Soldier of Fortune mochte.
3 Sterne
Wertung:
Spielspaß 70
Grafik 65
Sound 80
Multiplayer-nicht getestet