Es ist egal, ob's Prozentzeichen, Sterne oder sonstwie duch Zahlenwerte darstellbare Qualitätsangaben sind: Alles Unsinn. Spielspaß läßt sich nicht messen, man kann auch einen Roman nicht mit Prozentangaben erfassen. Die Bewertung muß sich aus dem Text erschließen, z.B. "Die Grafik ist schön - die Figuren sind detailliert modelliert, bewegen sich natürlich und fließend, allerdings stören gelegentliche Clipping-Fehler" DAS IST AUSSAGEKRÄFTIG, damit kann man was anfangen, hingegen ist "Grafik 80%" oder "4 von 5 Sternen" oder "Zweieinhalb Daumen hoch" einfach nur blödsinnig. Begleitet es den Text, ist die Quantifizierung überflüssig, weil sie ja nur versucht in Zahlen zu fassen, was der Text schon längst enthält. Es gibt auch keine schlüssige Methode, aus dieser Textaussage herauszufiltern, ob "81%" oder "79%" "genauer" dran wären.
Die Verwendung solcher Quantifizierung ergibt nur dann Sinn, wenn die Kritiker wissen, daß sie entweder keine aussagekräftigen, prägnanten Texte schreiben können, oder wenn ihre Leser die Texte nicht deuten können (wessen Schuld das dann ist, soll an anderer Stelle erörtert werden). Niemand würde einer Othello-Aufführung im Opernhaus eine "82%" verpassen. Stattdessen nimmt sich der Kritiker musikalische Darbietung - Sänger, Orchester -, Bühnenbild und Stimmung im Saal/Publikumsreaktion vor, um dem Interessierten die Informationen zu liefern, ob sich ein Besuch lohnt oder nicht.
Quantifizierung gaukelt Objektivität vor und ist stattdessen ein Schritt zur Entwertung des Worts und zur Verdummung der Leserschaft. So wie die BWLer "Balanced Scorecard" als Methode zur Entscheidungsfindung noch immer gelehrt bekommen, obwohl es nachweislich schwachsinnig ist, weil ja durch die Verschiebung von Gewichtung und Notengebung gleichermaßen jedes gewünschte Ergebnis passend gerechnet werden kann, läßt sich offenbar auch bei Spieleberichterstattung diese Seuche der Scheinobjektivität nicht totschlagen.
