Frisch zum Premierentag habe ich mir heute mal die zweite Runde von Bryan Singers lustigem Mutantenstadl gegeben. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Ich bin rundum zufrieden. Nicht über alle Maßen begeistert, aber es handelt sich um einen einfach nur sehr gut gelungenen Film.
Wie schon der oft gescholtene, für meinen Geschmack aber durchaus ordentliche Vorgänger setzt auch X-Men 2 ungewöhnlich stark auf seine Charaktere, und nicht auf möglichst wilde Action. Tatsächlich wirkt der Film trotz massenhaften SFX-Einsatzes erstaunlich unspektakulär - und das meine ich durchaus positiv. Singers Regiestil schreit nicht ständig "Ich will cool sein!", wie bei momentan so vielen anderen actionorientierten Filmen. Statt dessen liefert er eine augewogene Mischung ab: Rasante Kameraarbeit, wenn es sich anbietet, ansonsten eher ruhige Töne - alles in einem erstklassigen Gesamtrythmus. Das Lächerlichkeits-Fettnäpfchen, in das für meine Begriffe arg viele Comic-Verfilmungen treten, umschifft er mit geschickt eingestreuter Selbstironie, die gerade die typischen Elemente des Sprechblasen-Genres immer wieder ein wenig durch den Kakao zieht. In Kombination mit dem ruhigen Inszenierungsstil wirkt das ja doch ziemlich absurde Geschehen bemerkenswert wenig überdreht. Natürlich helfen auch die schauspielerischen Leistungen von Patrick Stewart und Ian McKellen, die ihren Figuren das richtige Quentchen Würde verleihen. Aber auch Hugh Jackman gibt seinem Charakter etwas sehr passend "wölfisches".
Man packe auf all das einen grundsoliden, recht spannenden Grundplot und eine schön warmherzige Botschaft obendrauf, und heraus kommt ein extrem unterhaltsamer und erfrischend weit über die übliche, formelhafte Comicdimension hinausgehener Popcorn-Film. Ich kann den Streifen jedenfalls wärmstens empfehlen: Neben dem unkonventionellen Unbreakable mein liebster "Zelluloid-Comic".
Grüße von
ButtSeriously
In memoriam PC Player 1/93 - 6/2001