Mo, 6. Sep 2004, 00:31
Weitgehend fertig: Der EA-Teil des Specials. Wird hiermit zur Ansicht freigegeben.
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Electronic Arts
EA machte seinem Status als größter Spielepublisher der Welt alle Ehre: Der riesige, lärmende Stand in ungewöhnlicher Rundbauweise war selbst für Maulwürfe kaum zu übersehen. Durch das Gedrängel erst einmal drinnen angekommen, demonstrierte die Firma auch gleich, wie man seine Marktführerschaft weiter zu verteidigen gedenkt: Mit Multiplattformtiteln, Fortsetzungen altgedienter Serien und teuren Filmlizenzen.
Armies of Exigo
Die Echtzeitstrategie wird seit jeher von zwei Firmen dominiert. Auf der einen Seite stehen die Westwood Studios, die das Genre einst mit Dune 2 begründeten und dann mit Command & Conquer an die Spitze der Beliebtheitsskala katapultierten. Diesen Entwickler verleibte sich EA kurzerhand ein und rationalisierte den Namen zugunsten der hauseigenen PR-Strategie weg. Dem Erzkonkurrenten Blizzard Entertainment, dessen Echtzeit-Beiträge sich erst recht verkaufen wie geschnitten Brot, war hingegen so leicht nicht beizukommen. Was macht man also, wenn man trotzdem vom Erfolg der WarCraft-Reihe profitieren möchte? Richtig, man lässt einfach die eigenen Entwickler dessen Spielmechanik kopieren, und zwar so genau wie möglich. Unter diesem Gesichtspunkt hat Black Hole Entertainment mit Armies of Exigo perfekte Arbeit geleistet. Das Programm spielt sich wie WarCraft III, es bedient sich wie WarCraft III und es sieht sogar aus wie eine modernisierte Version von WarCraft III. Wie im Vorbild treten drei Parteien in einer Fantasywelt an, um einander die Helme zu verbeulen. Dabei erwartet den Heim-Feldherrn eine Mischung aus sehr viel klassischer Echtzeitstrategie inklusive Basisbau und einer Prise Rollenspiel, in der man spezielle Helden zum Einsatz bringt. Ab und zu verschlägt es dann auch einen Stoßtrupp in die Unterwelt. Hier wartet Armies of Exigo mit den ersten, zaghaften Innovationen auf, denn die feuchten Höhlen sind nahtlos von der Oberfläche aus zu betreten und können sogar erweitert werden. In manchen Einsätzen führt dementsprechend nur ein Zusammenspiel mit den Grottenbuddlern zum Erfolg. Auch ansonsten darf man an der Landschaft herumpfuschen und Brücken sprengen oder Lawinen auslösen. Trotzdem fällt es schwer, völlig das Gefühl abzuschütteln, das alles schon mal gespielt zu heben. Wer WarCraft III samt Addon bereits von hinten und vorne kennt, darf im Herbst 2004 dennoch einen Blick riskieren. Armies of Exigo mag eine dreiste Kopie sein, aber wenigstens ist es eine gute dreiste Kopie.
Battlefield 2: Modern Warfare
Während in den Vorgängern der Zweite Weltkrieg und der Vietnamkonflikt zu Multiplayer-Shooter versoftet wurden, müssen nun Irak- und Afghanistankonflikt als Internet-Posse herhalten. Offiziell natürlich nicht, aber der Einsatz von allerlei hochmodernem Kriegsgerät in den hinlänglich bekannten Wüstenszenarios ruft halt genau diese Assoziationen hervor. Die Spielmechanik präsentiert sich dabei als erweiterte Variante der Vorgänger: Bis zu 100 Spieler treten in Teams gegeneinander an. Man darf wieder in zahlreichen, zur Thematik passenden Fahr- und Flugzeugen über das Schlachtfeld wetzen oder sich als echtes Kampfschwein zur Infanterie melden. Deren Bedeutung soll durch eine stärkere Betonung von Häuserkampf weiter aufgewertet werden. Wer nämlich allzu forsch im Panzer durch enge Gassen tuckert, muss ständig damit rechnen, eine Rakete zwischen die Hörner gesemmelt zu bekommen. Richtig neu ist vor allem der sog. „Commander-Modus“, in dem ein Spieler auf taktischer Ebene das Kommando über den Trupp übernimmt und mit Anweisungen kreuz und quer über die Karte scheucht. Die Technik macht bereits einen guten Eindruck, und auch die Spielbalance dürfte Entwickler Dice eigentlich wieder hinbekommen. Wer schon immer der Meinung war, dass Krieg eine Sportart sein sollte, darf sich im Frühjahr 2005 in neue Schlachten stürzen.
Black & White 2
Nachdem der erste Teil zwar voller revolutionärer Ideen steckte, sich am Ende des Tages jedoch eher wie eine etwas krude Mischung aus simpler Aufbaustrategie und Edel-Tamagotchi spielte, setzt Lionhead mit Black & White 2 auf eine etwas konventionellere Basis aus Siedlungsbau und klassischer Echtzeitstrategie. So bekriegen sich nun fünf verschiedene Stämme in großen, direkt steuerbaren Schlachten, wenngleich dank etwas rudimentärer Diplomatie auch Friedenschlüsse möglich sind. Natürlich soll das Göttliche dabei trotzdem nicht zu kurz kommen: Mit mächtigen Wundern liest man entweder dem Gegner die Leviten oder belohnt die eigenen Jünger für fleißiges ora et labora. Die riesige Kreatur, die jede unsterbliche Entität im himmlischen Hinterhof hält, wird sich laut Lionhead diesmal dank verfeinerter KI nachvollziehbarer verhalten und damit zu einem echten Helfer heranreifen, dem man nicht mehr ständig über die Schulter schauen muss. Mit neuen Züchtigungsmethoden wie Peitsche oder Stock darf man dem Racker dazu das richtige Benehmen einbläuen – der Gott von heute hat offensichtlich ein Faible für alttestamentarische Erziehungsmethoden. An der Grafik gibt es bereits jetzt nichts mehr zu meckern. Wenn Lionhead die Bedienungsmängel und Leerlaufphasen des Vorgängers so nachhaltig wie versprochen ausräumt, bekommt man vielleicht diesmal das Spiel, das alle schon beim ersten Versuch erwartet haben. Ein konkreter Veröffentlichungstermin wurde von EA noch nicht genannt.
Burnout 3: Takedown
Wer dem Prüfer beim Führerscheintest zum Herzinfarkt verhelfen will, muss eigentlich nur die typische Fahrweise eines Burnout-Spielers imitieren. Auch im dritten Teil der rasanten Rambazamba-Reihe geht es in erster Linie darum, so viel Schrott wie möglich zu produzieren. Aggressive Fahrweise und abdrängen des Gegenverkehrs wird mit Bonus-Punkten und zusätzlichem „Boost“ für besonders rasante Temposchübe belohnt. Der Realismus bleibt dementsprechend in der Garage: Fahrverhalten und Physik-Engine sind Arcade pur und dienen in erster Linie dazu, möglichst spektakuläre Bilder zu produzieren. Das ist dann aber auch gelungen: Das Geschwindigkeitsgefühl ist schlicht atemberaubend und bei jedem Zusammenstoß raucht, brennt und splittert es, dass es eine wahre Freude ist – grafisch macht Burnout 3 keiner so schnell etwas vor. Um das alles auch perfekt auskosten zu können, hat Entwickler Criterion Games einen speziellen Crash-Modus spendiert, bei dem man geradewegs auf eine stark befahrene Kreuzung heizt. Destruktionsfetischisten mit Xbox oder Playstation 2 können noch im September dieses Jahres einen heißen Reifen riskieren. Auf dem PC bleibt der Motor kalt.
GoldenEye: Rogue Agent
Sind Finsterlinge nicht viel cooler als geschniegelte Martini-Schlürfer? Das Entwicklerteam von EA Los Angeles, das momentan an GoldenEye: Rogue Agent werkelt, scheint jedenfalls dieser Meinung zu sein und setzt die Bond-Lizenz einmal zu anderen Zwecken ein. Der Spieler schlüpft in diesem Shooter in die Rolle eines abtrünnigen MI-6-Mitarbeiters, der für Goldfinger arbeitet, um dessen Konkurrenten Dr. No vom Angesicht der Unterwelt zu putzen. Dabei ballert sich der dem Bösen verfallene Agent durch eine Reihe von aus den Filmen bekannte Schauplätze und macht jede Menge Gegner unschädlich – darunter auch so gewohnt garstige Gesellen wie einen gewissen, freundlich lächelnden Chinesen mit extrascharfer Hutkrempe. Die Idee besitzt eine gewisse Originalität, das Spiel dahinter eher nicht. Bislang wirkt Rogue Agent eher wie ein Shooter vom Fließband, der in jeder Hinsicht sehr ordentlich ist, aber allenfalls fanatische Bond-Fans aus dem Aston Martin fegen dürfte. Wer seine Martinis nur geschüttelt und nie gerührt trinkt, kann im November 2004 einen Blick riskieren – Xbox, Playstation 2 oder Gamecube vorausgesetzt: Der PC bleibt vorerst spionagesicher.
Der Herr der Ringe: Das dritte Zeitalter
Sie fanden schon immer, dass Final Fantasy & Konsorten inhaltlich sehr reizvoll wirken, doch Japano-Optik ist Ihnen ein Graus? Dann könnte Der Herr der Ringe: Das dritte Zeitalter genau das richtige für Sie sein, denn die Entwickler von EA Redwood Shores kombinieren das direkt aus Peter Jacksons Romanverfilmungen entliehene, westliche Erscheinungsbild mit fernöstlicher Spielmechanik. So bereist man aus den Vorbildern bekannte Schauplätze, aber auch ein paar neue Orte, die selbst in den Büchern nur in Erwähnungen vorkamen – ein stures Nachspielen der bekannten Handlung soll also nicht auf dem Plan stehen. Dabei trifft man natürlich allerlei finstere Gesellen, die man in rundenbasierten Kämpfen zerschnetzelt, um ihnen neue Ausrüstungsgegenstände abzuknöpfen und Erfahrungspunkte zu erhalten. Wer dabei Lust bekommt, den ach so guten Helden die glänzende Rüstung zu verbeulen, darf in freischaltbaren Bonusmissionen Saurons Schergen übernehmen und einmal so richtig das Böse heraushängen lassen. Kampfsystem und Optik sehen schon sehr manierlich aus; unbekannt ist jedoch, wie der Rest des Spiels funktioniert und ob sich die neue Story vernünftig in die „echte“ Handlung einfügt. Abenteurer mit Playstation 2, Xbox und Gamecube können sich im Herbst 2004 ins Abenteuer stürzen, während PC-Spieler zu Hause bleiben müssen.
Der Herr der Ringe: Die Schlacht um Mittelerde
Rollenspielvergnügen in J.R.R. Tolkiens Fantasy-Universum mag der PC-Gemeinde ja verwehrt bleiben, doch die bislang vielversprechendste Versoftung des Themas bekommen sie dafür exklusiv: In Der Herr der Ringe: Die Schlacht um Mittelerde krebst man nicht am Boden herum, um einen Ork nach dem anderen in lästiger Handarbeit zu vertrimmen, sondern kommandiert gigantische Armeen. Natürlich hat man die freie Wahl, ob das Gute wieder siegen soll, oder man in Saurons Diensten Mittelerde einmal komplett umgräbt. Die Command & Conquer: Generals-Entwickler von EA Los Angeles versprechen dabei deutliche Unterschiede zwischen beiden Parteien. Davon konnte man sich anhand der Messe-Version noch kein Bild machen, doch die bombastische Optik hinterließ bereits einen genauso guten Eindruck wie das gelungene Interface. Von Konkurrent Blizzard hat man sich die Möglichkeit abgeschaut, spezielle Helden ins Gemetzel eingreifen zu lassen – von Aragorn bis Gandalf steht alles bereit, was im HdR-Universum Rang und Namen hat. Auch nicht unbedingt auf dem eigenen Mist der Entwickler gewachsen, dafür aber weniger oft gesehen ist die interessante Idee, die Einheiten mit gewissen emotionale Zuständen – etwa Angst oder Wut – auf ihre Umgebung reagieren zu lassen. Ob es in der Praxis funktioniert, kann nur die fertige Version zeigen, die im November 2004 in den Läden liegen soll.
Knights of Honor
Futzelige Pixel-Strategie ist nicht ausgestorben? Sollte sie aber sein. Na gut, verallgemeinern darf man das nicht, aber bei Spielen wie Knights of Honor kann so ein Gedanke halt aufkommen. Doch nicht nur, dass die ganze Geschichte optisch wie ein Addon zu Age of Empires aussieht, auch inhaltlich halten sich die Ideen bei der Mischung aus Aufbau- und Echtzeitstrategie in Grenzen – um es vorsichtig auszudrücken. Das Programm ist keineswegs wirklich schlecht, doch wer dieses Genre nicht zum ersten Mal sieht, wird vermutlich herzlich Gähnen und dann den letzten Rest des Interesses verlieren. Wer noch eine Einschlafhilfe braucht, kann ab Oktober 2004 zugreifen. Alle anderen warten besser auf Stronghold 2.
Medal of Honor: Pacific Assault
Noch eine Reihe, die in die nächste Runde geht: Nachdem mit Medal of Honor: Rising Sun in der Konsolenwelt bereits vor geraumer Zeit der Transfer von EAs beliebter Shooter-Schlachtplatte in den Pazifik erfolgte, bekommt der PC erst jetzt seine Variante des Inselspringens im Zweiten Weltkrieg. Doch die Wartezeit wurde sinnvoll genutzt, denn statt den dezent verkorksten Fernost-Feldzug unverändert zu konvertieren, wurde das Spiel weitgehend neu programmiert und designt. So fällt sofort die um Klassen bessere Grafik ins Auge, die zur hervorragenden Atmosphäre zusätzlich beiträgt: Gewohnt intensiv pfeifen die virtuellen Kugeln um die nicht minder virtuellen Ohren. Darüber hinaus kann Medal of Honor: Pacific Assault die Einführung von etwas relativ simplem Teammanagement für sich verbuchen. Wer kein Problem mit der Wiederbelebung von hanebüchenen Japaner-Klischees hat, kann ab Ende September 2004 durch den Matsch von 25 Levels robben.
Need for Speed Underground 2
Keinen Bock mehr auf Feierabend-Stau? Dann wird es wieder Zeit, den Tiger in den Tank zu packen: Dank Need for Speed Underground 2 dürfen sich auch Sessel-Raser wieder bei illegalen Straßenrennen austoben, handelsübliche PKWs tunen und Mitarbeiter des TÜV somit neue Dimensionen des Begriffs „Alptraum“ beibringen. Tatsächlich ist der Schraubenschlüssel-Teil dieses Mal so extrem ausgefallen, dass einige Kreationen nach ihrer Rundum-Erneuerung eher wie tief fliegende UFOs anmuten. Wer sich daran nicht stört, wird sich freuen, dass die (fiktive) Großstadt diesmal frei befahrbar ist: Man tuckert in selbst gezimmerten Dreckschleudern durch die nächtlichen Gassen, fordert andere Oktan-Hoschis zum Duell heraus, bügelt ein paar Möchtegern Rennfahrer im Straßenrennen und kauft sich vom Preisgeld auf der Heimfahrt noch ein paar neue Gadgets im örtlichen Tuning-Shop. Obendrein sind die Strecken deutlich abwechslungsreicher als im Vorgänger ausgefallen. Was hier an Neuerungen aufgefahren wird, ist für die Vollpreis-Update-Spezialisten von EA fast schon luxuriös. Wenngleich die Versionen für Xbox, Gamecube und Playstation 2 momentan noch an einigen Ruckelanfällen leiden, macht die Technik schon jetzt einen sehr guten Eindruck. Da PC-Besitzer ohnehin gewohnt sind, Zündaussetzer mit schnellerer Hardware zu kompensieren, steht rasanten Rennen im Herbst 2004 nicht viel im Wege.
EA Sports
Ob auf dem Rasen, Eisflächen oder im Sandbunker: Auch dieses Jahr gibt es für alle Sportsfreunde wieder Updates ihrer liebsten Leibesbetätigung. Innovations-Großtaten sollte man nicht erwarten, aber ein paar dezente Änderungen – meist vor allem kosmetischer Natur – gibt es natürlich erneut. Wer immer die neuste Lizenz braucht, wird ebenso fündig. Und so darf man in Fifa Football 2005 das runde Leder kicken, mit Madden NFL 2005 auch außerhalb der Ostersaison auf Eierjagd gehen, bei NBA Live 2005 jede Menge Körbe werfen, in NHL 2005 den Puck und aufdringliche Gegner übers Eis prügeln, und schließlich bei Tiger Woods PGA Tour 2005 in der erlauchten Begeleitung des berühmten Golfers das 9er-Eisen schwingen. Wer sogar virtuellen Sport noch zu anstrengend, scheucht dank des Fußball Manager 2005 andere über den Platz. Bei diesem Spiel geht der Gamecube leer aus; ansonsten erscheint alles, was EA Sports zu bieten hat, in Kürze auf sämtlichen aktuellen Konsolen und dem PC. (bs)
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Grüße von
ButtSeriously
In memoriam PC Player 1/93 - 6/2001