Early hat geschrieben:Aber das sind ja auch alles Ausdauer-Sportarten, wo es fast ausschließlich auf die körperliche Verfassung ankommt.
Ben Johnson, Gewichtheber, Diskuswerfer, chinesische Schwimmtranssexuelle - Schnellkraft und Makimalkraft lassen sich ebensogut chemisch fördern. Ich glaube auch nicht, daß nun ausgerechnet Kraftausdauer (z.B. im Rudern) der einzige Bereich bliebe, wo man mit Doping nichts ausrichten könnte.
Mein Eindruck ist, es wird nur aufgedeckt, wo auch hingeschaut wird, und die meisten Sportverbände halten lieber alles unter der Decke. Doping verseucht alle Spitzensportarten. Epo mag vielleicht besonders wirksam sein und daher vor allem in den Ausdauersportarten besonders begünstigen (man muß sich ja nur ins Gedächtnis rufen, wie die "Übermenschen" Pantani, Armstrong, Ullrich, Hamilton, Virenque die Bergflanken hochgeflogen sind - mir scheint der Dopinggebrauch direkt proportional zum Geschwindigkeitsüberschug gegenüber dem Hauptfeld zu sein).
Aber die Gesellschaft belügt sich selbst, wenn sie es nicht für möglich, gar wahrscheinlich hält, daß auch in Mannschaftssportarten gedopt würde, oder in so ziemlich allen Bereichen. Doping findet ja auch im Breitensport statt, und durchaus massiv. Speziell in den Muskelbuden, aber ich bin sicher, es breitet sich von dort auch in andere Bereiche aus.
Letztlich wird das von der Natur des Sports an sich begünstigt. Sport hat ein starkes wettbewerbliches Element, und vor allem dem Sieger wird Aufmerksamkeit zuteil, allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz. (Da waren die Griechen der Antike ehrlicher: Lebenslange Pension für Sieger, Verbannung aus dem Heimatdorf für die Zweitplazierten). Wenn also letztlich nur Rekord und Sieg Aufmerksamkeit garantieren (und damit direkte Auswirkung auf den Marktwert des Sportlers haben), dann ist der Anreiz zum Doping enorm, und sei es auch nur aus vermutetem Opportunismus der Konkurrenten (also um einen vermeintlichen Nachteil auszugleichen). Wäre Schumacher kein Seriensieger gewesen, wäre ihm bei weitem nicht so viel Aufmerksamkeit zuteil geworden (und dementsprechend weniger Einkommen; dasselbe gilt natürlich für Senna, Piquet, den Hacklschorsch und viele andere mehr). Sponsoren wollen sich im Glanz von Siegern und Rekordhaltern sonnen. Fans wollen ihre Idole vor allem siegen sehen. Kann mir keiner erzählen, daß die Schalker drei Vizemeisterschaften einer einzigen tatsächlichen Meisterschaft vorziehen würden.
Dieses Grundmuster gilt überall. Dann ist es nur noch die Frage, ob es sich um eine Randsportart handelt (Rennrodeln) oder um eine, wo viel Geld an die Spitzenkräfte gezahlt werden, und man kann direkt die Wahrscheinlichkeit für Dopingvorkommnisse ablesen (höher vor und während Wettkämpfen, speziell Großereignissen wir den Olympischen Spielen). Wie wahrscheinlich es ist entdeckt zu werden: Nun ja, offenkundig nicht so sehr.
Das korrosive an der ganzen Angelegenheit ist, daß Sportler mittlerweile tatsächlich als unter Generalverdacht stehend betrachtet werden müssen. Ausnahmetalente, ein "guter Tag", all' das wird sich nur noch als "vorläufig unbewiesene Dopingvermutung" darstellen (außer natürlich bei den Verdrängungskünstlern).
Was bleiben sind Koordinations- und Geistessportarten. Curling. Hallenhalma. Blitz- und Simultanschach. Tischtennis, solange keine reflexbeschleunigenden Mittel bekannt sind. Sportschießen und Turmspringen.
Tolle Wurst.