Das eine Jahr bei Herrn Babetzke war der beste Deutschunterricht, den ich je erleben durfte. Die "Iphigenie auf Tauris" haben wir in sechs Wochen erschöpfend behandelt, bei allen anderen Deutschlehrern die ich kenne, hätte es ein halbes Jahr gebraucht. So hat es Spaß gemacht, kurz und knackig. Nicht zuletzt deswegen, weil jeder ein Referat zu einem Teilaspekt halten mußte (also keine inhaltlichen Überschneidungen). Einer hat was über die Griechische Götterwelt zum Besten gegeben, einer zur Biografie Goethes, etc.
Leider wird der Deutschunterricht - so mein mittlerweile etwas nagestaubter Eindruck, es mag sich geändert haben - von total verschnarchten Germanisten dominiert, die irgendwann mal was von Rudi Dutschke gehört und davon nur die Hälfte verstanden haben. Ansonsten hält man sich sklavisch an überfrachtete Lehrpläne ohne den Mut, diesen knapp abzuhandeln um sich Freiraum für das zu schaffen, womit man das Interesse der Schülerschaft wecken kann.
Beispielsweise habe ich sehr viel gelesen, und tue es, soweit mir die Zeit bleibt, auch heute noch. Nur leider nicht das, was ich laut Lehrplan hätte lesen sollen. Auf meine Einlassung, das Lesen müsse Spaß machen, und es sei vor allem Aufgabe des Deutschunterrichts, neben der Vermittlung von Rechtschreibung und Grammatik das Interesse an der Literatur zu wecken, anstatt die Schülerschaft mit germanistischen Proseminaren einzuschläfern, bekam ich die "Hausaufgabe", diese Gedanken doch bitte mal schriftlich auszuformulieren. Gesagt, getan, abgegeben - und nie eine Reaktion erhalten. So kann man seine Schüler natürlich auch entmutigen und ihr Interesse betäuben.
Das eigentlich entsetzliche daran ist ja, daß die 68er-Generation mit dem Anspruch angetreten ist, den Muff von 1000 Jahren zu vertreiben. Leider haben sie ihn durch theorielastiges Geschwafel aus der linken Ecke ersetzt, das zum Gotterbarmen öde und langweilig ist.
