So ich hab mich jetzt endlich dazu durchgerungen, meinen Hall of Fame Artikel über Outcast zuende zu schreiben.
Bitte sagt mir was schlecht, falsch, doof oder zu kulinarisch ist, kritisiert, macht mich fertig!
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Wir schreiben das Jahr 1998, alle 3D-Spiele wurden durch die Macht der
3D-Beschleunigerkarten assimiliert.
Alle? Nein, ein kleines belgisches Entwicklerteam namens Appeal leistet erbitterten Widerstand.
Und das sehr erfolgreich, denn das Action-Adventure Outcast hob sich nicht nur grafisch angenehm vom üblichen Genre-Einheitsbrei ab.
Möglich wurde dieses durch einen Zaubertrank, der folgendermaßen zubereitet wird:
Man nehme eine eigens entwickelte Engine, basierend auf Voxel-Technik. Der Verzicht auf 3D-Kartenunterstützung garantiert hierbei einen einzigartigen Geschmack. Hinzu kommen einige Löffel, eines der pompösesten Soundtracks der Spielegeschichte, eingespielt durch das Moskauer Symphonieorchester, sowie eine ungemein Athmosphärische Sounduntermalung.
Desweiteren benötigt man eine große, fremdartige Spielwelt, mit fremdartigen aber redseligen Bewohnern, sowie einen bösen Tyrannen, der besiegt werden will.
Für eine außergewöhnliche Note sorgt das GAIA-System (Game Artificial Intelligence with Agents), welches die Bewohner der Welt mit individuellen Persönlichkeiten und Gefühlen versieht.
Serviert wird das Ganze mit einer filmreifen Story, die nicht unerheblich an Stargate erinnert.
Das Ergebnis ist ein wirklich einzigartiges Spielerlebnis, das den Spieler völlig in den Bann einer fernen Welt zieht, die so fantastisch und doch so realistisch ist, wie in keinem anderen Spiel.
Ihr Alter Ego, Cutter Slade (wie Bruce Willis in seinen besten Tagen, er wurde nicht umsonst von dessen deutscher Synchronstimme gesprochen), ist Mitglied der US Seals und ein echter Haudegen. Das ist gut so, denn es gibt viel Arbeit zu erledigen auf Adelpha, so der Name des Planeten, auf den es uns verschlagen hat, um im Auftrag der Regierung Babysitter für ein paar Wissenschaftler zu spielen.
Diese haben einen Weg gefunden, durch Dimensionen zu reisen. Eine Sonde, die man auf besagten Planeten geschickt hatte, ist dort allerdings angegriffen und beschädigt worden, wodurch leider ein schwarzes Loch entstanden ist, welches die Erde zu verschlingen droht.
Dieses ist daher möglichst schnell zu stopfen, wozu die Sonde allerdings repariert werden muß. Also begleiten wir die Wissenschaftler nach Adelpha, um die Sache schnell hinter uns zu bringen. Natürlich geht alles schief, Wissenschaftler und Ausrüstung sind verlorengegangen und über den Planeten verstreut, der Spieler selbst findet sich in einem kleinen Dorf wieder. Die einheimische Bevölkerung hält Slade für den Ulukai, einen von den Göttern gesandten Retter, der die Bevölkerung Adelphas von dem Joch des grausamen Herrschers Fae Rhan befreien soll. Außerdem sollen wir 5 heileige Gegenstände ( Mons) finden.
Großartig, jetzt dürfen wir schon zwei Planeten retten.
Nach einem kurzen Toturial, daß uns die Steuerung mit Maus und Tastatur näherbringt, sind wir bereit, uns ins Abenteuer zu stürzen. Das Spiel teilt sich in sechs sogenannte Welten auf, die nur durch Daokas (Teleporter) verbunden sind. So können alle Welten in beliebiger Reihenfolge besucht werden, vorrausgesetzt, man hat die entsprechenden Daokas schon gefunden bzw. freigekämpft. Jede Region ist einzigartig, so gibt es z.B. eine Bergbauregion, die durch Wüstensand und Gebirge dominiert wird, eine andere Welt ist von dichtem Wald überwuchert, Das Gebiet Talanzaar besteht nur aus einer riesigen, belebten Stadt. Erstes Ziel sollte es sein, die Bevölkerung durch gute Taten auf seine Seite zu ziehen, und sie schließlich dazu zu bringen, gegen den Tyrannen zu rebellieren und z.B. keine Steuern mehr zu zahlen. So werden die Gegner tatsächlich immer schwächer und es wird leichter jede Region systematisch von Feinden zu säubern. Dabei behilflich sind die sechs Waffen, die man im Laufe des Spieles finden oder kaufen kann, z.B. ein Granatwerfer oder ein Flammenwerfer. Außerdem findet man Ausrüstung, wie z.B. ein Gerät, daß ein Hologramm von Cutter erzeugt oder fernzündbare Sprengladungen.
Durch das Gaia-System werden alle Bewohner Adelphas mit einer eigenen "Persönlichkeit ausgestattet, so reagieren Personen unterschiedlich auf die Aktionen des Spielers, manche haben mehr Angst als andere, die Einwohner gehen sogar Bedürfnissen wie Hunger und Durst nach. Das Ergebnis ist eine absolut überzeugende Illusion einer lebendigen Welt.
Trifft man anfangs auf die erste Siedlung, wird einem schnell klar, daß noch wichtiger, als ein schneller Abzugsfinger, ein großes Maß an Geduld ist, denn Talaner reden gerne und viel. Dabei wird man gleich von Anfang an schonungslos mit einheimischen Vokabeln und Aufträgen überhäuft, welche wieder weitere Aufträge nach sich ziehen, so daß man ziemlich schnell vor einem großen Berg von Arbeit steht.
Läßt man sich davon nicht abschrecken, kommt man in den Genuß, völlig in eine wunderschöne Welt abzutauchen. Egal ob man durch die Sümpfe Okasanaars watet, oder sich in den Häuserlabyrinthen Talanzaars vor Fae Rhans Soldaten versteckt, die Atmosphäre stimmt einfach immer und die Story schafft es, den Spieler auch dann zum weiterspielen zu motivieren, wenn sich ein Auftrag mal wieder in die Länge zieht. Eins ist jedenfalls sicher, man hat immer etwas zu tun und es vergehen viele vergnügliche Stunden, bis man die Erde und Adelpha gerettet hat.