Dirty Harry hat geschrieben:Ssnake hat geschrieben:Es ist einfach: Was im Schatten liegt, kühlt ab. Was von einer Sonne beschienen wird, wird warm.
Remus wendet der Sonne also immer dieselbe Seite zu, so wie der Mond auch immer mit derselben Seite zur Erde guckt (übrigens: Damit es soweit kommen kann, müßte Remus der Sonne so nahe sein, daß ihre Gezeitenkräfte die Planetenrotation abbremsen - also noch weit innerhalb der Merkur-Umlaufbahn...). Wenn der Planet also am Anfang eine Atmosphäre hat, hitzt sie sich auf der sonnigen Seite enorm auf, und kühlt auf der anderen Hälfte des Planeten wieder ab. Dadurch entsteht erst mal ein monströser Sturm, planetenweit. In einer Hälfte herrscht also ein Feuersturm wie in Dresden, auf der anderen Seite ewige Nacht wie im Polarwinter der Antarktis.
Bei jedem Abkühlungsprozeß kondensiert ein Teil der Atmosphäre auf der Nachtseite zu Flüssigkeit und geht als Niederschlag auf den Boden. Dort gefriert er, oder bleibt flüssig (je nach Siedetemperatur), bleibt aber auf keinen Fall gasförmig. Da die Nachtseite niemals von der Sonne beschienen wird, verdampft auch nie wieder etwas in dieser Eiswüste. Die Atmosphäre wird also immer dünner, kann immer weniger Wärme speichern, und damit beschleunigt sich der Erkaltungsprozeß auf der Rückseite während sich die Vorderseite immer weiter aufheizt.
Am Ende herrscht Vakuum, weil auf der Rückseite auch Sauerstoff und Stickstoff bei 4K gefrieren, also alle Atmosphäregase als Schnee niedergehen (mit Ausnahme von Helium, das bleibt flüssig - Wasserstoff vermutlich auch, dürfte aber sowieso nur in Spuren vorkommen). Am Ende haben wir auf der Rückseite Bedingungen wie auf Pluto, auf der Vorderseite irgendwas zwischen Merkur (Pfützen aus flüssigem Blei) und Mars (tote Wüste).
Frage: Muß ein Planet zwangsläufig rotieren?
Jein, die Venus zeigt ja beispielsweise eine sehr, sehr langsame, dem vorherrschenden Drehimpuls des Sonnensystems entgegengerichtete Rotation. Auch können Gezeitenkräfte zu einer Abbremsung der Rotation führen (beispielsweise entfernt sich der Mond jährlich von der Erde um 4 cm, und die um die Erde wandernden Wellenberge und -täler (auch Ebbe und Flut genannt) bremsen durch ihre Reibung mit den Landmassen die Erdrotation zusätzlich ab. Den ersteren Effekt kann man mit einer Eistänzerin vergleichen, die eine Pirouette dreht - streckt sie die Arme aus, verlangsamt sich die Rotation. Zusätzlich wird sie abgebremst, weil die Kufen auf dem Eis einen (geringen, aber vorhandenen) Reibwert haben - das entspräche so gesehen der Ebbe/Flut-Wirkung.
Zudem äußern sich Gezeitzenkräfte ja auch durch Verformung der Planetenkörper selbst. Ebbe und Flut sind ja Reaktionen auf die Gravitationswirkung des Mondes, die ja mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt. Die dem Mond zugewandte Seite der Meere wird also von ihm stärker angezogen (beult sich also in seine Richtung); auf der dem Mond abgewandten Seite bildet sich ein weiterer, schwächerer Wellenberg, denn der Meeresboden dellt sich ein winziges bißchen in Mondrichtung ein während die Anziehungskraft auf die Meeresoberfläche, die ja am weitesten entfernt ist, am geringsten ausfällt, so daß sie sich scheinbar anhebt. Und auch die Sonne entfaltet trotz der großen Entfernung noch Gezeitenwirkung - die Flut fällt bei Neumond und Vollmond am stärksten aus.
Wenn also ein Planet seinen Drehimpuls verlieren soll, muß er einem sehr starken Gravitationsfeld ausgesetzt werden. Für die Venus nimmt man an, daß es in der Vergangenheit eine Beinahe-Kollision mit einem mindestens planetengroßen Objekt gegeben hat, in dessen Folge sie sich wie ein Kreisel "auf den Kopf gestellt" hat und nun gegenläufig rotiert. Auf dem Jupitermond Europa gibt's flüssiges Wasser, weil das Gestein des Mondes durch die Gezeitenkräfte Jupiters so sehr durchgewalkt wird, daß es sich erwärmt und dadurch nicht alles Wasser gefriert. Ähnliches wäre vorstellbar, wenn ein größerer Planet noch innerhalb der Merkurbahn kreisen würde, dann wären die Gezeitenkräfte des Zentralsterns auch so stark, daß es zu einer Abbremsung kommen könnte.
Bzw. kann die Rotation auch einfach so langsam sein, daß sie bei einem Sonnenumlauf genau eine Drehung vollführt. (Genau dann wendet er nämlich der Sonne immer die gleiche Seite zu.)
Ja, gewiß. Das ist es ja, was bei Remus der Fall sein soll, und was ja auch beim Erde-Mond-System so ist.
Oder die Planetenachse zeigt in etwa in Richtung Sonne, dann rotiert der Planet zwar, aber trotzdem bleicht eine Seite immer der Sonne zugewandt.
Ja, etwa so wie bei Uranus. Allerdings hat er pro Umlauf einen Jahreszeitenwechsel, also nur Polarwinter und Polarsommer. Daß er um zwei Achsen rotiert, also den einen Pol der schnellen Rotation immer aud die Sonne gerichtet hält (durch eine zweite, langsame Rotation) ist zwar theoretisch denkbar, doch eine wirklich äußerst theoretische Möglichkeit. In der Praxis würde sich das in einer gemeinsamen Resultierenden auflösen, die Rotationsachse würde sich zu einer Mittelachse verschieben, die beide Drehimpulse vereint, und dann noch ein wenig taumeln (wie das die Erdachse ja auch tut, mit 26.000 Jahren Rotationsperiode, dem sog. "Platonischen Jahr").
Natürlich hast Du recht, daß auf der Sonnenseite hohe Temperaturen herrschen müssen und auf der abgewandten Seite sehr tiefe, aber wie hoch die Temperaturen auf der Sonnenseite werden hängt von der Entfernung zur Sonne ab.
Ja, aber die tiefstmögliche Temperatur ist die der kosmischen Hintergrundstrahlung, die bei 4 Kelvin liegt. Was im Dauerschatten liegt, [b]muß[b] auf diese Temperatur abkühlen. Damit kommt es zum beschriebenen Effekt der atmosphärischen Kondensation, und da die Atmospäre nicht wieder auftaut, auf Dauer eben zur Eliminierung der Atmosphäre mit nachfolgendem (Fast-)Vakuum.
Außerdem gibt es auf einem Planeten mit Atmosphäre den von Dir genannten Ausgleich von Sonnenseite zu Nachtseite.
Mit anfänglich heftigsten Stürmen, gegen die alles, was wir auf diesem Planeten kennen, ein Witz wäre...: Wir sprechen hier von Windgeschwindigkeiten nahe der Schallgeschwindigkeit.
Der eigentliche Prozeß der atmosphäreischen Ausdünnung durch Kondensation bliebe aber unaufhaltsam, und mit der Ausdünnung nähmen zwar die Windgeschwindigkeiten zu, die transportierte Wärmemenge aber ab. Die Ausgleichsfunktion verringert sich also zusehends, womit sich die Kondensation beschleunigt.
Selbst wenn die Atmospäre wie auf der Venus so dermaßen dicht sein sollte, daß es wider Erwarten nicht zur Kondensation käme, wäre menschliches Leben auf einem solchen Planeten nach gegenwärtigem naturwissenschaftlichen Nenntnisstand schlichtweg unvorstellbar.
Übrigens: Auch über Jules Vernes Reise zum Mond wurde gelacht, bis tatsächlich die ersten Menschen zum Mond geflogen sind, und zu dieser Zeit galt eine Kanone die eine Kugel aus der Umlaufbahn schießen kann noch als unmöglich. (Mittels Beschleunigung über ein Magnetfeld ist dies heute aber zumindest theoretisch schon möglich.)
Die Einwände gegen die von Verne beschriebene Pulverkanone waren seinerzeit wohl begründet, und wären es noch heute. So, wie er es beschrieben hat, geht es tatsächlich nicht. Das entwertet nicht seine Vision, ebensowenig die von anderen Schriftstellern vor und nach Verne, die über einen Mondbesuch fantasierten.
Ich bin ein großer Fan von Science Fiction, das sollte ich hier vielleicht nochmal betonen. Ich bin halt nur kein Fan von Star Trek, soweit es den wissenschaftlichen Gehalt der Serie betrifft. Ich mag schlüssige Argumentationen. Also, um nur ein Beispiel zu nennen, Larry Niven hat mal eine Reihe von Kurzgeschichten geschrieben, die sich alle miteinander um die Frage drehen, was wäre, wenn jemand das Beamen erfinden würde (z.B. der SF-Krimi "The Alibi Machine"). Im Gegensatz zu Star Trek variiert Niven aber nur diesen einen Parameter, die Naturgesetze behalten ansonsten ihre Gültigkeit. Wer bergab beamt, verwandelt eine Menge potentieller Energie in Abwärme, die in großen Wasserbecken weggekühlt werden muß. Wer vom Äquator zu den Polen beamen will, muß das über mehrere Zwischenstationen tun, die die Unterschiede im Drehimpuls abfedern und wiederum in Wasserbecken wegkühlen müssen.
Natürlich verschweigt Niven, wie das Beamen denn nun genau bewerkstelligt wird, aber das ist ja OK. Bei Star Trek würde hingegen eine absurde Erklärung geliefert (mal wird "der Körper in Moleküle zerlegt" (ach ja? Und wie transportieren wir dann die Moleküle???), mal werden die Quanteninformationen an die Zielstelle per Lichtgeschwindigkeit übertragen, wo dann eine identische Kopie erstellt wird (1. Und was ist mit Planeten ohne Gegenstelle? 2. Warum löst sich der abgetastete Körper auf? 3. Wie soll eine Terabyte-große Datensammlung so schnell verarbeitet werden? und 4. Was ist mit Heisenbergs Unschärferelation, nach der die Abtastung des Zielkörpers sowieso unmöglich ist?), heute würden die Autoren vermutlich was von Quantentunnelung faseln. Das Prinzip Enterprise ist eben, schwachsinnige Erklärungen zu liefern, anstatt sie gnädig zu verschweigen. Man könnte ja einfach sagen: Is' so. Aber sie machen immer wieder den Fehler zu sagen, "Is' so, weil [Technobabble]" und dann kommt nur der Unsinn von der Subraumstörung.
Zu den mangelnden Sicherheitsvorkehrungen an Bord der Enterprise: Ich glaube kaum, daß man mit noch so viel Schnickschnack die Auswirkungen einer solchen Raumschlacht abdecken könnte.
Naja, wozu dann ein Kraftfeld zur Abdichtung? Man könnte ja auch das Tragen von Raumanzügen zur Pflicht machen, wenn Roter Alarm gegeben wird (Gelber Alarm: Raumanzüge bereitmachen (also einsteigen, aber Helm noch nicht schließen)). Die Begründung "Wir haben ja Schutzschilde" zieht nicht, weil sich die Leute ja regelmäßig blaue Flecken und wahrscheinlich Knochenbrüche holen, wenn sie von den Druckwellen auf der Brücke umhergeschleudert werden. Da wären die Aufenthalte auf der Krankenstation unnötig, wenn man sich nur der Erfindung des Sicherheitsgurts bedienen würde. Billigste Low-Tech des 20. Jahrhunderts würde völlig ausreichen. Das Kraftfeld ist ja gut und schön - nur nicht schnell genug. Da wurden doch schon wieder Crew-Mitglieder in roter Uniform und ohne Vornamen geopfert - nur um eines dramatischen Moments willen.
Wenn Dein Auto mal von einer Panzerfaust beschossen wird kannst Du den Hersteller ja auch nicht verklagen weil er das nicht abgesichert hat, oder? (Dann mußt Du Dir eine gepanzerte Limo kaufen, die schluckt dann aber locker mal die dreifache Menge Sprit.)
Die Enterprise ist aber, wie ein Kampfpanzer, für Raumschlachten gebaut worden. Muß man jedenfalls annehmen, so oft wie man schon welche in den verschiedenen Filmen welche verschrottet hat. Diese eklatanten Sicherheitsmängel lassen sich nur durch Korruption bei der Beschaffung erklären...
