thwidra hat geschrieben:Ssnake hat geschrieben:Jau, willkommen im Club.
Man könnte ja sehr wohl auch argumentieren, daß eine solche Simulation geeignet ist, dem interessierten Staatsbürger darzulegen, wofür die Steuermilliarden augegeben werden, und selbst abzuschätzen, wie der Verlauf eines Gefechts sein könnte. Das könnte einerseits helfen, Vorurteile abzubauen, andererseits aber natürlich auch nur ein falsches Bild durch ein anderes falsches Bild zu ersetzen.
Genauso könnte man aber sagen, dass der Spieler anschließend ein realistisches Buch zum Thema liest, oder sich einfach die neuesten Nachrichten im Fernsehen ansieht. Und sein Bild (durch den "invormativen" Charakter) des Kriegsgeschehens ändert sich wieder.
Unterscheidet der Spieler aber strikt vom Virtuellen, dürfte alles, was im Comuterspiel dargestellt ist, keinen direkten Einfluss auf seine Meinung haben.
Da bin ich ein wenig anderer Meinung.
Ich habe bei der Bundeswehr Ende der 80er/Anfang der 90er jahrelang gepaukt, wie man sich eines massiven Überfalls durch mechanisierte Divisionen nach "Kräftgliederung Rot" zur Wehr setzen sollte; Richt-/Ladeschütze, Kraftfahrer für Leo 2, Kommandantenlehrgang, Offizierlehrgang, Zugführerlehrgang, Schießlehrerlehrgang, Übungsplatzaufenthalte, simulatorgestütztes Training, Sandkasten, Filme, Planspiele - und nicht zuletzt die intensive Diskussion mit Kameraden.
Ein halbes Jahrzehnt später sitze ich vor dem Szenario-Editor von Steel Beasts V 0.28 und habe gerade, so "rein aus Scheiß", mal ein einfaches (aber an gelernten Sachverhalten ausgerichtetes) Szenario entwickelt, bei dem einige hundert Feindpanzer auf engem Raum mit hoher Geschwindigkeit auf mich zurollen.
Nichts, aber auch gar nichts in meiner Ausbildung zuvor, die sicher nicht schlecht war, hat mich auf diesen Anblick vorbereiten können - daß man nicht mal weiß, worauf man zuerst schießen soll bei dieser Lawine aus Stahl. In diesen Momenten merkt man, daß obwohl man der Schöpfer und Herr des Szenarios ist, das Resultat der Simulation einen sehr wohl fundamental zu überraschen vermag.
Es ist ein Unterschied, bei Avigdor Kahalani zu lesen, wie sein Bataillon 1973 im Golan eine Angriffswelle nach der anderen durch die syrischen Panzerregimenter abwehrt und die Lage immer verzweifelter wird - oder es selbst zu erleben, selbst wenn es nur im Rahmen einer Simulation erfolgt. Kein Hexfeldspiel, kein Fernsehteam, kein Zeitungsbericht kann diese Atmosphäre erzeugen (freilich ist auch ein Computerspiel nur ein schwacher Ersatz der Realität, ist klar).
Der PC schafft eine enorme Rechenkraft in unser aller Heim, eine Macht, die vor wenigen Jahren noch den Regierungen und Großkonzernen vorbehalten war. Damit ermöglicht diese Technologie auch dem interessierten Bürger, sich ein besseres Bild von seiner Armee oder einem möglichen Krieg zu machen, als das je zuvor ohne direkte eigene Anschauung möglich war.
Die Schlußfolgerungen muß natürlich jeder selbst ziehen. Ich sehe meine Arbeit auch als Teil einer umfassenden, technologisch induzierten Demokratisierungsbewegung, als eine Möglichkeit, zur Mündigkeit als Staatsbürger und Wähler zu gelangen.