Di, 15. Jul 2003, 08:26
Die Auswertung wird immer irgendwie beliebig sein, die Auswertungsmethode wird die Reihenfolge beeinflussen, und es hängt damit von der (mehr oder minder willkürlichen) Auswahl der Auswertungsmethode ab, was am Ende herauskommt.
Es bietet sich in erster Näherung an, die Punktsumme durch die Zahl der abgegebenen Stimmen zu teilen, also die reine Durchschnittswertung zu nehmen. Da es aber auch gewünscht ist, die Stimmzahl zu berücksichtigen, könnte man - anderes Extrem - nur die Punktsumme nehmen. Dann könnte aber ein 1000mal mit schlecht bewertetes Spiel jene Titel schlagen, die nur mit 199mal "Genial" und sonst gar nicht bewertet wurden.
Die Idee, man würde die Punktsumme nur einen Teil der Stimmen teilen (z.B. die Hälfte der abgegebenen Stimmen) ändert leider gar nichts außer der Skalierung des Endergebnisses (statt 5,0 als Traumnote wäre es im genannten Beispiel eben 10,0).
Was man hingegen tun könnte:
Man ermittle den (arithmetischen) Mittelwert der abgegebenen Stimmen über alle Titel. Anschließend teile man die Zahl der pro Titel abgegebenen Stimmen durch den Mittelwert, und setze das Ergebnis als Faktor für das Endergebnis ein.
Beispiel:
Spiel 1: 100x genial, 400x sehr gut, 50x gut (550 Stimmen, 500+1600+150=2250 Punkte)
Spiel 2: 10x genial (10 Stimmen, 50 Punkte)
Spiel 3: 200x genial, 10x schlecht (210 Stimmen, 1000+10=1010 Punkte)
Mittelwert der abgegebenen Stimmen pro Titel: (550+10+210) : 3 = 256,66... Stimmen
Damit ergibt sich für Spiel 1 ein Gewichtungsfaktor von (550 : 256,66... = ) 2,14...
Bei Spiel 2 wäre dieser Faktor (10:256,66... = ) 0,0389...
Für Spiel 3 ergibt sich (210 : 256,66... = ) 0,81...
Damit Endergebnis:
Spiel 1 (2250 x 2,14... = ) 4815,... Punkte
Spiel 2 (10 x 0,0389... = ) 0,389... Punkte
Spiel 3 (1010 x 0,81... = ) 826,... Punkte
Das Ergebnis mag kraß erscheinen. Es hat auch klar die Auswirkung, daß extrem bekannte Titel stark anch oben gezogen werden. Minesweeper mag jeder kennen, aber wenn der Durchschnittswert eh bei Schlecht komma Null liegt, nutzt auch ein Skalierungsfaktor nicht mehr viel.
Alternativ könnte man den Faktor so lassen, aber statt der Punktwertung das arithmetische Punktmittel nehmen. Das ändert allerdings nichts am eingebauten Hype-Faktor, sondern hat eher einen kosmetischen Effekt daß die Punktzahl im Bereich unter 20 bleibt (Die bestmögliche Durchschnittsnote ist 5,0, und wenn das Spiel viermal so häufig bewertet wurde wie ein Durchschnittsspiel, kommt man eben auf "20").
Man muß aber die Punkte gar nicht veröffentlichen, sondern kann sich ja mit einer Ordinalskala benügen. Dann kann der zusätzliche Rechenschritt der Einebnung der Wertungen wegfallen und man erhält eine schön eindeutige Spreizung der Endergebnisse.
Man muß sich nur klar darüber sein, daß ein solches Auswertungsverfahren jene Titel tendenziell bevorzugt, die von einer großen Masse von Spielern bewertet wurde. Das muß man wollen, das ist die zentrale Entscheidung.
Ebenso muß man sich entscheiden, ob man eine lineare Skalierung der Wertungsoptionen will, oder ob man für "genial" z.B. 10 Punkte, für "sehr gut" 6, "gut" 4 usw. vergeben will, oder ob 5, 4, 3, 2, 1 das angemessene Schema ist (was z.B. dazu führt, daß auch "schlecht" noch zu einem Punktgewinn führt).
Anmerkung am Rande: Ich fand die Wortwahl "schlecht" in diesem Zusammenhang nicht so gut geeignet, weil es schon in der Nominierungsphase um "die besten Spiele aller Zeiten" ging und allein schon deswegen wirklich schlechte Titel wie "Strip Poker 4" von 1992 nie eine Chance hatten. Andererseits ist die Anhäufung von Hyperlativen wie "genial" und "sehr gut" sprachlich auch nur schwer zu trennen - ach, was soll's...