So, jetzt sollte ich mal Zeit finden, von der Weltmeisterschaft zu berichten.
Da der einzige Flug nach Groningen überhaupt mit Ryanair von Stansted abfliegt, hab ich den Trip mit einem Besuch bei meiner Schwester verbunden. Die Flüge zusammen haben grad mal 100 Euro gekostet, Air Berlin und Ryanair sei Dank.
Früh musste ich dazu aber am Freitag (7.11.) los, bereits um 7 Uhr war ich in Stansted und wartete gespannt auf die vielen anderen, die auch diesen Flieger nehmen würden. Nach und nach trudelten sie ein und überraschten mich durch die Bank weg positiv. Ich hatte ja insgeheim Sorgen, nur "Geeks" zu treffen, die mich sofort von den Vorzügen von Linux überzeugen wollen...

Aber ganz im Gegenteil, ein paar haben sogar noch nie irgendein anderes Spiel außer KO2 angerührt - zB der englische Meister, den ein Freund zu KO2 gebracht hat und nachdem man feststellte, dass er ein Naturtalent ist (gute Hand-Augen-Koordination!?), hat man ihm die Finessen beigebracht.
Dementsprechend war es insgesamt ein echt gutes Wochenende, alle Abende waren alkoholreich und wirklich sehr lustig.
Aber zum Kick Off: Am Freitag gab es eine Übungseinheit bei unserem holländischen Gastgeber zu Hause mit vier funktionstüchtigen Maschinen. Die erste Partie war eine Wiederholung des Finales von vor zwei Jahren, der Grieche Alkis gegen den Holländer Mark. Das habe ich mir natürlich genau angeschaut und ich war baff - die Videoaufnahmen (von denen es auch viele auf ko-gathering.com ab dem Viertelfinale gibt) verharmlosen den brillanten Standard, mit dem diese Top-Spieler antreten. Jeder Fehler wird gnadenlos bestraft, der für mich immer noch bärenstarke Keeper wird locker ausgetrickst und das Stellungsspiel (vor allem auch, welchen Spieler man überhaupt steuert) einfach überragend.
Meine Hoffnungen sanken sofort, zumal es zwar enorme Leistungsabfälle innerhalb der 31 Teilnehmer gibt, aber vielleicht nur ein halbes Dutzend tatsächlich schlechter als ich war. Ja, immerhin. Wobei es in der Übungsrunde noch am besten für mich lief, ich war entspannt und schoss immerhin auch einige Tore und hatte ordentliche Ergebnisse vorzuweisen.
Gesetzt war ich auch zu Recht in Gruppe 7 (die erste Runde hatte vier Gruppen a acht Spieler), aber dies entpuppte sich als Nachteil. Denn natürlich wurde ich in die Gruppe mit nur sieben Spielern gelost (einer hatte kurzfristig abgesagt). Gegen die besten 16 hatte ich keine Chancen, das war klar. Aus Gruppe 5 bekam ich auch noch den Stärksten (meinen Zimmerkollegen Rodolfo aus Spanien, auch ein supernetter Kerl), also blieb nur noch der Holländer aus der 6. Gruppe als einzige Möglichkeit, Punkte einzufahren.
Der Samstag und damit das Turnier begann für mich auch gleich gegen den späteren Überraschungsweltmeister Gianluca (Italien) und endete mit 1:6. Die weiteren Resultate sahen ähnlich aus - wobei ich mit einem Gegentorschnitt von rund 4 Treffern noch blendend abschnitt, in der Abwehr war ich trotz meines offensiven 4-2-4 also gar nicht so schlecht, die Top-Spieler haben die anderen meiner Klasse gern mit 10:0 nach Hause geschickt. Zweistellig habe ich immerhin nicht verloren, mein schlechtestes Resultat war ein 3:9 gegen Martin Beard, der 4-3-3 spielt, was ich noch nie gesehen habe und im Angriff tödlich ist.
Wäre ich sieglos in meinen 12 Partien geblieben, hätte ich ins Game of Shame gemusst (die beiden Schlechtesten gegeneinander) und auch wenn ich dies wohl gewonnen hätte und somit nicht das "Shirt of Shame" tragen müsste, diesem Druck wollte ich mich nicht aussetzen. Es ist das letzte Spiel am Samstag, alle gucken zu und buhen die beiden Spieler aus, es ist grausam. Auswärts (ja, Team B ist wirklich schlechter als Team A) verlor ich gegen Luitzen (den an 6 gesetzten Holländer) 0:3 - leider war auch er besser, als ich es insgeheim erhofft habe. Das Rückspiel gewann ich aber eigentlich souverän, jedoch extrem zittrig 2:0, meine einzigen drei Punkte also. Wobei ich danach befreit aufspielen konnte, gegen meinen Gruppenersten bis kurz vor Schluß ein 1:1 hielt, selbst gute Chancen hatte und nach dem 1:2 in den letzten 10 Sekunden nur um Millimeter am 2:2 vorbeigeschrammt bin. Auch in meiner letzten Partie gegen Rodolfo (0:2) war ich alles andere als chancenlos.
Am Sonntag gab es ein kleines Ausscheidungsturnier um den besten der nicht für die Runde 2 qualifizierten zu küren, aber mit meinem ordentlichen Kater spielte ich zwar gut mit, vergab zwei Elfmeter und zig gute Chancen, verlor jedoch trotzdem mit 0:5 und 0:4. Das Geheimnis des Spiels ist natürlich, wie man effizient Tore schießt. Und da habe ich eine Menge hinzugelernt, ich konnte es aber erst im Nachhinein üben und mein Kumpel Tobi hat jetzt deutlich mehr Respekt für mich.
Ich konnte also den Rest des Tages so ziemlich alle Spiele ab dem Viertelfinale bewundern und selbst noch ein paar Übungsspiele machen. Freundlicherweise gab mir zB Klaus (Norwegen) zwei Partien, die er mit 10:1 und 9:1 gewann. Was dieser Typ im Strafraum anstellt, ist einfach unglaublich. Während andere auch ähnlich viele Tore schießen und dies auch viel Können benötigt, so machen sie es doch meist nach ihrem eigenen Schema F, einen Spielzug, den sie immer und immer wieder mit leichten Variationen ausführen. Aber dieser Klaus spielt einen im Strafraum einfach schwindelig, fantastisch. Trotzdem war für ihn bereits nach einem schwachen Spiel im Viertelfinale Schluß.
Dort hätte es auch fast den späteren Weltmeister Gianluca erwischt - gegen das 4-3-3 von Martin B verlor er das Hinspiel mit 3:6. Und obwohl er es selbst vorher noch nie gespielt hat, entschied er sich, Martin mit dessen eigenen Waffen zu schlagen, probierte selbst diese ungewöhnliche Aufstellung (nur die 4 Standardformationen sind im Turnier erlaubt und jede spielt sich ganz anders) und gewann das Rückspiel 5:1.
Im Finale traf er dann auf den englischen Meister Martin J, und letzterer war klarer Favorit, auch ein toller Offensivspieler. Aber Gianluca zeigte die Abwehrleistung seines Lebens, gewann das Hinspiel 3:2 und schaffte im Rückspiel ein 3:3, wobei Martin Sekunden vor Schluß bei einem leeren Tor nur den Pfosten traf.
Übermüdet flogen wir am Montag zurück nach London, aber es war wirklich eine fantastische Erfahrung. Und ein paar Freunde hab ich auch gemacht - ich kann mir durchaus vrostellen, dass wenn ich mal nach England fliege, ich auch James oder Robert besuche, oder wnen ich mal in Marbella bin rüber nach Jerez zum Rodolfo fahre. Und ein Grieche namens Spyros ist mir besonders ans Herz gewachsen, aber nach Athen komme ich so leicht nicht. Die nächste WM in einem Jahr werd ich aber auf jeden Fall mitmachen und vielleicht schaffe ich es ja auch vorher bereits, mal an einem Turnier teilzunehmen.
Mehr Infos (auf englisch) findet Ihr auf
www.ko-gathering.com und vor allem auch hier:
http://www.alkis.org/egathering3.html