Zuerst mal wegen drittem Account: Ja, bin ja mittlerweile ein alter Mann. Das hat den Effekt, dass alte E-Mail-Adressen nicht mehr funktionieren und man beginnt, seine Login-Daten zu vergessen. Ich hoffe, die Datenbank packts
Wegen Switch: Nun ja, muss wohl so eine Art Midlife-Crisis sein (schon wieder so ein Alter-Mann-Syndrom
). Hatte mich sehr auf den Launch gefreut, aber irgendwie ist mir das ganze Konsolenprozedere mit der totalen Abhängigkeit vom Hersteller bald auf die Nerven gegangen (Stichwort: Wann kommt Update XY für Spiel Z, um die Bugs zu beheben? Wann kommt das nächste Firmwareupdate für grundlegende Features? Welche Spiele werden wohl im nächsten Jahr kommen? Ab wann darf ich für Online zahlen?), außerdem habe ich wohl die Befürchtung, dass ich wegen der Portabilität dann sonst nix anderes mehr mache, als Nintendo-Spiele zu spielen, wenn mein 1-jähriger Sohn mal ins Bett gegangen ist. Und noch ein paar andere Faktoren (die E3 fand ich z. B. allseits ziemlich bescheiden).
Genau zu dem Zeitpunkt musste ich meinen PC (in den letzten Jahren nur für die Arbeit genutzt) wegen besagtem Sohn ins Schlafzimmer umziehen und nutzte die Gelegenheit, neben Ubuntu auch mal wieder Windows 7 zu installieren. Dadurch konnte ich dann endlich ein paar Spiele spielen, die ich vor langer Zeit auf Kickstarter gebackt hatte (Contradiction, Tales of Numenera) und die auf Ubuntu nur schlecht oder gar nicht liefen. Das gleiche gilt für GOG Galaxy, das erst rauskam, nachdem meine Windows-Installation vor Jahren wegen einer defekten Platte hops gegangen war.
Zur gleichen Zeit war dann GOG-Summersale und ich bekam von meinen Eltern außerdem den Auftrag, meine PCP-Sammlung endlich mal in die eigene Wohnung zu schaffen. Seitdem lese ich jeden Tag in alten Heften und hab mir außerdem wieder Spiele installiert, die ich seit 15 Jahren nicht angegriffen hatte (Commandos, System Shock 2, Shadow Man, Jagged Alliance 2, Sacrifice, Wing Commander Prophecy, Quake Live ...).
Alles in allem ist mir durch diese Odyssee einfach aufgefallen, dass die PC-Spiele von damals eigentlich schon ganz anders waren, als die heutige Kost - und es auch heute noch sind, so wie viele moderne PC-Spiele auch (vor allem Adventures, Strategie - Stichwort Paradox -, Simulationen). Bis auf Ausnahmetitel wie Zelda komm ich grad einfach mit den Konsolengepflogenheiten nicht mehr klar - all der AAA-3rd-Person-Action-Open-World-Kram oder das nächste Indie-Spiel (sehr gut, aber es ist einfach zu viel - alle zwei Wochen ein neuer Titel) interessiert mich schon länger nicht mehr. Und trotzdem hab ich immer viel Zeit damit verschwendet, auf dem Laufenden zu bleiben - und Zeit ist genau das, was man als ziemlich frischer Papa so überhaupt nicht hat.
Da kommt mir so ein Retro- und PC-Flash gerade recht: Spiele mit Anspruch und Komplexität, wenn auch schwierig im Einstieg, etwas Tüftelei (Mods, Optimierung), eine viel offenere Plattform, niedrigere Kosten und eine Bibliothek bzw. ein (nicht nur Retro-)Backlog, der auf Steam und GOG mehr als 400 Titel umfasst und mich unabhängig davon macht, was uns die Shareholder von EA, Activision und Co. heute und in nächster Zeit noch zutrauen wollen. Und dann immer wieder in den Heften von damals schmökern.
Natürlich hab ich mir dann auch noch gleich einen neuen CPU-Kühler, ein neues Gehäuse und eine neue Grafikkarte gekauft (GTX 760 -> GTX 1060). Und die Hardware-Fummelei hat ja ihren ganz eigenen Reiz. Da fühlt man sich doch gleich wieder viel mehr wie der Dreikäsehoch von damals, der in der Config.sys rumgetrampelt ist, gleichzeitig aber auch erwachsener, als wenn man einfach nur das konsumiert, was einem die Konsolenhersteller vorsetzen, etwa so wie ein Mittfünfziger, der in seiner Freizeit im Garagenlabor rumlötet oder am CB-Funkgerät sitzt.