Ich werfe niemandem Dummheit wegen seiner politischen Gesinnung vor und ob du's glaubst oder nicht, iirc habe ich '98 SPD gewählt. SPD und Grüne haben eine überzeugte Stammwählerschaft, die ich nie dumm nennen würde. Das dürften aber eben jene 30% aus den Sommerumfragen gewesen sein, denn diesen Parteien geht es politisch nunmal nicht gut derzeit. Dieses überraschende Wahlergebnis aber haben ganz andere herbeigeführt. Mir stumpfe Wählerschelte vorzuwerfen, greift angesichts dessen was ich meine, zu kurz.
Es ging mir ausschließlich um das Kippen der Stimmung in letzter Minute wegen eines Wahlkampfs-für-Idioten und schnöder Angst. Desweiteren habe ich geschrieben, dass man ein Volk natürlich nicht als Ganzes charakterisieren kann. Abdiel hat die Punkte richtig aufgezählt und von ButtS' Post möchte ich am liebsten jedes einzelne Wort unterstreichen.
Eins füge ich noch hinzu: Dies war keine Wahl der politischen Meinungen im Sinne der anderen Bundestagswahlen. Diese Wahl stand unter *erheblichen* Vorzeichen: eine abgewirtschaftete Regierung mit großen innerparteilichen Problemen musste sich über einen verfassungsrechtlichen Trick selbst auflösen! Aber das machte Gerd ja ganz vergessen...
Im übrigen ist es mir schnurzegal, ob ich nun von "dumm und feige" oder gemäßigtere Naturen von "naiv und ängstlich" sprechen. Das ist mir keine Diskussion wert, der Unterschied ist rein quantitativ. Daraus, dass ich gern starke Formulierungen benutze, habe ich nie einen Hehl gemacht.
Das war das letzte, was ich sachlich und als Antwort auf die vorangegangenen Posts beitragen möchte - der Thread ist eh ins emotionale abgerutscht.
Ich habe überhaupt keine Lust mehr. Ich will mich nicht dauernd erklären müssen vor Leuten, die gar nicht rational denken wollen oder deren Logik keine mehrstufigen Wenn-Dann-Verknüpfungen erlaubt, wenn sie überhaupt das Wort und dessen Bedeutung kennen. Das habe ich satt, denn es ist zwecklos.
Gewissermaßen bin ich raus aus der Gesellschaft. Das Fernsehen wird schon lange für die anderen gemacht, die meisten Zeitungen ebenfalls und nun auch noch die Politik. Hier steh ich, da die Masse. Nur wie ButtS feststellte, manchmal sitzt man wider Willen in einem Boot mit den anderen und dann wird aus distanziertem Zynismus eben doch Frust, weil man deren Mist auch mit schlucken muss. Da sind die Wahlen ja nur ein abstraktes Beispiel - auch auf beruflicher Ebene hab ich sowas erlebt. Ein scheiß Lebensgefühl ist das...
Aber das war nicht immer so. Früher habe ich auch in Gedanken *in* dieser Gesellschaft gelebt. Ich sah mich nicht getrennt und ging unbeschwert meinen Zielen nach - eine Welt in Watte. Dann aß ich vom Apfel der Erkenntnis und wurde aus dem Paradies vertrieben. [frei nach Rocko Schamoni]

Ciao,
Doc SoLo