Das ist nur dann physiologisch möglich, wenn alle Körpersignale eine existenzielle Bedrohung signalisieren. Diese kann aber nur in einer vollsynthetischen Welt vorgetäuscht werden, die keiner will.
Tut mir leid. So stimmt es einfach nicht. Auch ohne tatsächliche Bedrohung kommt es zu Situationen, wo der Körper Adrenalin ausschüttet, bis (wortwörtlich) der Arzt kommt. Sogar ohne
jegliche Sinneswahrnehmung ist das möglich.
Zudem: Alle oben von dir genannten Sinneswahrnehmungen sind zwar Voraussetzung für eine hundertprozentig authentische Abbildung der Realität. Aber sie widerlegen nicht die Argumentation: FALLS wir 100% realistisch abbilden WÜRDEN, dürfte man mE unterstellen, dass die Wirkung der Simulation der der Realität entspräche. Das halte ich nicht für wirklich angreifbar. Allein meine Folgerung ist nicht zwingend, aber imo überwiegend wahrscheinlich: schon auf Zwischenschritten der Annäherung erreichen wir auch eine annähernde Wirkung. Dazu auch:
Jahaaa... aber das funktioniert doch deswegen, gerade weil den Patienten klar ist, daß ihnen eigentlich nichts passieren kann. Es geht wieder mal um gefahrloses Ausprobieren, um eine in diesem Sinne erwünschte Desensibilisiereung. Die zudem nur dann erfolgreich ist, wenn sie unter ärztlicher Begleitung und Kontrolle durchgeführt wird.
Sag ich ja: In einer rein fiktiven, objektiv ungefährlichen Welt überwindest du durch eine Form von Abstumpfung deine Ängste
mit Wirkung für die Realität! Bereits heutzutage. In keinesfalls exakten Simulationen. Warum sollte das dann bei Ekel oder bzgl. der Gewaltschwelle nicht gehen? (EDIT: Und liegt ein steigender Wirkungsgrad bei steigender Abbildungsexaktheit nicht gleichfalls nah?)
Der Einwand mit der ärztlichen Kontrolle,sorry, ist schlichtweg eine unzutreffende Behauptung:
Ich hatte früher Panikattacken. Insbesondere (lacht nicht) wenn ich Blut gesehen habe und wollte/konnte deswegen eine Zeit lang keinerlei "blutigen" Spiele mehr spielen. Mittlerweile habe ich mich wieder so daran gewöhnt, dass es mir Spaß macht Shooter zu zocken und ich sogar beim Arzt zugucken kann, wenn der mich mit seiner Spritze löchert.
Diese Wirkung ist ein Faktum. Und ich bin bzgl. letzterer kein Exot, da es tatsächlich heutzutage eine anerkannte Behandlungsmethode ist, Simulationen gegen Phobien einzusetzen. Daher nochmal die Frage: Wenn nachgewiesen ist, dass ich Abstumpfung im erwünschten Sinne erreichen kann, in dem ich mich einem simulierten Reiz aussetze (und zwar nicht, wie du oben sagst,
weil ich weiss, dass eine Simulation gegeben ist, sondern
obwohl ich es weiss!), fällt es dann nicht schwer zu behaupten, dass eine solche Abstumpfung im gesellschaftlich unerwünschten Sinne ausgeschlossen ist?
Bzgl. des Magenumdrehens "nur" in Realität. Das ist aus meiner Sicht wieder nur eine Frage, wie gut Realität und Simulation auseinandergehalten werden können, was a)mit der Abbildungsexaktheit und b)mit der Intelligenz (und insbesondere Alter) des Rezipienten zu tun hat.
Mir geht gerade auf ... wenn ich an meine eigene, oben genannte Beeinflussbarkeit denke und meiner eigenen Logik weiter folge, heißt das, dass ich entweder
a) eine bessere Grafikkarte habe als ihr
oder
b) dumm genug bin.
Da ich a) recht sicher ausschließen kann ... nuja ...
Wie die Diskussion auch ausgeht, ich bin somit entweder im Recht und deswegen offensichtlich ein beeinflussbarer Vollpfosten oder
zumindest im Unrecht.
Klasse Leistung meinerseits.
