thwidra hat geschrieben:So realistisch das "Zucken" der leblosen Körper sein soll, wenn man drauf schießt, so fern ab jenseits des guten Geschmacks ist das auch. Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, das zu machen, wer dazu ein Bedürfniss hat, naja. So was zu programmieren zeugt schon von reichlich Seltsamkeit.
Es wird wahrscheinlich einfach nur eine natürliche Konsequenz der Physik-Engine gewesen sein. Da muß man als Programmierer gar nicht explizit ein "Leichen-Zucken" einbauen. Du definierst Impulserhaltung und in sich bewegliche/gelenkige Körper, und das war's. Es erfordert vielmehr einen Programmieraufwand, um diesen Spezialfall wieder herauszunehmen.
Diese Diskussion hier geht wieder mal am Kern vorbei. Wer das, was das Spiel oder ein bestimmtest Feature für ihn persönlich bedeutet, auf die Allgemeinheit projiziert, folgt im Kern derselben Logik wie die Jugendschützer und der deutsche Gesetzgeber vor den letzten Änderungen. Nach dieser Logik gehört eigentlich jegliches Killerspiel verboten. Es gibt keine graduelle Schwelle zwischen "noch tolerierbarer Brutalität" und "geschmacklosem Gewaltspiel".
Computerspiele sind nicht gewalttätig. Ihre Konditionierungsmacht wird maßlos überschätzt. Wer glaubt, daß das Leichen-Zucken in einer Demo in Jugendlichen den Wunsch keimen läßt, es in Realität auszuprobieren, muß dieselbe Konditionierungsmacht auch den allgegenwärtigen Tötungshandlungen im Computerspiel zuschreiben, und dann bleibt eigentlich nur die Konsequenz, alle Egoshooter und Militärsimulationen zu verbieten.
Die Frage ist doch vielmehr, was das Spiel für den einzelnen Spieler bedeutet - ob es ihm vielleicht das Gefühl vermittelt, sein eigenes Schicksal selbst in die Hand nehmen zu können. Denn darum geht es in jedem Computerspiel: Der Spieler kann das beeinflussen, was um ihn herum passiert. Kinder, die dieses Gefühl im realen Leben nicht haben, können durch (jegliches) Spiel (auch ohne Computer) Selbstbewußtsein und den Willen zur Selbstbehauptung gewinnen. Erst
durch das Spiel lernen wir, zwischen Realität und Phantasie zu unterscheiden.
Wenn also jemand seine Phantasie von "zuckenden Leichen" ausleben will, dann müssen wir doch zu allererst nachschauen, was es ihm persönlich bedeutet. Es kann ihn Neugier auf das Physik-System treiben, oder er will als beängstigend empfundene Vorstellungen verarbeiten, oder er hat tatsächlich eine krankhafte Phantasie.
Verbietet man einem Computerspiel, so etwas darstellen zu dürfen, so ist das nichts weiter als staatlich organisierte Verdrängung. Wir wollen eine gewaltfreie Gesellschaft, da wird ein Computerspiel mit Gewalt-Inhalten als Bedrohung des gesellschaftlichen Gefüges empfunden. Man prügelt den Sack und meint den Esel.